Düsseldorf Männer sollen Jungen jahrelang missbraucht haben

Düsseldorf · Das Düsseldorfer Landgericht muss derzeit eine unfassbar widerwärtige Anklage gegen drei Männer verhandeln. Ehemalige Nachbarn eines kleinen Jungen stehen wegen Vergewaltigung vor Gericht. Die mutmaßlichen Täter sollen HIV-infiziert sein.

Die Tatverdächtigen, die zwischen 37 und 79 Jahre alt und seit Jahren jeweils HIV-infiziert sein sollen, stehen in Verdacht, einen Jungen aus der Nachbarschaft ab dessen drittem Geburtstag in einer Vielzahl von Fällen über mehr als zwei Jahre hinweg sexuell missbraucht und sich dabei sogar so massiv an ihm vergangen haben, dass die Staatsanwaltschaft dies jetzt als Vergewaltigung des Kindes wertet. Zu Prozessbeginn hat der 56-jährige Angeklagte, dem die überwiegende Zahl dieser Taten vorgeworfen wird, das im Wesentlichen bestätigt bis auf wenige Abweichungen. Im Zuge der Ermittlungen gegen das Trio waren nach Informationen unserer Redaktion deutlich mehr als eine halbe Million kinderpornografischer Darstellungen in Fotos und Filmen beschlagnahmt worden.

Arglos hatten die Eltern ihren kleinen Jungen immer mal wieder mit einem Männerpaar aus der Nachbarschaft spielen lassen. Der Junge fühlte sich bei Spiel und Spaß dort offenbar so wohl, dass die Eltern dann sogar zuließen, dass der Junge kurz nach seinem dritten Geburtstag bei jenem Paar auch übernachtete. Dabei blieb es noch, als das Paar längst in eine andere Wohnung im Großraum Düsseldorf umgezogen war, sich allerdings weiterhin intensiv um den Jungen bemühte. Was diesem Kind dort jedoch hinter verschlossenen Türen bis weit nach seinem fünften Geburtstag physisch und psychisch angetan worden sein soll, sprengt jegliche Vorstellung. Details von abartigen Praktiken, wie sie den Angeklagten nun vorgeworfen werden, hat auch die Strafkammer des Landgerichts offenbar als derart monströs gewertet, dass das Publikum während der Verlesung der Anklage, teils auch während der Aussage eines der Angeklagten vor die Tür geschickt wurde.

Bis zu diesem Prozessbeginn hatte der 56-Jährige zu den Anklagepunkten geschwiegen, rückte davon nun aber ab und gestand nahezu alle Vorwürfe. Dadurch wird dem kindlichen Opfer wohl wenigstens eine Befragung im Gerichtssaal erspart bleiben. Von den Mitangeklagten hatte einer (79) im Vorfeld der Verhandlung Informationen zufolge bereits zugegeben, dass er bei einigen Fällen des Missbrauchs an dem Jungen beteiligt gewesen sei.

Die Mutter des Kindes, die nun als Nebenklägerin für ihren Sohn auftritt, hatte von den ungeheuerlichen Vorgängen erst durch Zufall erfahren. Als sie mit ihrem Kind belanglose Fotos betrachtete, habe der Junge plötzlich sexistische Anmerkungen dazu gemacht, und sich später auffällig an einen männlichen Verwandten angelehnt. Doch bis dahin soll das Kind von den nun angeklagten Männern bereits vielfach und in der schlimmsten Weise sexuell missbraucht und dabei jedes Mal auch noch gefilmt worden sein. So fanden sich nach Recherchen unserer Redaktion unter den beschlagnahmten Bild- und Filmdateien auf dem Computer eines Angeklagten 30.000 Filmaufnahmen mit kinderpornografischem Inhalt. Wann das Urteil fällt, ist noch unklar.

(wuk)
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