Baby nach Stammzelltherapie gestorben XCell: Vermieter erwägt Kündigung

Düsseldorf · Das Institut XCell, bei dem durch eine Stammzelltherapie ein kleiner Junge gestorben ist, hat seine Räume im Dominikus-Krankenhaus angemietet. Die Klinik betont, dass sie von der Seriosität der Firma überzeugt gewesen sei. Bei einem Beweis des Rechtsverstoßes wolle sie XCell jedoch kündigen.

 Die umstrittene Klinik hatte ihren Sitz im Dominikuskrankenhaus in Heerdt.

Die umstrittene Klinik hatte ihren Sitz im Dominikuskrankenhaus in Heerdt.

Foto: RP, Thomas Busskamp

Das katholische Dominikus-Krankenhaus wehrt sich gegen Vorwürfe, die Firma XCell sei aus ethischen Gründen als Mieter in dem Haus in Heerdt aufgenommen worden. "Bei dieser Entscheidung im Jahr 2008 spielten allein wirtschaftliche Gründe eine Rolle", erklärte gestern Bernhard Grunau, der Stiftungsrats-Vorsitzender der Cherubine-Willimann-Stiftung.

Klinik suggeriert Seriosität

Die Stiftung betreibt mehrere Krankenhäuser, darunter das Dominikus-Krankenhaus. Zwar lehne man die adulte Stammzellenforschung, so wie sie auch von XCell betrieben wird, nicht grundsätzlich ab, wie etwa die embryonalen Forschungen, sagte Grunau.

Doch das bedeute nicht, dass man bei der Auswahl des Mieters fahrlässig vorgegangen sei. "Wir hatten damals den Eindruck, dass XCell seriös war", erklärte der Stiftungsrats-Vorsitzende, der sich gleichwohl über den Tod eines Babys nach einer umstrittenen Stammzelltherapie bei XCell erschüttert zeigte: "Sollten die Ermittlungen ergeben, dass das Unternehmen Rechtsverstöße begangen hat, werden wir versuchen, den Mietvertrag zu kündigen."

Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Sitz des Instituts an einem deutschen Krankenhaus durchaus zusätzliche Sicherheit suggeriert. Dass das Unternehmen seine umstrittenen Stamzelltherapien bislang trotzdem uneingeschränkt anwenden durfte, liegt an einem gesetzlichen Schlupfloch, das bis 2012 keine Lizenzen für Stammzelltherapie verbindlich vorsieht.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen ist deutschlandweit mitverantwortlich für Lizenzen dieser Art und will nach Aussage einer Sprecherin auf den jüngsten Fall von XCell nun schnell reagieren. Auf Anfrage der Rheinischen Post konnte bislang jedoch noch keine verbindliche Stellungnahme aus dem PEI gewonnen werden.

Patienten — und vor allem verzweifelte Eltern — besser vor unseriösen und sogar gefährlichen Therapien zu schützen, müsse das Ziel sein, betont auch Susanne Schweitzer-Krantz, Chefärztin der Klinik für Früh- und Neugeborenenmedizin am Evangelischen Krankenhaus (EVK). "Bei schweren Erkrankungen von Kindern sollten die Eltern immer erst den Rat beim niedergelassenen Kinderarzt suchen", empfiehlt die Ärztin. Dieser wiederum solle dann den Kontakt zu Experten auf dem jeweiligen Gebiet herstellen. Auch lieferten veröffentlichte Studien einen wichtigen Hinweis auf Seriosität — "doch mit solchen Recherchen sind hilfesuchende Eltern eben allein oft überfordert", sagt Schweitzer-Krantz.

(RP)
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