NRW-Tag Wo in Düsseldorf NRW-Geschichte geschrieben wurde
Es ist das Geburtshaus der Demokratie im von den Briten neu geschaffenen Bundesland Nordrhein-Westfalen: das Opernhaus, zu Beginn des deutschen Kaiserreichs nach dem Vorbild der Dresdner Semperoper erbaut. Am 2. Oktober versammelten sich hier die von der britischen Militärregierung ernannten Mitglieder des Landtags. Noch während des Krieges war der Zuschauerraum provisorisch wieder hergerichtet worden, so dass bald nach Ende des Krieges in dem Haus auch wieder Vorstellungen stattfanden. 1954 begann der Umbau des traditionsreichen Gebäudes, am 22. April 1956 fand die feierliche Wiederöffnung mit einer Aufführung von "Fidelio" statt.
Im früheren Stahlhof an der Bastionstraße, dem heutigen Verwaltungsgericht, wurde von der vorletzten Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg Industriegeschichte geschrieben. Hier planten die "Industriebarone" von Rhein und Ruhr, die den Bau hatten errichten lassen, das Schmieden von Waffen für die beiden Weltkriege. Der Generalstab der französischen Einheiten nutzte den beschlagnahmten Komplex von 1923 bis 1925 als Kommandozentrale für die Ruhrbesetzung. 1945 waren es die Briten, die den Stahlhof erneut beschlagnahmten. Ab 1. Mai 1946 residierte der Zivilgouverneur für das Rheinland, William Asbury, in dem Gebäude.
Das 1949 erbaute Gebäude Elisabethstraße Nr. 5 nahe des Kaiserteichs war zunächst Sitz des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport. In den Jahren 1953 bis 1961 regierten hier die ersten Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen: Rudolf Amelunxen, Karl Arnold, Fritz Steinhoff und zu Beginn seiner Amtszeit Franz Meyers. Während der Komplett-Sanierung vor sechs Jahren erhielt der Bau seine neue Sandsteinfassade. Die Hausnummern 5 bis 11 wurden zu der Adresse "E 11" zusammengefasst. Das Bürogebäude bietet etwa 10.000 Quadratmeter Fläche. Hauptmieter ist heute das Beratungsunternehmen Kerkhoff Consulting, das weltweit in acht Ländern vertreten ist.
Seit 1949 schlug im Ständehaus am Kaiserteich das Herz der nordrhein-westfälischen Demokratie: Hier war bis 1988 der Sitz des Parlaments – Jahrzehnte, in denen aus dem Bindestrich-Land mit eher unterschiedlichen Identitäten ein Bundesland mit Gemeinschaftsgefühl wurde. Im Stil des Historismus wurde das Gebäude 1876 bis 1880 als Vierflügelanlage mit Innenhof, angelehnt an die Palazzi der italienischen Renaissance, erbaut. Karl Arnold wurde hier als Ministerpräsident wiedergewählt. Die Reihe der hier gekürten Landeschefs endet mit Johannes Rau.
Die vom Künstler Bert Gerresheim geschaffene Büste des ersten frei gewählten Ministerpräsidenten des Landes Karl Arnold (*21.3.1901 Herrlishöfen, † 29.6.1958 Düsseldorf) steht am Johannes-Rau-Platz. Seit dem 29. Januar 1946 war Arnold Oberbürgermeister von Düsseldorf. Ab dem 17. Juni 1947 regierte er als frei gewählter Ministerpräsident das Land bis 1956. Arnold war vom 7. September 1949 bis zum 6. September 1950 der erste Bundesratspräsident. In dieser Eigenschaft war er für wenige Tage, vom 7. September bis 13. September 1949, das erste kommissarische Staatsoberhaupt der Bundesrepublik, weil Theodor Heuss erst an jenem 13. September zum Präsidenten gewählt wurde.
Die Statue von Johannes Rau (*16.01.1931 Wuppertal
† 27.01.2006 Berlin) am Horion-Platz ist eine Arbeit der britischen Künstlerin Ann Weers-Lacey. Der gebürtige Wuppertaler Rau wurde 1958 erstmals in den Landtag gewählt. Er war Minister für Wissenschaft und Forschung von 1970 bis 1978, NRW-Ministerpräsident von 1978 bis 1998 sowie Bundespräsident von 1999 bis 2004. Seine Art, den protestantisch-christlichen Glauben öffentlich zu leben, trug Rau die Bezeichnung "Bruder Johannes" ein. Er starb 2006 in Berlin.
