Neue Projekte Hotel-Boom in Düsseldorf

Zahlreiche neue Herbergen sind geplant: Allein am Hauptbahnhof entstehen bis zu 700 Zimmer, in der Kö-Galerie gibt es ein Hotel Ruby Coco. 2016 wurden in der Stadt erstmals Hotels für mehr als 400 Millionen Euro verkauft.

 Das Luxushotel Hyatt Regency in Düsseldorf, das für über 100 Millionen Euro verkauft wurde.

Das Luxushotel Hyatt Regency in Düsseldorf, das für über 100 Millionen Euro verkauft wurde.

Foto: Tripadvisor

Wo immer auch größere Flächen in der Landeshauptstadt entwickelt werden, eines ist sicher: Die Investoren erwägen, mindestens ein neues Hotel dort unterzubringen. Die Menschen sind mobiler geworden, sie reisen beruflich viel und lieben privat Städtereisen, das Konferenz- und Tagungswesen nimmt seit Jahren zu. Die Folge in Oberzentren wie Düsseldorf: immer mehr Hotels und höhere Übernachtungszahlen.

Die Entwicklung Die Zahl der Hotels insgesamt ist seit dem Jahr 2000 "nur" um 32 auf jetzt 222 gestiegen, aber es haben gleichzeitig viele kleinere privat geführte den größeren Häusern Platz gemacht. So ist die Zimmerzahl im gleichen Zeitraum um mehr als 6000 und die der Betten um mehr als 11.000 gestiegen (siehe Grafik). Die Übernachtungszahl hat sich seit dem Jahr 2000 beinahe verdoppelt. Damals gab es 2,4 Millionen, voriges Jahr mehr als 4,5 Millionen Übernachtungen in der Stadt.

Neue Projekte Neue Hotels sind zahlreiche geplant. Einige Beispiele: Im Bereich Wehrhahn/Toulouser Allee gibt es auf nicht einmal einem Quadratkilometer drei fertige und drei im Bau befindliche oder projektierte Hotels. Neben dem Hauptbahnhof plant die GBI AG an der Harkortstraße drei Häuser mit 500 bis 700 Betten: ein Serviced Apartment-Haus (vier Sterne), ein 3-Sterne-Hotel und ein Budgethotel (zwei bis drei Sterne). So wird man unterschiedlichen Ansprüchen gerecht und deckt eine Preisspanne von 69 bis 150 Euro ab.

Die noch junge Design-Hotelmarke Ruby kommt mit ihrem "Lean Luxury"-Konzept in die Kö-Galerie. Dort machen Büro-Flächen 79 Hotelzimmern Platz. Die Eröffnung des "Ruby Coco" soll im Laufe dieses Jahres erfolgen. Die Kette plant zudem ein Haus an der Jahnstraße, im Markt ist auch zu hören, dass es ein drittes Ruby an der Kasernenstraße geben könnte. Gute Ausstattung auf engem Raum, dem Schiffsbau entlehnt, dazu Verzicht auf Room-Service und andere Annehmlichkeiten sollen die Preise niedrig halten. Zur Familie der hippen neuen Hotels gehört auch "Moxy", die Marke startet nächstes Jahr ein Haus mit 241 Zimmern an der Oststraße. Im "Grand Central" gegenüber des Tanzhauses plant die Catella-Gruppe ebenso ein Hotel wie an der Plockstraße.

Chancen Graben sich die Betriebe gegenseitig das Wasser ab? 2016 war ein sehr starkes Messejahr, die Lage der Hotels war laut IHK-Umfrage "so gut wie nie", wie Bertold Reul vom zuständigen Kammerausschuss resümiert. Aber: "Risiken für ihre Geschäftsentwicklung sehen viele Betriebe in den geplanten Eröffnungen neuer Hotels."

Planungsdezernentin Cornelia Zuschke sieht in den vielen Bauvorhaben aktuell kein großes Risiko. "Natürlich ist irgendwann eine Grenze erreicht, aber die Kapazitäten rechnen sich über das Jahr." Dies gelinge in Düsseldorf offensichtlich, zu Messezeiten sei ohnehin meist kurzfristig kein Hotelzimmer bekommen. Immobilienexperten wie Marcel Abel vom weltgrößten Makler JLL beobachtet jedoch einen Verdrängungsprozess und sieht für die Landeshauptstadt gleichzeitig noch einen Bedarf an neuen Hotelkapazitäten. Die Individualkonzepte alter Schule kämen gegen die neuen Design- und Nischenprodukte langfristig nicht an. Diese profitierten von Synergien wie dem gemeinsamen Einkauf und dem internationalen Vertrieb ihrer Zimmer.

Auch Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein, weiß nicht, "wann das Ende der Fahnenstange erreicht ist". Wachstumsraten von vier Prozent in den großen Boom-Märkten wie Berlin und Köln sowie die niedrigen Zinsen beflügelten nach wie vor die Investoren. Er erwartet ebenfalls, "dass der Verdrängungswettbewerb intensiver wird".

Verkauf Viele Geschäftsleute glauben, dass der Hotel-Boom in Düsseldorf weitergeht. Das belegt eine Untersuchung von JLL für das vergangene Jahr. Erstmals sind danach 2016 in der Landeshauptstadt Hotels für insgesamt mehr als 400 Millionen Euro verkauft worden. Top-Deal war das 5-Sterne-Luxushotel Hyatt Regency, das für über 100 Millionen Euro an einen ausländischen Hotelsfonds ging. Düsseldorf platzierte sich, so JLL-Hotelexperte Thorsten Faasch, damit vor Köln und überholte sogar München.

(ujr)
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