Düsseldorf Jeder achte Düsseldorfer ist überschuldet

Düsseldorf · Beim Ranking der Städte und Kreise mit den wenigsten überschuldeten Einwohnern liegt die sonst so reiche Stadt Düsseldorf ziemlich weit hinten - auf Platz 353 von 400. Viele Menschen konsumieren über ihre Verhältnisse.

Fakten aus dem Schuldneratlas 2014
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Foto: dpa, mg tmk Ken

Die Landeshauptstadt Düsseldorf brüstet sich gerne mit ihrer angeblichen wirtschaftlichen Schuldenfreiheit. Über den Begriff bei einer Kommune streiten sich die Experten. Fest steht, dass viele Düsseldorfer selbst alles andere als schuldenfrei sind. Aktuell sind 12,4 Prozent der Düsseldorfer überschuldet. Das ist das Ergebnis des Schuldneratlas der Auskunftei Creditreform, der gestern im Steigenberger Hotel vorgestellt wurde. Das ist mehr als jeder achte Einwohner der Landeshauptstadt. Am höchsten war die Zahl der überschuldeten Haushalte zum Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, als fast 14 Prozent der Düsseldorf als überschuldet galten. Seit etwa vier Jahren stagniert die Verschuldetenquote in etwa auf ihrem heutigen Niveau.

Eigentlich gilt Düsseldorf als reiche Stadt mit hohen Einkommen und einer guten Wirtschaftskraft. Doch seit Jahren liegt die Zahl der Überschuldeten deutlich über dem Durchschnittswert in der Bundesrepublik. Generell gilt, dass die Verschuldung im ländlichen Raum größer ist als in der Großstadt. Doch das darf als Ausrede für die Rheinmetropole Düsseldorf nicht gelten. Zwar hat der Rivale und Nachbar Köln mit 11,75 Prozent verschuldeter Haushalte einen ähnlich hohen Wert. Doch zeigen andere Landeshauptstädte, dass es auch besser geht. München etwa, womit sich Düsseldorf in Sachen Wohnen und Lebensqualität gerne misst, hat weniger als sechs Prozent Haushalte mit Schuldenproblemen.

Das sind die Schuldnerquoten in den NRW-Städten 2014
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Für Creditreform gilt, dass die Schulden der Düsseldorfer vor allem vom Konsum getrieben sind, auch durch den Kauf von Statussymbolen, die sich später als nicht finanzierbar erweisen, wie Creditreform-Wirtschaftsforscher Michael Bretz vermutet.

Düsseldorfs Sozialdezernent Burkhard Hintzsche kennt das Problem mit der Überschuldung von Privaten. Erst im August wurden Zahlen für Düsseldorf vorgestellt. Diese liegen deutlich niedriger als die von Creditreform. Dafür hat Hintzsche auch eine Erklärung: "Bei Creditreform gilt man als überschuldet, wenn man eine gewisse Anzahl von Mahnungen erhalten hat", so Hintzsche. Wer aber seine Rechnung nicht beglich, weil er etwa im Streit über die Leistungen mit einem Handwerker ist, tauche in der Statistik von Creditreform auf, brauche aber keine Schuldnerberatung. Das sehen auch die Statistiker so. "Wer bei uns als überschuldet gilt, muss nicht automatisch arm sein", sagt Bretz.

Der Schuldneratlas: Ergebnisse für 2013
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In Düsseldorf bilden karitative Verbände gemeinsam mit der Stadt ein Bündnis zur Beratung von Schuldnern. Daher ist auch die Struktur der Düsseldorfer Schuldner bekannt. Die Hälfte der Menschen, die eine der Schuldnerberatungsstellen aufsuchen, stammt aus der Gruppe der 30- bis 50-Jährigen. Besorgniserregend ist in Düsseldorf insbesondere der Anstieg des Anteils alter Menschen unter den Hilfesuchenden. "Die Gruppe der über 60-Jährigen, die zur Schuldnerberatung gingen, ist in Düsseldorf seit 2010 um mehr als 38 Prozent angestiegen", sagt Hintzsche. Hauptursache für die Schuldenprobleme der Düsseldorfer ist laut einer Umfrage Arbeitslosigkeit (38 Prozent geben das als Grund an), bei 22 Prozent ist es den Zahlen zufolge das Konsumverhalten. Bei zwölf Prozent ist es eine familiäre Veränderung.

Mehr Informationen zu anderen Städten unter www.rp-online.de/nrw

(RP)
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