Duisburg Auf Pfingststurm folgt Vandalismus auf Ehrenfriedhof

Duisburg · Der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren lenkt den Blick auf den Ehrenfriedhof Kaiserberg, auf dem 801 Soldaten, die während des Ersten Weltkriegs in Duisburger Lazaretten starben oder aus Duisburg stammten und im Krieg ums Leben kamen, beerdigt sind. Nicht alle Besucher sehen offenbar darin einen Ort des Gedenkens. Die Anlage rund um die so genannte Siegfriedsfigur ist zum wiederholten Male mit zum Teil sehr üblen Sprüchen beschmiert.

 Unbekannte haben wieder einmal auf dem Ehrenfriedhof ihr Unwesen getrieben. Sie haben die Anlage mit der Siegfriedfigur mit Farbe beschmiert.

Unbekannte haben wieder einmal auf dem Ehrenfriedhof ihr Unwesen getrieben. Sie haben die Anlage mit der Siegfriedfigur mit Farbe beschmiert.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Mitglieder der Zeitzeugenbörse Duisburg haben in der vergangenen Woche den Ehrenfriedhof von groben Schäden bereinigt, die das Pfingstunwetters angerichtet hatte. "Die Schmiererei muss erst vor kurzem geschehen sein. Als wir da waren, gab es noch keine", sagte gestern Harald Molder, der Sprecher der Zeitzeugenbörse. Inzwischen sind diese auch bei der Stadt bekannt. Die Wirtschaftsbetriebe gehen von Reinigungskosten in Höhe von rund 6000 Euro aus. Bereits im Januar waren das Standbild und die Sockelanlage beschmiert worden. Auch damals übernahmen die Wirtschaftbetriebe die Reinigung.

Ehrenfiredhof mit bemerkenswerter Geschichte

Der Ehrenfriedhof, zu dem zurzeit ein Denkmalschutz-Verfahren läuft, hat eine bemerkenswerte Geschichte. Bereits am 22. September 1914, also wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkrieges, hatte der Duisburger Stadtrat beschlossen, auf dem Kaiserberg eine Kriegsgräberstätte einzurichten. Der erste Gefallene wurde dort schon am 24. September beigesetzt. Offiziell eingeweiht hat der Duisburger Oberbürgermeister Dr. Karl Jarres den Ehrenfriedhof am 14. Dezember 1914. An diesem Tag waren bereits 63 Gefallene dort beerdigt worden. Nach städtischen Archivunterlagen hat Jarres bei der Einweihung "stolz" gesagt, dass die Duisburger Bürgerschaft die erste in Deutschland ist, die die Anlage eines besonderen Ehrenfriedhofs "für ihre Kriegshelden" beschlossen hat. In den meisten Kommunen wurden die Kriegstoten auf bestehenden Friedhöfen beerdigt.

 Wer die Geburtsdaten auf den Grabsteinen liest, ist erschüttert, wie jung viele der Gefallenen waren.

Wer die Geburtsdaten auf den Grabsteinen liest, ist erschüttert, wie jung viele der Gefallenen waren.

Foto: Christoph Reichwein

Die Geschichte der Siegfriedsfigur

Die so genannte Siegfriedsfigur wurde 1921 auf dem Ehrenfriedhof aufgestellt. Die Arbeit stammt von Hubert Netzer (1865 - 1939), der damals Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf war. Mit der volksmundhaften Deutung eines Siegfrieds war Netzer wohl selber nicht einverstanden. Er beschrieb die Figur als "Standbild eines jungen Kriegers, der trotzig den Kampf aufgibt". In einer Mitteilung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist zu lesen, dass die Siegfried-Figur auf dem Ehrenfriedhof immer wieder zu Diskussionen geführt hat. Nicht unwichtig ist dabei, dass der junge muskulöse Krieger das Schwert in die Scheide zurücksteckt, und es nicht zum Kampfe herauszieht. Der Friedhof war zunächst auf 100 Grabstätten angelegt. Doch die Zahl der Gefallenen wuchs ständig; der Friedhof musste mehrmals erweitert werden, bis schließlich jene 801 Gräber angelegt wurden, die heute noch dort zu finden sind. Die Kosten für das Standbild hat Hermann Ingenhamm aus Meiderich übernommen, dessen Sohn Johann im Krieg gefallen ist. Zu Johann Ingenhamms Grabstätte kann man auch heute noch gehen.

(RP)
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