Duisburg Der große Wurf oder ein großer Traum?

Duisburg · Eine Sparkassen-Akademie am Hauptbahnhof - das wäre ein Projekt, mit dem Duisburg glänzen kann. Doch dafür müsste die Stadt noch eine Menge Hausaufgaben erledigen, wie der Ausschreibungstext deutlich macht.

 Oberhalb der Stadtautobahn und südlich des Hauptbahnhof (linker Bildrand) hat Aurelis das Gelände für eine Bebauung vorbereitet, auf dem eine Sparkassen-Akademie gebaut werden könnte.

Oberhalb der Stadtautobahn und südlich des Hauptbahnhof (linker Bildrand) hat Aurelis das Gelände für eine Bebauung vorbereitet, auf dem eine Sparkassen-Akademie gebaut werden könnte.

Foto: Reichwein

Eine Sparkassen-Akademie ist zwar nicht der große Arbeitsplatzbringer (die Rede ist von 80 Jobs), aber die Ansiedlung wäre die erste Stufe auf der Leiter aus dem Talkessel, in dem Duisburg derzeit hängt. Doch die Messlatte liegt sehr hoch, wie der Text der Ausschreibung deutlich macht.

Denn erwartet wird nicht nur, dass der Standort gut erreichbar für die Teilnehmer - rund 21 000 (!) - aus allen Regionen Nordrhein-Westfalens ist. "Weitere wesentliche Faktoren für die Wahl der Adresse sind die Attraktivität des Ortes sowie das direkte Umfeld, die Atmosphäre sowie die Funktionalität und Wirtschaftlichkeit der Immobilie", heißt es darin. Die Akademie solle eine hohe Anziehungskraft besitzen und attraktiv für alle Zielgruppen sein - vom Auszubildenden bis zum Vorstand. Der Standort müsse nicht zwingend in der geografischen Mitte der Verbände Rheinland und Westfalen-Lippe liegen, wohl aber müsse die gute Verkehrsanbindung für die Veranstaltungsteilnehmer aus ganz NRW gegeben sein. "Bei der morgendlichen Anreise sind 20 Kilometer Mehrstrecke weniger problematisch als der Dauerstau", so wörtlich. Wichtig sei aber auch, dass das Gebäude oder das Grundstück ein passendes Umfeld mit einer ausgewogenen Sozialstruktur vorweisen. "Angebote von Einzelhandel, Gastronomie und kulturellen Einrichtungen sind dabei ebenso zu werten wie ausreichende Parkierungsmöglichkeiten, die umgebende Bebauung und Nutzung, Frei- und Grünflächen sowie die öffentliche Erschließung." Die Mietdauer wird mit 15 Jahren angegeben.

Dass Aurelis in der Lage ist, ein Gebäude mit den erwarteten Anforderungen zu erstellen, ist wahrscheinlich. Der Projektentwickler, der mit Erfolgsmeldungen üblicherweise erst dann auf den Markt geht, wenn alles in trockenen Tüchern ist, hat das schon an etlichen Standorten gezeigt. In Duisburg eher weniger. Aber dass beispielsweise bis heute noch nicht das angekündigte Parkhaus am Hauptbahnhof steht, ist weniger Aurelis in die Schuhe zu schieben als der Tatsache, dass es in der Stadt zu viele Schnäppchen-Parkhaus-Angebote (und sogar kostenfreie Plätze unmittelbar am Haupteingang des Bahnhof) gibt, dass der Neubau für den Investor wirtschafltich nicht sonderlich interessant ist.

Mehr als Aurelis ist derzeit die Stadt gefordert. Das direkte Umfeld des möglichen Standortes ist heute gar nicht attraktiv. Zwar ist die Gestaltung der Bahnhofsplatte geplant, aber präsentieren kann die Stadtspitze hier nur ihre Ideen, deren Realisierung wesentlich von Landesgeldern abhängig ist. Gastronomische Angebot im nahen Umkreis sind (abends) rar, wenn man Burger, Pizza, Döner und Currywurst/Pommes mal ausnimmt. Kulturelle Angebot in der Innenstadt hingegen sind vorhanden. Doch vor dem Hintergrund, dass Duisburg erneut eine Sparrunde ins Haus steht, könnte zumindest das kommunale Angebot kleiner werden.

Ebenfalls direkt an den ausgeguckten Standort für die Sparkassen-Akademie grenzt zudem eine riesige Brache, die alles andere als eine schöne Visitenkarte für Duisburg ist: das Gelände, auf dem Investor Kurt Krieger Möbel- und Bürogebäude bauen wollte. Laut Plan eingebettet in wunderschöne Grünanlagen mit Verbindung zur Regattabahn. Realisierungszeitpunkt: ungewiss!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort