Interview mit Konfliktlöser "Mediation könnte den Konflikt an der Uniklinik lösen"

Düsseldorf · Der Mediator Bernd Lichtenauer hat schon in vielen Konflikten vermittelt. Im unternehmerischen Konflikt an der Uniklinik ist der Experte skeptisch, dass es noch zu einer Einigung kommen kann - es sei denn, die Beteiligten lassen demnächst eine Bereitschaft erkennen, etwas zu ändern.

 An der Düsseldorfer Uniklinik gibt es einen Konflikt zwischen Arbeitnehmern und der Klinik-Leitung.

An der Düsseldorfer Uniklinik gibt es einen Konflikt zwischen Arbeitnehmern und der Klinik-Leitung.

Foto: Andreas Bretz

Herr Lichtenauer, wie hoch ist im Vergleich mit anderen Städten in Düsseldorf die Bereitschaft Konflikte mit Mediationen zu lösen?

BERND LICHTENAUER Die Mentalität ist da. Rheinländer sind durchaus geneigt, sich zusammenzusetzen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Wobei diese Bereitschaft je nach Bereich unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In der Wirtschaft weiß man den Wert von Mediationen längst zu schätzen. Schon deshalb, weil sie im Vergleich mit Gerichtsprozessen weniger kosten und man schneller Termine bekommt. In der Politik hingegen erlebe ich kaum, dass Mediation genutzt wird. Auch in Vereinen und im Kulturbereich hört man selten von Mediation. Dort eskalieren Konflikte oft sehr schnell, man ist knatschig miteinander und streitet sich sogar in der Presse.

Bei welcher Art von Konflikten nehmen Unternehmen Ihre Dienste als Mediator in Anspruch?

LICHTENAUER Oft sind das keine Konflikte zwischen zwei Unternehmen, sondern Konflikte innerhalb eines Unternehmens, etwa zwischen verschiedenen Abteilungen. Aber nicht nur große, sondern auch kleine Unternehmen entscheiden sich für Mediationen. Handwerksbetriebe beispielsweise, wenn ein Auszubildender seine Ausbildung abbrechen will. Früher wurde die Kündigung einfach hingenommen. Mittlerweile, wohl auch wegen des Fachkräftemangels, versuchen die Betriebe die Gründe herauszufinden, warum der Auszubildende abbrechen will, um dann gegebenenfalls die Arbeitsbedingungen anzupassen. Und dabei kann eine Mediation sehr hilfreich sein.

Gab es eine Mediation in einem Düsseldorfer Unternehmen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

LICHTENAUER Ich hatte mal einen Fall, bei dem sich zehn Führungskräfte gegen einen Bereichsleiter verbündet hatten. Sie warfen ihm mangelnde Führungskompetenz vor und trugen das auch an den Vorstand heran. Der hat mich dann beauftragt. Bei der Mediation kam heraus, dass der Konflikt vor allem darin begründet lag, dass der Bereichsleiter in seinem vorhergehenden Berufsleben andere Erfahrungen gemacht und dementsprechend andere Herangehensweisen entwickelt hatte. Die vermutete Böswilligkeit gab es gar nicht. Bei der Mediation einigten sich die Beteiligten unter anderem auf eine verbesserte Feedback-Kultur und machten dann einen Neuanfang.

Welcher aktuelle Konflikt könnte Ihrer Ansicht nach durch Mediation beigelegt werden?

LICHTENAUER Der an der Uniklinik um die unternehmerische Entwicklung. Das wird in der Öffentlichkeit ausgetragen, es gibt Vorwürfe und Gegenvorwürfe. Keiner der Beteiligten lässt die Bereitschaft erkennen, sich noch einmal zusammenzusetzen und gemeinsam zu überlegen: Was wollen wir, wie können wir das erreichen?

Glauben Sie, dass es dazu noch kommen wird?

LICHTENAUER Ich bin da eher skeptisch. Es ist schon sehr weit gegangen. Und je länger ein Konflikt läuft, umso mehr verengt sich der Blickwinkel. In einer solchen Eskalationsphase ist es schwierig, sich auf eine Mediation zu einigen.

Fällt Ihnen ein Konflikt ein, der bereits zu einem unguten Ende gekommen ist, weil man sich nicht zusammensetzte?

LICHTENAUER Der um die Ausrichtung des "Photo Weekend". Jeder hat auf seinem Standpunkt beharrt und anstatt gemeinsam etwas Großes zu machen, macht man jetzt zwei Veranstaltungen.

Mussten Sie schon mal eine laufende Mediation abbrechen, weil die Beteiligten keinerlei Kompromissbereitschaft erkennen ließen?

LICHTENAUER Einmal. Keiner wollte auf den anderen zugehen, stattdessen wollte jeder nur die eigene Position stärken. Aus ähnlichen Gründen habe ich auch einmal eine Mediation nach dem Vorgespräch abgelehnt.

Haben sie selbst während einer Mediation schon mal die Beherrschung verloren, weil die Beteiligten zu stur waren oder zu hitzig stritten?

LICHTENAUER Nein. Aber natürlich kocht man innerlich manchmal - dann macht man am besten eine Pause.

BENJAMIN SCHRUFF FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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