Düsseldorf Gartenamt lässt die Wiesen blühen

Düsseldorf · Statt monotoner Rasenflächen sprießen auf Mittelstreifen, Verkehrsinseln und in Parks wilde Blumen und Kräuter. Die Bienen freut's.

 Seit mehr als zehn Jahren, hier ein Foto aus vergangenen Sommern, nutzt das Gartenamt den Grünstreifen in der Mitte der Kaiserswerther Straße in Golzheim als blühendes Experimentierfeld mit Wiesensensalbei, Kamille Esparsette.

Seit mehr als zehn Jahren, hier ein Foto aus vergangenen Sommern, nutzt das Gartenamt den Grünstreifen in der Mitte der Kaiserswerther Straße in Golzheim als blühendes Experimentierfeld mit Wiesensensalbei, Kamille Esparsette.

Foto: Gartenamt

Es sieht aus wie auf einer Bergwiese: Kamille, blühender Klee, Wiesensalbei, Esparsette. Doch es ist mitten in der Stadt, ein schmaler Streifen zwischen dem Kopfsteinpflaster der Fahrbahn und den Straßenbahnschienen auf der Kaiserswerther Straße wird seit mehr als zehn Jahren jeden Sommer zum Paradies für Bienen, Hummeln und auch manchen Schmetterling. Noch bunter geht es in den warmen Monaten am Südring zu, einer der Hauptverkehrs-Trassen Düsseldorfs: Dort blühen Klatschmohn, Löwenmäulchen, Mädchenauge und Gänsekresse. Kunterbunte Oasen inmitten des rauschenden Autoverkehrs.

Der Grünstreifen an der Kaiserswerther Straße war das Experimentierfeld, jetzt lässt das Gartenamt aber an immer mehr Stellen in der Stadt Wiesen blühen, wo zuvor monoton, gemähte Grasflächen waren. "Das trifft den Zeitgeist", sagt Silke Wiebrock, "Unsere Meister in den Bezirken bekommen sehr nette Rückmeldungen der Bürger."

Das Konzept: Der Boden wird vorbereitet, grob mit der einer Fräse umgebrochen. Dann säen die Gärtner an, so wie vor einigen Tagen auf dem Mittelstreifen der Universitätsstraße. Die Einsaat wird eingewalzt, "damit sie Kontakt hat", sagt Markus Kötter, für den Bezirk zuständiger Gärtnermeister. Danach wird einmal gewässert, damit die Saat aufgeht. Einmal angesät, wird eine Blühwiese quasi zum Selbstversorger. Der Trick: Man darf nur ein- bis zweimal pro Jahr mähen. Wichtig ist dabei der richtige Zeitpunkt, dann blüht die Wiese sogar ein zweites Mal. "Die meisten Grünstreifen werden bereits Wiesen. Wenn man sie nur einmal statt zehnmal im Jahr mäht, blüht schon Einiges", sagt Tobias Krause, bei der Unteren Landschaftsschutzbehörde zuständig für Landschaftsökologie und Artenschutz. Um sie vielfältiger zu machen, werden die Wiesen mit Saatgut von regionalen Erzeugern, mit Scharfgarbe, Klee, Klatschmohn oder Johanniskraut angereichert. Jedes Jahr wird nachgesät.

 Am Südring blühen im Sommer Klatschmohn, Löwenmäulchen und Mädchenauge.

Am Südring blühen im Sommer Klatschmohn, Löwenmäulchen und Mädchenauge.

Foto: Gartenamt

Das Ganze ist auch ein Geschenk für Insekten wie Bienen, die in der Natur eine wichtige Rolle spielen. Denn ohne sie gäbe es keine Bestäubung und somit auch viele Lebensmittel nicht. Doch nicht jede Blüte sei geeignet, sagt Krause. Aus gefüllten Blüten könnten Insekten keinen Nektar saugen. Gut seien Pflanzen wie Goldlack, Katzenminze oder Schmetterlingsflieder. Mit Imkern steht die Behörde in engem Kontakt.

Bei der Entscheidung, wo Blühwiesen angelegt werden, spielen zwei Faktoren eine Rolle: an erster Stelle die Nutzung, schließlich soll ein von Sportlern oder Kindern genutzter Rasen nicht ein unnutzbares Blütenparadies werden; zweitens die Standortbedingungen, also Licht, Feuchtigkeit und Beschaffenheit des Bodens. Fette, nährstoffreiche Böden benötigen andere Mischungen als magere Böden.

 (v.l.) Santo Marco, Thomas Lindlau und Jürgen Adolph vom Gartenamt säen an der Universitätsstraße aus.

(v.l.) Santo Marco, Thomas Lindlau und Jürgen Adolph vom Gartenamt säen an der Universitätsstraße aus.

Foto: Bauer

Als Nächstes werden laut Silke Wiebrock bestehende Wiesenflächen ergänzt mit Pflanzen wie Wiesensalbei, Margeriten oder Wiesenglockenblumen. Fast in jedem Park gebe es inzwischen solche Blühwiesen - neben den klassischen Rasenflächen und Blumenrabatten. Wiesenblumen sollen auch am Mörsenbroicher Ei, dem Verkehrsknotenpunkt im Nordosten , blühen.

(RP)
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