Die Villa Horion war 1961 bis 1999 Amtssitz des Ministerpräsidenten des Landes NRW; sie wurde gern scherzhaft als "Pförtnerhäuschen von Mannesmann" bezeichnet. Erbaut wurde die Villa von 1910 bis 1911 von Hermann vom Endt im Stil des Neo-Klassizismus. Sie ist benannt nach Johannes Horion (1876-1933), der hier von 1922 bis 1933 als Landeshauptmann der Rheinprovinz residierte. Zur Historie des Gebäudes gehört auch, dass es 1945 bis 1956 britisches Offizierskasino war. Von 1959 bis 1961 wurde es grundsaniert. Seit 2001 – nach nochmaliger Sanierung – ist es ein Nebengebäude des Landtags sowie des nordrhein-westfälischen Landtagspräsidenten.
Das frühere Mannesmann-Haus (Behrensbau) war von August 1946 bis April 1953 Staatskanzlei und Amtssitz der ersten Landesregierungen Nordrhein-Westfalens. Erbaut wurde das Haus in den Jahren 1911 und 1912. Der Behrensbau war das Verwaltungsgebäude der Mannesmannröhren-Werke AG und eines der ersten großen Verwaltungsgebäude in Düsseldorf. Von 1956 bis 1958 wurde dann das "Mannesmann-Hochhaus" am Rhein errichtet, das bis 2012 als Vodafone-Hauptverwaltung diente. Seit Oktober 2015 wird der Behrensbau teilweise als Flüchtlingsunterkunft des Landes Nordrhein-Westfalen genutzt.
Im sogenannten Stadttor befindet sich seit 1999 die Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen. Auf Initiative des damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement erfolgte die Anmietung von Räumlichkeiten in den mittleren Etagen 7 bis 13. Erbaut wurde das Haus von 1992 bis 1998 von den Architekten Petzinka, Overdiek & Partner. Es ist rund 80 Meter hoch, hat zwei Türme mit 16 Geschossen, verbunden durch drei Attika-Geschosse. Das Atrium mit 56 Metern ist das höchste Europas, 30.000 Quadratmeter Glas wurden verarbeitet, zehn Aufzüge gibt es. Die Einweihung war am 8. Mai 1998. Die versetzte Anordnung der beiden Torsäulen garantiert eine Aussicht nach allen Seiten.
Der Landtag von Nordrhein-Westfalen wird von vielen Kennern als das schönste Parlamentsgebäude in Deutschland bezeichnet. Das Landesparlament von Nordrhein-Westfalen ist neben den Nationalparlamenten in Budapest und London das einzige, das unmittelbar an einem großen europäischen Fluss steht. Erbaut wurde er von 1982 bis 1988. Zum 700. Geburtstag von Düsseldorf wurde er am 2. Oktober 1988 eingeweiht – genau 42 Jahre nach der ersten Sitzung im Opernhaus. Vom Rheinturm aus zeigt sich den Betrachtern die besondere Wirkung der Kreisformen. Die Fassade besteht aus Baubronze. Baubronze ist eine Legierung aus Kupfer, Zink, Mangan und Blei oder Eisen.
Der Vorplatz vor dem Landtagsgebäude am Rhein wird seit 1990 bestimmt von der Stahlskulptur "Tzaphon" des israelischen Künstlers Dani Karavan, die mit 15 Metern Durchmesser und dem Gewicht der runden Stahlplattevon 120 Tonnen mit der Architektur des Gebäudes korrespondiert. Demokratie soll und muss öffentlich und durchschaubar sein – eine Leitlinie, die der Architekt mit dem Gebäude sehr deutlich zum Ausdruck gebracht hat und die Karavan mit seinem Werk "Tzaphon" unterstützt. Das ursprünglich als Brunnen konzipierte Werk symbolisiert die Lebensader des Landes, den Rhein. Durch die Schiene sollte Wasser fließen, doch aus technischen Gründen wurde dies nicht umgesetzt.