Duisburg Den Alltag mit Witz weitergedreht

Duisburg · Kai Magnus Sting hatte ein Heimspiel in der restlos ausverkauften Zentralbibliothek. Dort stellte der Kabarettist sein gerade erschienenes Buch "Immer ist was, weil sonst wär ja nix. Mein Alltag in 33 Katastrophen" vor.

Duisburg: Den Alltag mit Witz weitergedreht
Foto: Christoph Reichwein

Der Titel von Kai Magnus Stings jüngstem Buch verleitet zum Erzählen, Plaudern und Berichten: "Immer ist was, weil sonst wär ja nix. Mein Alltag in 33 Katastrophen." Dr. Jan-Pieter Barbian, Direktor der Duisburger Stadtbibliothek, erzählte, plauderte, berichtete und empfahl sogar noch lesenswerte Bücher, als er den Abend mit Sting in der restlos ausverkauften Zentralbibliothek anmoderierte. Vor allen Dingen sinnierte er bei einer Aufzählung von Duisburger "Vorkommnissen" aus den vergangenen Monaten darüber, dass es für die Stadt auch einmal gut wäre, "wenn mal nix wäre". Das war eine schöne Steilvorlage für den 36-jährigen Duisburger Kabarettisten, der längst über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden ist.

Natürlich las Sting nicht einfach brav aus seinem "Katastrophen"-Buch vor. Sting ist ein Vollblut-Entertainer, der wie kaum ein zweiter aus der Branche gute Laune verbreiten kann. Bevor er ein Blatt in die Hand nahm, erzählte er aus dem Stegreif über seine Kindheit und Jugend in Duisburg. Wie er die Oma mit ihren stets in der Schwebe bleibenden Sprüchen empfand, wie er seine ersten Krimis in der Stadtbibliothek auslieh und dabei von der Angestellten etwas argwöhnisch betrachtet wurde, weil er für die Lektüre zu jung erschien. Und wie er schließlich für seine Deutscharbeiten am Landfermann-Gymnasium nach Sekundärliteratur suchte, um schwierige Texte besser verstehen zu können, sie nach der Lektüre der Interpretationen aber überhaupt nicht mehr verstand...

Das allein war schon köstlich. Im Mittelpunkt des Abends stand natürlich das im September erschienene Buch von Kai Magnus Sting. Dabei konnte das Publikum bisweilen gar nicht merken, ob Sting frei sprach oder aus den schriftlich niedergelegten Texten las. Fast immer geht es um den Alltag, den man aus eigenem Erleben kennt. Nur dreht Sting diese Alltagssituationen mit Witz weiter. Manchmal so weit, dass das Ganze ins Surreale gerät, ohne an Komik zu verlieren. Manchmal entspringt das scheinbar Aberwitzige aber der Wirklichkeit, wie Sting verriet. Wer einmal Ärger mit seinem Computer hatte und dann in die Warteschlange der Hotline gerät, wo er immer weiterverbunden wird und immer wieder die gleiche Fehlergeschichte samt Codenummern berichten soll: Der wird Sting glauben, dass er die Geschichte mit dem Router, der sich angeblich "von selber installiert", nicht erfunden hat. Einschließlich des Fachmanns, der zunächst vergeblich den Computer zu reparieren versucht und schließlich auch in der berüchtigten Warteschlange mit nervender Frage-Prozedur landet... Sting steht nicht für leise, sondern für laute Töne.

Mit glänzend gespielter Empörung stößt er sich beispielsweise an der Kommode mit gefährlicher Kante, die seine Lebensgefährtin immer wieder auf andere Plätze der Wohnung stellt. Erfrischend die Selbstironie Stings, der - wie alle Männer - durch "bloßes Hingucken" verschwundene Schüsseln wieder an die gewohnte Stelle im Schrank platzieren möchte.

Fast schon ein Klassiker ist Stings Geschichte vom Nudelsalat-Rezept, das nachts um halb drei von der Straße rauf zu den Balkonen der Nachbarschaft ausgetauscht wird. Und wenn ein Miesepeter damit droht, die Polizei zu holen, dann bekommt er zur Antwort: "Bloß nicht, so viel Nudelsalat haben wird nicht mehr!" - In der Pause und nach der Lesung hatte Kai Magnus Sting viele Bücher zu signieren. Er nannte es schelmisch "entwerten".

Das Buch "Immer ist was..." (268 Seiten) kostet im Buchhandel 14,99 Euro, die entsprechende Hörbuch-CD 16,99 Euro.

(RP)
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