Kolumne Auf Ein Wort Menschen können Heimat werden

Düsseldorf · Seit Sonntag bin ich neuer Pfarrer im Seelsorgebereich "Unter- und Oberbilk, Friedrichstadt und Eller- West" in Düsseldorf, einer Pfarreiengemeinschaft, die sich durch ein facettenreiches Gebiet vom Medienhafen über den Hauptbahnhof bis hin zum "Gurkenland" zieht. Im festlichen Einführungsgottesdienst war im Evangelium zu hören, dass einige Jünger Jesu Botschaft unerträglich finden und ihn verlassen. Schließlich kommt die Frage Jesu an seine Jünger: "Wollt auch ihr weggehen?"

 Stephan Pörtner vor der Kirche St. Josef

Stephan Pörtner vor der Kirche St. Josef

Foto: Anne Orthen

Bevor ich an Kirchenaustritte oder kirchlich distanzierte Christen dachte, habe ich an mich selbst gedacht. Um die neue Stelle in Düsseldorf anzutreten, musste ich meine bisherige Stelle aufgeben. 15 Jahre war ich jetzt in Lindlar im Oberbergischen Kreis, eine Zeitspanne, in der man viele Kontakte knüpft, Beziehungen eingeht und Freundschaften findet. Trotz aller Freude über die neue Aufgabe und Herausforderung: Das Weggehen fällt mir schwer.

Zum Glück gibt es auf die Frage Jesu eine Antwort. Am Höhepunkt der Krise findet - wieder einmal - Petrus die richtigen Worte: "Herr, zu wem sollten wir gehen, du hast Worte ewigen Lebens." Wichtig ist mir dabei, dass Petrus nicht sagt, "wohin", sondern "zu wem". Viel mehr als ein Ort oder eine Adresse sind Menschen für uns Heimat. Gegenwärtig vermisse ich sicherlich manche Menschen aus meinem bisherigen Lebensumfeld, aber ich bin auch überzeugt, dass auch in meiner neuen Umgebung Menschen mir zu einer neuen Heimat werden.

"Zu wem sollen wir gehen?" - diese Frage stellt sich viel existenzieller gegenwärtig vielen Menschen: Einsamen, Gestrandeten, Verzweifelten, Flüchtlingen. Viele von ihnen suchen mehr als nur eine Bleibe und ein sprichwörtliches Dach über dem Kopf. Sie suchen und brauchen Zugehörigkeit, sie suchen und brauchen Menschen - viele wollen nicht nur "wohin", sie wollen "zu wem".

Gefragt ist nicht nur eine äußerlich gut funktionierende Organisation, sondern unsere persönliche Bereitschaft, uns als Menschen zu zeigen, die an Christus als Wort des Lebens in dieser Welt glauben.

AUTOR STEPHAN PÖRTNER IST DER NEUE PFARRER IM SEELSORGEBEREICH UNTER- UND OBERBILK, FRIEDRICHSTADT UND ELLER- WEST.

(RP)
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