Fotos Selbstversuch: Fünf Tage obdachlos in Düsseldorf
Für ihre Diplomarbeit "Lebensraum Straße - Obdachlosigkeit in Düsseldorf" haben die Studenten Sabrina Exler (27) und Jürgen Heinik (31) fünf Tage auf der Straße gelebt. Die Sozialpädagogik-Studenten wollten sich bei ihrer Recherche nicht auf Literatur und Interviews beschränken, sondern selbst einen Einblick in das Leben als Obdachloser erfahren. Ihre Erlebnisse dokumentierten sie mit der Kamera.
Als "Fiftyfifty"-Verkäufer versuchen sie ihr Geld zu verdienen. Viele Passanten meiden die beiden, gehen links und rechts an ihnen vorbei. Es dauert etwa 15 Minuten, bis der erste ein Exemplar kauft.
Auch mit Musik versuchen die zwei an Geld zu kommen.
Sie verbringen den ganzen Tag auf der Straße. Ihr Gepäck ist immer dabei.
Die Studenten treten schnell in Kontakt mit anderen Obdachlosen. Björn ist schon seit 30 Jahren Straßenmusikant.
Am Abend musizieren sie gemeinsam in der Altstadt.
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Nach zwei Tagen Straße stoßen Sabrina und Jürgen zum ersten mal an ihre Grenzen. Den ganzen Tag zu Fuß unterwegs, das Gepäck stets dabei, plagen die beiden Muskelkater und Rückenschmerzen. Es ist kalt, aber es gibt weder Aufwärmen noch Entspannen.
Ein Proberaum dient den beiden als Schlafstätte. Sie liegen auf dem Boden, Heizung gibt es keine. Das wichtigste aber: die Türe lässt sich zuschließen. Für Sabrina und Jürgen ein wahrer Luxus.
In Interviews halten Sabrina und Jürgen ihre Erlebnisse und Empfindungen fest.
An der LTU arena begeben sich die zwei auf Flaschensammlung. Schon auf dem Weg dorthin haben sie 15 Stück gefunden. Jürgen Heinik muss sich zusammenreißen: Das Wühlen in den Mülleimern empfindet er als extrem erniedrigend.
Für Sabrina Exler verhält es sich genau andersherum: Sie sammelt lieber Flaschen als Zeitungen zu verkaufen. Anders als beim "Fiftyfifty"-Verkauf muss sie hier nämlich nicht in Kontakt mit Leuten treten und ist nicht darauf angewiesen, dass diese ihr Geld geben.
Für die 27-Jährige war es besonders wichtig, dass ihr die Leute beim Kauf einer Zeitung ins Gesicht sehen.
Mit ihrer Dokumentation hoffen die Sozialpädagogik-Studenten, zu einer größeren Akzeptanz von Obdachlosen beizutragen. Sabrina Exler arbeitet seit kurzem selbst als Streetworkerin mit Jugendlichen.
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Einen Monat später blicken die beiden auf ihr Leben auf der Straße zurück. Fazit: Es ist verdammt anstrengend. In den fünf Tagen sind beide an ihre Grenzen gestoßen. Einen Einblick in das Leben eines Obdachlosen haben sie durch das Experiment gewinnen können, aber wirklich verstehen, was es bedeutet, "Björn zu sein", können sie auch heute nicht.
Genau ein Jahr nach dem Projekt ist Jürgen Heinik noch immer froh über die Erfahrungen, die er durch das Leben auf der Straße machen konnte. Der Alltag hat einen zwar schnell wieder, dennoch hat der inzwischen diplomierte Sozialpädagoge gelernt, die Selbstverständlichkeiten im Leben mehr zu schätzen.