Sarah Kuttner "Schön, wenn man sich aufgehoben fühlt"

Düsseldorf · Sarah Kuttner ist den meisten immer noch als die Plaudertasche in Erinnerung. Dabei macht die 33-Jährige auch als Autorin eine gute Figur.

Sarah Kuttner: "Schön, wenn man sich aufgehoben fühlt"
Foto: ddp

Am Donnerstag, 1. März, liest sie in der Mayerschen Droste Buchhandlung aus ihrem neuen Roman "Wachstumsschmerz".

Wie selbstbewusst fühlen Sie sich als veröffentlichte Autorin?

Kuttner: "Man ist erst mal stolz wie Bolle. Vor allem, wenn man das erste Exemplar in der Hand hält. Weil es ja dann aussieht wie ein richtiges Buch, so, wie es die anderen auch schreiben. Dann denkt man schon: Boah, das hab' ich jetzt ganz alleine gemacht! Jedes Wort da drin ist meins, und es hat sogar einen richtigen Umschlag. Mit Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun, eher mit so heimlich-kicherndem Stolz."

Muss man als Autorenpersönlichkeit etwas mitbringen, das über das bloße Schreiben hinausgeht, um die Leute an sich zu binden?

Kuttner: "Über so etwas mache ich mir keine Gedanken. Ich will nicht auf eine Lesebühne gehen und mir vorher 500 Witze überlegen, oder mir darüber Gedanken machen, wie ich die Menschen am besten auf meine Seite ziehe. Das bin nicht ich. Das ist unsympathisch und berechnend. Es gab oft genug Momente, wo ich auf einer Bühne stand, ganz aufgeregt war und nichts vorbereitet hatte. Ich glaube, das mögen Leute immer noch gerne, weil es irgendwie — das schlimme Wort — authentisch ist."

Ihr Buch schildert die Probleme von 30-Jährigen, erwachsen zu werden. Haben Sie manchmal das Gefühl, für eine Generation zu sprechen?

Kuttner: "Nein, gar nicht. Aus vielen E-Mails lese ich aber heraus, dass es vielen Leuten so geht wie den Protagonisten in meinem Buch, und dass sie es als angenehm empfinden darüber zu lesen. Dass sie dann sagen: "Gott sei Dank, ich dachte schon ich wäre verrückt!" Oder: "Ich dachte, ich spinne und bin ein doofer, anstrengender Mensch." Augenscheinlich gibt es demnach einige Leute, die so sind. Dann ist es doch schön, wenn man sich aufgehoben fühlt."

Ihr Moderatoren-Kollege Markus Kavka hat vor kurzem auch einen Roman veröffentlicht, aus dem Sie ebenfalls gelegentlich vorlesen. Gibt es in der Literaturszene so etwas wie einen Geheimbund der Ex-Moderatoren?

Kuttner: "Ja, den gibt es. Das Aufnahmeritual besteht darin, dass alle nackig tanzen und sehr viel rauchen müssen. Markus kann das sehr gut, ich kann das sehr gut. Wir sind auch die beiden einzigen in dem geheimen Bund."

Musik hörst du aber schon noch viel?
Kuttner: "Nö. Ich höre viel weniger Musik als mir die Leute immer zuschreiben. Was ich lustig finde, weil ich zwischendurch als eine Art Indiemusik-Ikone gehandelt wurde. Dabei bin ich jemand, der Sachen oft viel zu spät erst peilt. Ich find jetzt erst Adele gut, dabei kann die eigentlich schon keiner mehr hören."

Das Interview mit Sarah Kuttner ist in der März-Ausgabe des Magazin "Düsseldorf im Überblick" erschienen, das ab heute im Handel ist.

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