Lohhausen Kutsche statt Pferdesattel bei der Parade

Lohhausen · Albert Franken, Wolfram Kremer und Klaus Greupner grüßen und winken. Und sie erzählen die besten Geschichten über Lohhausen.

 Albert Franken, Wolfram Kremer, Klaus Greupner (v.l.) bei der Parade auf der Lohauser Dorfstraße.

Albert Franken, Wolfram Kremer, Klaus Greupner (v.l.) bei der Parade auf der Lohauser Dorfstraße.

Foto: Andreas Endermann

Gemütlich haben es Albert Franken (64), Wolfram Kremer (67) und Klaus Greupner (58) in einer der Kutschen bei der Parade der Lohauser Schützen. Sie gehören dem Reitercorps an, reiten allerdings nicht mehr - aus gesundheitlichen Gründen. Grüßen, winken, lächeln: Das sind gestern Nachmittag ihre Aufgaben und diese nehmen die drei sehr ernst. Auch wenn es im Fuhrwerk, gezogen von zwei Pferden, mitunter lustig zugeht. "Was ist, Streicher?", ruft Kremer im Vorbeifahren einem Bekannten am Straßenrand zu. Dieser wird Streicher genannt, weil er von Beruf Maler ist. Jeder hat einen Spitznamen bei den Schützen. Kremer selbst heißt schon mal "Muschel". Der Lohauser, seit knapp 20 Jahren im Verein, weiß gar nicht so recht, wie dieser Spitzname entstanden ist. Vielleicht weil er früher schulterlange, wuschelige Haare hatte. Aus "Wuschel" wurde "Muschel". Das Familiäre, die Verbundenheit, die Gemeinschaft halten die Lohauser Schützen sehr hoch. Man kennt sich im Ort. Und das Trio in der Kutsche ist über die Wohnorte, Familienverhältnisse und Biografien der umstehenden Einwohner bestens informiert.

Kremer und seine Schützenbrüder - ja, diese Bezeichnung trifft wahrlich zu, so gut kennen sich die drei - beschließen, das Verdeck der Kutsche zu schließen. Es regnet. Kurze Zeit später, in der Straße "Im Grund", hat es aufgehört zu regnen. Verdeck wieder auf. "Hier stehen sonst viele", sagt Franken hörbar enttäuscht, als die Kutsche die Kirche Lohausen passiert. Vielleicht liegt es am Wetter, dass in einigen Straßen die Zahl der Zuschauer gering ausfällt. Oder weil noch Schulferien sind. Früher jedenfalls, "da hat man an jeder Ecke ein Bier gereicht bekommen", sagt Klaus Greupner. Die anderen beiden nicken. Und lächeln.

"So alt seht ihr gar nicht aus", ruft ein Zuschauer den drei Männern in der Kutsche zu. Sie lachen. "Aber die Knochen machen nicht mehr mit", antwortet Kremer sogleich. Schlagfertigkeit ist eine nützliche Eigenschaft, wenn man nur wenige Sekunden hat, um zu reagieren. "Guck mal, der Lampenkönig", sagt Kremer. Er und die anderen beiden winken Lothar Osburg zu, der auf dem Balkon steht. Er besitzt ein Lampengeschäft, daher der Spitzname. Auch Klaus Greupner hat einen: Paul. Das ist eigentlich der Vorname seines Vaters, der früher mit seinem Sohn Klaus in die Kneipe ging, wo es hieß: "Da kommt Paul mit dem kleinen Päule."

Viermal in der Woche sehen sich die drei Schützen, am Schützenfestwochenende jeden Tag. Gemeinsame Erinnerungen, gemeinsame Erlebnisse. Das verbindet. Und auch wenn sie jemanden nicht so gut kennen, kann sich das ja ändern. "Hallo Birte, willst du mitfahren?", ruft Franken einer jungen Frau zu, als die Kutsche in den Neusser Weg biegt. Einige Minuten später geht es in die Niederrheinstraße. "Schau, Familie Herfurtner." Bei dieser wurde am Samstag die Serenade ausgerichtet. In der Lohauser Dorfstraße, kurz vor dem Ziel am Schützenplatz, erkennt Wolfgang Kremer, einst Regimentskönig, eine weitere Bekannte: "Regina, Foto!" Seit vielen Jahren fotografiert und dokumentiert sie alle wichtigen Veranstaltungen und Ereignisse im Ort. Natürlich auch die Parade der Schützen. Und diese geht in ein geselliges Miteinander über, bei dem auch Franken, Kremer und Greupner nicht fehlen.

(RP)
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