Düsseldorf Familienunternehmen verlassen die Kö

Düsseldorf · Seit Jahren sinkt die Zahl familiengeführter Geschäfte an der Luxusmeile – Experten glauben, dass der Trend anhalten wird. Die Anlieger wünschen sich dennoch, dass einige Eingesessene bleiben, um den Charakter der Straße zu erhalten.

Bauboom rund um den Kö-Bogen in Düsseldorf
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Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Seit Jahren sinkt die Zahl familiengeführter Geschäfte an der Luxusmeile — Experten glauben, dass der Trend anhalten wird. Die Anlieger wünschen sich dennoch, dass einige Eingesessene bleiben, um den Charakter der Straße zu erhalten.

Mit dem Abschied von Modeunternehmer Albert Eickhoff verliert die Königsallee nicht nur einen wichtigen Repräsentanten. Er ist gleichzeitig ein Symbol für die Entwicklung der Luxusmeile zum Tummelplatz internationaler Labels.

Filialen großer Ketten prägen das Straßenbild immer stärker, die Zahl der familiengeführten Geschäfte sinkt. "Das ist traurig, aber die Zeit geht nun einmal weiter", sagt Peter Wienen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Königsallee. Die Straße mische unter den berühmten internationalen Boulevards mit: "Und das ist für familiengeführte Unternehmen unsagbar schwer."

So müssten jeden Monat entsprechende Umsätze erwirtschaftet werden — allein für die hohen Mieten bei denjenigen, die nicht Eigentümer ihrer Geschäftsräume sind. "Selbst die, denen die Immobilie gehört, müssen ja kalkulatorisch eine Miete ansetzen." An der Kö werden bei einem 100-Quadratmeter-Geschäft Spitzenmieten von etwa 260 Euro je Quadratmeter fällig, bei größeren Läden etwas weniger.

Nicht jeder Unternehmer will sich dem Druck aussetzen, angesichts wachsender Konkurrenz dauerhaft solche Fixkosten zu tragen — während große Ketten sie oft gerne bezahlen, um an der Kö vertreten zu sein. Geringere Gewinne nehmen sie aus Prestigegründen in Kauf und können sie sich auch leisten.

Einer, der den aktuellen Prozess bei Eickhoff aus eigener Erfahrung kennt, ist Parfüm-Experte Frank Schnitzler. Er hatte um die Jahrtausendwende zusammen mit Eickhoff, dem Konditor Heinz-Richard Heinemann und dem Porzellan-Fachgeschäft Franzen eine Anzeigenkampagne unter dem Titel "Die Könige von der Königsallee" gestartet. Die vier Firmen im Familienbesitz verfolgten schon damals die Absicht, sich so gegen die großen Filialisten zu behaupten.

"Wir haben eine Menge Mühe in diese Idee investiert", sagt Schnitzler. Er selbst hat allerdings schon 2006 dem wachsenden Druck nachgegeben und seine Parfümerie-Kette an den Marktführer Douglas veräußert. "Ich habe das oft bereut", sagt er heute — kennt aber die Nöte eines Einzelkämpfers gut: "Sie zahlen ganz andere Einkaufspreise als die großen Ketten mit ihren Abnahmemengen, und es kostet oftmals eine Menge Kraft", sagt er. Daher kann er Eickhoffs Entscheidung verstehen, bedauert sie aber dennoch. "Das ist ein Verlust für die Kö, denn eine solche Straße braucht ein Gesicht", so Schnitzler — und das könne kein Label wie Dior oder Prada sein.

Einige Familienunternehmen bleiben aber noch. Porzellan-Händler Franzen hat bekräftigt, auf jeden Fall bleiben zu wollen, nachdem gerade erst eine Million in den Standort investiert wurde. Das Unternehmen wandelt sich stetig, hat das Sortiment erweitert, um den veränderten Kundenansprüchen entgegenzukommen. "Verkaufen oder Vermieten ist für die Familie kein Thema", sagt Junior-Chef Peter Franzen. Auch Konditor Heinemann, dessen Geschäft an der Blumenstraße auch einen Eingang Richtung Kö-Center hat, hat gerade erst das Stammhaus aufwendig modernisiert und zukunftsfest gemacht. Das Schuhgeschäft Prange gehört zum Kreis der verbliebenen Familienunternehmen, der Juwelier Blome, das traditionsreiche Modeschlösschen Blumhoff oder auch das Restaurant La Terrazza.

Experten glauben aber, dass noch weitere eingesessene Geschäfte verschwinden könnten. "Die Kö ist begehrt, die Nachfrage ist hoch", sagt Frank Emmerich vom Immobilienunternehmen CBRE. Der Anteil der Filialisten an der Kö liege zwar gefühlt schon bei 90 Prozent, sei aber beispielsweise an der Goethestraße in Frankfurt noch höher. "Da geht noch was."

(RP)
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