Kunstmarkt Düsseldorf übertrumpft Köln

Düsseldorf · Nach langer Pause gibt es in der Landeshauptstadt wieder einen Kunstmarkt von Rang: die "antique & kunstmesse". Sie überzeugt durch ein hochwertiges Angebot an Antiquitäten, klassischer Moderne und sogar an Gegenwartskunst.

 290000 Euro kostet das Gemälde „Black Sweater“ (1,80 Mal 1,20 Meter) von Alex Katz - ein Angebot der Galerie Ludorff.

290000 Euro kostet das Gemälde „Black Sweater“ (1,80 Mal 1,20 Meter) von Alex Katz - ein Angebot der Galerie Ludorff.

Foto: RP, Gabriel

Düsseldorf Ein Gerücht geisterte gestern durch die Gänge der "antique & kunstmesse düsseldorf": Es sei ungewiss, ob es im Herbst die "Cologne Fine Art" noch einmal geben werde. Die Kölner dementierten prompt: Die Traditionsmesse werde sich auf jeden Fall auch in diesem Jahr als Treffpunkt der Kunstliebhaber anbieten.

Die Konkurrenz in Düsseldorf allerdings hat sich im zweiten Jahr ihres Bestehens so sehr herausgeputzt, dass sie den Kölnern den Rang, die Händler und zugleich die Besucher abluchsen könnte. Zu einem großen Teil sind die Namen der Anbieter von anderen Messen wie der "Cologne Fine Art" oder der unschlagbaren TEFAF in Maastricht bekannt. Und etliche breiten nicht einfach nur ihre Bestände aus, sondern überraschen das Publikum mit Objekten, die man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.

Das Düsseldorfer Buch- und Kunstantiquariat Hans Marcus zum Beispiel hat seine Koje mit Radierungen von Piranesi gefüllt. Die Galerie Dr. Riedl aus München stellt Zeichnungen aus dem Nachlass von George Grosz aus. Und Michael Schwarze Fine Art aus Kelkheim hat Blätter von Jörg Immendorff aus den 70er und 90er Jahren versammelt.

Die Preise reichen von wenigen hundert Euro für grafische Blätter oder kleinformatige Mischtechnik-Arbeiten bis zu jenen 980000 Euro, die der Düsseldorfer Galerist Rainer M. Ludorff für einen Liebermann verlangt: das Gemälde "Wannseegarten" von 1923.

Gerade die Düsseldorfer Händler legen sich auf diesem Markt besonders ins Zeug, denn sie haben den Ehrgeiz, die "antique" mit ihren jetzt 113 Teilnehmern in die vorderste Reihe der deutschen Kunstmessen zu führen. Ludorff hat sich zu diesem Zweck nicht nur reichlich mit Bildern von Nolde eingedeckt, sondern zeigt auch in der Gegenwartskunst Flagge - mit einem Großformat des Amerikaners Alex Katz für 290000 Euro: "Black Sweater" von 1998. Zu den Angeboten im oberen Preissegment zählen ebenso zwei Sphinx-Figuren aus Sandstein am Stand des Worpsweder Kunsthandels Viebahn: preußische Wertarbeit aus der Zeit um 1820 für 135000 Euro.

Allem Anschein nach sind sich nicht nur die Düsseldorfer Händler der Erwartungen bewusst, die eine rheinische Kunstmesse weckt: Die Leute wollen Lokalkolorit sehen. Michael Nolte aus Münster hat ein repräsentatives Bild der Düsseldorfer Malerschule mitgebracht: Oswald Achenbachs "Blick auf Ischia" (165000 Euro). Und der Kunsthandel Thomas Schneider aus München führt Max Clarenbachs "Winter am Niederrhein" ins Feld (28000 Euro). Remmert und Barth aus Düsseldorf begeht nachträglich den 60. Todestag der Düsseldorferin Johanna Ey ("Mutter Ey") mit einem Konvolut von Werken, darunter ein Porträt Johanna Ey von Robert Pudlich aus dem Jahr 1930.

Beck & Eggeling schließlich, gleichfalls aus Düsseldorf, sorgt dafür, dass auch die rheinische Nachkriegskunst ihren Platz auf der Messe hat - mit einer Auswahl von Bildern und Objekten des einstigen Zero-Künstlers Heinz Mack aus Mönchengladbach.

Noch ist die "antique & kunstmesse düsseldorf" nicht perfekt. Man möchte die Händler ermuntern, endlich Schluss zu machen mit der - leider auf allen Kunstmessen üblichen - Geheimniskrämerei um die Preise. Objekte aus dem Hochpreis-Segment sind in der Regel mit einem Schildchen "Preis auf Anfrage" ausgezeichnet. Was soll das? Auf einer Verkaufsveranstaltung möchte man auch ohne Schlangestehen vor dem Händler wissen, was die Ware wert ist.

Außerdem gibt es noch immer Werke, die das Niveau des Marktes unnötig drücken; zum Beispiel Tierbilder eines Malers, der lediglich in Jägerkreisen einen Namen hatte. Doch das sind Kleinigkeiten. Mit der "antique" gewinnt Düsseldorf auch als Kunstmessen-Stadt wieder jenen Rang, den sie zu Zeiten der "Westdeutschen" hatte und der ihr in ihrer Rolle als Museumsstadt längst gebührt - vor Köln.

(RP)
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