Kunstprojekt Knastkunst: "Ulmer Höh" wird zur Galerie

Düsseldorf · "Freigang - Kunst im Knast" nennt sich ein Projekt, bei dem 58 Düsseldorfer Künstler ihre Arbeiten in der JVA "Ulmer Höh" ausstellen. Dafür hat jeder Künstler ein bis zwei der 80 Zellen gestaltet - viele davon beklemmend klein und mit Hinterlassenschaften der früheren Insassen: In die Wände sind Namen, Daten und Nachrichten geritzt.

 Roswitha Riebe-Beicht bei der Einrichtung der Froschkönig-Installation "Wieder kein Prinz!".

Roswitha Riebe-Beicht bei der Einrichtung der Froschkönig-Installation "Wieder kein Prinz!".

Foto: Blazy, Achim

"Man muss sich lange mit dem Thema auseinandersetzen und seinen Weg finden damit umzugehen. Zu Beginn war das für mich sehr beklemmend und skurril", sagt Joachim Wagner, der sich mit dem Begriff "Zelle" beschäftigt hat. In seinem Haftraum befinden sich verfremdete Bilder von Ei-, Samen- und Krebszellen. "So habe ich meinen Weg gefunden, das Thema Haft zu bebildern."

Joe Hennig von den Majo Brothers sitzt ebenfalls in einer Zelle, die er nach seinen Vorstellungen gestaltet hat: "Ich fand das Thema ,Haft? sehr spannend und hatte sofort viele Ideen", sagt er. "Hier befindet sich alles, was man vielleicht auch wirklich in einer Zelle dabei hätte." Darunter sieht man neben HipHop- und Rap-Postern auch einen Brief seiner Frau und ein Bild des gemeinsamen Kindes. "Hier hängen auch die Schreiben, die ich erhalten habe, als ich noch Konflikte mit dem Gesetz hatte. Als Sprayer passierte mir so etwas früher häufiger." So findet man an den Wänden Vorladungen wegen Ladendiebstahls, Schwarzfahrens und Sachbeschädigung. "Eingesessen habe ich selbst aber nie."

Von 10 bis 20 Uhr sind die verschieden gestalteten Zellen heute in der JVA Ulmer Höh, Eingang Metzerstraße 36-38, zu sehen. Morgen hat die Ausstellung von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2,50 Euro. Mit dabei sind Künstler wie Joe Brockerhoff, Ansgar Maria van Treeck und Ralf Schmidt.

(ken/ila/top)
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