Düsseldorf Schüler lernen Alt-Griechisch

Düsseldorf · In der Arbeitsgemeinschaft "Hellas sechs" am St.-Ursula-Gymnasium lernen acht Schüler für das Graecum - freiwillig. Warum, erklären sie beim Ortstermin.

 Die Lateinlehrer Jörg Epping (hinten links) und Werner Dresken (hinten rechts) bringen ihren Schülern Alt-Griechisch bei.

Die Lateinlehrer Jörg Epping (hinten links) und Werner Dresken (hinten rechts) bringen ihren Schülern Alt-Griechisch bei.

Foto: Bernd Schaller

Die Pizzakartons liegen nur dürftig versteckt auf den Tischen. Hugues-Philippe Günther hat schwere Bücher darauf gelegt - zur Tarnung. "Die sehen sie gar nicht", sagt der Schüler, als müsse er sich für seinen Appetit entschuldigen. Alle Fenster in dem Raum mit der Nummer 17 sind weit geöffnet. Die Schatten der nahen Bäume verdunkeln das Klassenzimmer im Sankt-Ursula-Gymnasium in der Altstadt ein wenig. Ein guter Ort zum Lernen. Hugues-Philippe Günther, der gebürtige Franzose, paukt dort mit seinen sieben Mitstreitern eine Sprache, die es nicht mehr gibt: Alt-Griechisch.

Eine tote Sprache, meinen nicht wenige. Doch Jörg Epping ist empört, wenn er das hört. "Das ist keine tote Sprache!", ruft der Lehrer, der auch Latein unterrichtet. Ob der Gast denn mal bitte dieses oder jenes Fremdwort übersetzen könne? Zögern. "Na also", sagt Epping. "Alt-Griechisch hat mit einer Vielzahl von Vokabeln zu tun." Maximal könne er sich darauf einigen, dass Alt-Griechisch nicht mehr gesprochen wird. Aber tot? Keinesfalls.

Donnerstagnachmittag, achte und neunte Stunde. "Hellas Sechs", die Arbeitsgemeinschaft Alt-Griechisch, hat Unterricht. Ein Mädchen und sieben Jungen machen das etwas in Vergessenheit geratene Graecum - freiwillig. Warum tun sie sich über drei Jahre hinweg eine solche Tortur an? Oder ist es am Ende gar keine? "Es hat als Experiment angefangen, begann dann Spaß zu machen und ging weiter", sagt Konrad Bender, den Lehrer Epping in die erste Reihe beordert hat. Mit dem Graecum könne er beweisen, dass er sich anstrengen kann, etwas Ungeliebtes durchzieht. Später bei Bewerbungen fiele das mit Sicherheit positiv ins Gewicht. "Es ist vielleicht unvorstellbar, aber es macht Spaß", sagt Bender.

Der andere betreuende Lehrer Werner Dresken begreift die AG als Begabtenförderung für Schüler, die eine besondere Herausforderung suchen. Für ihn sei schön zu sehen, wie aus der anfänglich losen Gruppe ein Verbund wird.

Beim Unterrichtsbesuch loben die acht Schüler ihre Lehrer und die alt-griechische Sprache. Maximilian Jauch sagt, die zusätzliche Belastung habe ihm geholfen, seine Tage besser zu strukturieren, seine Arbeit besser einzuteilen. Und sein Mitschüler Konrad Bender stimmt zu: "Es fällt auf, wie viel Zeit wir eigentlich haben, die wir mit Nichts verbringen würden." Durch die Alt-Griechisch-AG hätte er eine sinnvollere Beschäftigung gefunden. Benders Mitstreiter lachen. Ob sie es ihm tatsächlich abnehmen?

Ricarda ist das einzige Mädchen im Kursus. Sie betont, dass sie 45 statt der sonst üblichen 36 Wochenstunden hat. "Die, die kein Graecum machen, beschweren sich schon über die 36 Stunden", sagt sie. Der zusätzliche Unterricht erfordere daher einiges an Organisationstalent. "Man muss Prioritäten setzen." Ein Vorteil sei aber die mündliche Prüfung wie im Abitur. Sie steht morgen auf dem Programm.

(RP)
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