Düsseldorf Förderschüler leiten eigenes Café

Düsseldorf · Vor allem Dauerschwänzer lernen durch die Teilnahme an dem Projekt in der Schule der Graf-Recke-Stiftung in Wittlaer wieder Disziplin und Zuverlässigkeit. Esprit-Mitarbeiter haben jetzt beim Ausbau des wichtigen Treffpunkts geholfen.

 Der 17-jährige Kevin Kiel (l.) und der 16-jährige Marco Matschulat unterstützen die Esprit-Mitarbeiter bei der Gestaltung des Cafés.

Der 17-jährige Kevin Kiel (l.) und der 16-jährige Marco Matschulat unterstützen die Esprit-Mitarbeiter bei der Gestaltung des Cafés.

Foto: Anne Orthen

Normalerweise sind die zwölf Mitarbeiter aus der Abteilung "Visual Merchandising" von Esprit in Ratingen für die Gestaltung von Geschäften und Schaufenstern zuständig. Für einen ganzen Tag haben sie sich aber in den Dienst der guten Sache gestellt und sich kreativ an der Förderschule für emotionales und soziales Lernen der Graf-Recke-Stiftung in Wittlaer ausgetobt. Ziel war es, das Schülercafé zu verschönern, denn dieses ist ein wichtiger Treffpunkt an der Schule und sollte deshalb auch ein entsprechend attraktives Erscheinungsbild erhalten.

Die kleine Verkaufsstelle für Süßwaren war im vergangenen Jahr von dem Lehrerehepaar Judith und Ingmar Schlarp zu einem Café mit einem umfangreichen Angebot ausgebaut worden, das nun von sieben Schülern selbstständig betrieben wird. Sie bieten unter anderem belegte Brötchen und Sandwiches an, die sie auf Wunsch auch in das Lehrerzimmer oder Sekretariat "liefern". Bei Geburtstagen oder Teambesprechungen im Haus stellen die jungen Gastronomen kleine Buffets oder Kuchen her. "Hier lernen die Jugendlichen so etwas wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Freundlichkeit. Sie lernen, den Einkauf zu organisieren, und sie müssen selber die Abrechnung und Buchhaltung machen", sagt Judith Schlarp.

Jungen und Mädchen, die schon lange nicht mehr die Schule besucht hätten, über den normalen Unterricht nicht erreicht würden, könnten über dieses Projekt wieder an den Unterricht und feste Strukturen herangeführt werden. "Wir haben zum Beispiel einen Jungen dabei, der über Wochen nicht in die Schule kam. Seit er im Café mitarbeitet, hat er noch keinen Tag gefehlt", sagt Schlarp. Und ein anderer Schüler würde inzwischen auch ohne Café-Anbindung wieder ganz normal am Unterricht teilnehmen und einen Schulabschluss anstreben.

Bei der Neugestaltung des Bistros wurden die Schüler von den Esprit-Mitarbeitern eingebunden. Gemeinsam wurde der Name "Rebel Lounge" und das dazugehörige Logo entwickelt. Als großes Gemälde hat dieses unter anderem Marco umgesetzt. "Ich muss mich schon sehr konzentrieren, damit das auch ordentlich wird, aber die Arbeit macht Spaß", sagt der 16-Jährige. Erfahrung mit handwerklichen Tätigkeiten hat er bereits schon gesammelt, da er eine Werkstatt der Stiftung besucht. "Aber Maler als Beruf wäre nichts für mich."

Das Logo schmückt nun eine Wand des Cafés, die vorher noch bunt angestrichen wurde. Außerdem wurde das Zeichen auch auf Biertische gesprüht, mit denen im Sommer eine kleine Außenterrasse des Cafés bestückt wird. Der Eingangsbereich zum Café wurde zudem wie ein großes Steintor gestaltet und setzt sich nun gut sichtbar von allen anderen Eingängen der Schule ab.

Weitere Sitzmöbel, große Holzkisten, die bislang als Dekoration in Schaufenstern verwendet wurden, hat Esprit noch mitgebracht und vor Ort neu lackiert. Das bietet viel Anlass zur freundlichen Frotzelei der Esprit-Mitarbeiter untereinander, die sich gegenseitig mit noch nicht ganz perfekten Stellen und Farbnasen aufziehen.

"Für uns ist das eine Situation, bei der beide Seiten gewinnen. Unser Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt, wir haben Spaß und gleichzeitig können wir Einrichtungen helfen", sagt Roman Kanngießer. Er würde sich jederzeit wieder an solch einer Hilfsaktion beteiligen. Die Chancen dazu stehen ziemlich gut, denn soziales Engagement hat bei Esprit Tradition.

(brab)
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