Düsseldorf Friedhof verlor ein Drittel seiner Bäume

Düsseldorf · Orkan "Ela" hat auf keinem anderen Friedhof so starke Schäden verursacht wie auf dem Heerdter. Was dort nun getan werden kann und soll, darüber diskutiert die Rheinische Post am Samstagmittag mit Bürgern vor Ort.

Friedhofsleiter Herbert Schimmel (Mitte), Jörg Deter (links) und Jürgen Reiß (beide Gartenamt) an einer der 355 Stellen, an denen auf dem Heerdter Friedhof Bäume umgestürzt sind oder gefällt werden mussten.

Friedhofsleiter Herbert Schimmel (Mitte), Jörg Deter (links) und Jürgen Reiß (beide Gartenamt) an einer der 355 Stellen, an denen auf dem Heerdter Friedhof Bäume umgestürzt sind oder gefällt werden mussten.

Foto: Andreas Endermann

Der Anblick des Heerdter Friedhofs am Dienstagmorgen nach Pfingsten war für Leiter Herbert Schimmel "ein Schock" - und leider erst der Anfang. 45 Bäume waren durch Orkan "Ela" umgerissen und entwurzelt worden. Bei den anschließenden Kontrollen stellte sich dann heraus, dass viele Bäume so stark beschädigt sind, dass sie nicht gerettet werden können. Bis jetzt sind 355 Bäume verloren gegangen, das entspricht bei einer Gesamtzahl von rund 1200 einem knappen Drittel des Bestandes. Prozentual ist kein anderer Düsseldorfer Friedhof so stark sturmgeschädigt.

Ob nun das Ende der traurigen Nachrichten erreicht ist, ist ungewiss. "Wir kämpfen um jeden Baum, wir versuchen, zu retten, was möglich ist, ob es uns in allen Fällen gelingt, erfahren wir erst in den nächsten Jahren", sagt Jürgen Reiß vom Gartenamt. Als sich bei den Rundgängen abzeichnete, dass so viele Bäume gefällt werden müssen, hat das Gartenamt sogar noch einen externen Gutachter eingeschaltet, um in allen Zweifelsfällen sicher zu sein, dass der Baum nicht doch gerettet werden kann. Deshalb stehen nun auch einige Bäume ohne Kronen und mit Resten von Ästen auf dem Friedhof, weil ihr starker Stamm zumindest Teile der emotionalen Bindung bewahrt.

Der Heerdter Friedhof hat durch "Ela" seinen parkähnlichen Charakter verloren. Bis Pfingsten wirkte er wie ein verwunschener Ort mit einem herrlichen alten Baumbestand, genau in der Mitte des linksrheinischen Stadtteils. Von der einen Seite kamen die Bewohner, um die Gräber ihrer Angehörigen zu pflegen, von der anderen Seite die Mitarbeiter der umliegenden Büros, um im Schatten der Bäume ihre Mittagspause zu genießen.

Sie alle erkennen "ihren" Friedhof nun kaum wieder. Plötzlich sind die Häuser der benachbarten Krefelder Straße zu sehen, der Kirchturm von St. Benediktus und das Vodafone-Hochhaus. Plötzlich fehlen die Orientierungspunkte, um den richtigen Gang, das richtige Grab zu finden. Plötzlich sieht der historische Teil des Friedhofs (1867 eröffnet) aus wie ein Abschnitt, der neu hinzugekommen ist. Besonders drastisch ist dies am Hochkreuz nahe der Schiessstraße zu sehen. Es war von vier Bäumen eingefasst, nun steht es beinah frei - gesäumt von vier Stümpfen.

Unwetter: Die umgeknickten Bäume von den Rheinwiesen
7 Bilder

Unwetter: Die umgeknickten Bäume von den Rheinwiesen

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Foto: Andreas Endermann

Auf die große Herausforderung der Aufräumarbeiten (der Friedhof war bis weit in den Juli gesperrt) folgt die große Herausforderung, dem Friedhof so viel seines Charakters wie möglich wieder zurückzugeben. "Wir wollen an möglichst vielen Stellen, an denen ein Baum verloren gegangen ist, einen neuen setzen", sagt Jörg Deter vom Gartenamt. Sein Kollege Reiß ergänzt: "Wir wollen hier möglichst große Bäume pflanzen, solche, die schon 20 oder 25 Zentimeter Umfang haben, damit der Friedhof möglichst schnell seinen Charakter wiedererhält. Aber allein das Pflanzen wird eine Frage von Jahren sein."

(RP)
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