Wohnklötze in Duisburg Der "weiße Riese" - ein Schandfleck wird gesprengt

Duisburg · Zwei leerstehende Hochhäuser in Duisburg sind seit vielen Jahren ein Ärgernis für die Anwohner. Nun steht fest, dass einer dieser sogenannten Weißen Riesen im nächsten Sommer gesprengt werden soll. Höchste Zeit, sagen Nachbarn.

Zwei leerstehende Hochhäuser in Duisburg sind seit vielen Jahren ein Ärgernis für die Anwohner. Nun steht fest, dass einer dieser sogenannten Weißen Riesen im nächsten Sommer gesprengt werden soll. Höchste Zeit, sagen Nachbarn.

Die Wände sind mit Schriftzügen beschmiert. Überall liegt Müll, in einer Wohnung liegt sogar ein toter Vogel herum. Kalte Luft zieht durch die zerschmissenen Fenster. Ein Blick ins Innere des leerstehenden Hochhauses an der Friedrich-Ebert-Straße in Duisburg-Hochheide lässt einen angewidert und ratlos zurück.

Duisburg: Bilder der "Weißen Riesen" von Hochheide
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Duisburg: Das sind die "Weißen Riesen" von Hochheide

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Foto: Christoph Reichwein

Gaby Kwidzisnski ist auf den Klotz an der Friedrich-Ebert-Straße überhaupt nicht gut zu sprechen. "Ich bin froh, wenn das Ding endlich weg ist", sagt sie. Das Gebäude sei ein Hort von Müll und Ratten. Es ziehe nur zwielichtige Gestalten an. Die 58-Jährige betreibt seit 2002 ihren Kiosk an der Friedrich-Ebert-Straße und hat somit das Gebäude direkt im Blick. "Ich hoffe, dass der geplante Grüngürtel umgesetzt wird. Das würde das Quartier hier endlich wieder aufwerten", sagt sie.

Der Wunsch von Kwidzisnski, den viele Hochheider teilen, soll nun Wirklichkeit werden. Seit Ende November rollen die Bagger an der Friedrich-Ebert-Straße. Im kommenden Spätsommer soll die Sprengung erfolgen. Wenn alles gut läuft, könnte dann im Jahr 2018 anstelle des asbestverseuchten Hochhauses ein Grüngürtel entstehen. Damit wäre der erste Schritt getan, um eine aus der Mode geratene Gegend wieder attraktiver zu machen.

Der Duisburger Stadtteil Hochheide beheimatet sechs 20-stöckige Hochhäuser. Mit jeweils 60 Meter Höhe sind die sogenannten Weißen Riesen die höchsten Wohnhäuser der Stadt. Allerdings sind die 70er-Jahre-Bauten aus der Zeit geraten. Deutlich sinkende Mieterzahlen und eine hohe Wegzugrate aus dem Stadtteil macht mindestens zwei der Hochheider Türme mit jeweils 320 Wohnungen überflüssig.

Das eine Hochhaus (Friedrich-Ebert-Straße 10-16) steht seit Anfang 2011 leer, das andere (Ottostraße 24-30) bereits seit 2003. Letzteres hat vom Volksmund den Namen "Größter Taubenschlag Deutschlands" verpasst bekommen. Das Gebäude hat kaum noch Fenster, der Putz bröckelt, es wuchert an allen Stellen. Ein früherer Abbruch der beiden "Riesen" war nicht möglich, weil die Gebäude in Privatbesitz waren.

Inzwischen hat die Stadt das eine gekauft und das andere bei einer Zwangsversteigerung erworben. Kosten: 3,55 Millionen Euro. Finanzielle Unterstützung erhielt die Stadt durch das Land in Höhe von 17 Millionen. Mit eigenen Mitteln stockte man den Betrag auf etwa 20 Millionen auf. Davon finanziert die Stadt den Kauf der Gebäude und den Abriss der beiden Hochhäuser (etwa sieben Millionen Euro). Der Rest soll in die Aufwertung des Quartiers und in mögliche weitere Abrisse fließen.

Bevor das Gebäude an der Ottostraße angegangen werden kann, müssen erst einmal das Hochhaus sowie die anliegenden Tiefgaragen an der Friedrich-Ebert-Straße abgerissen sein. Und dort gibt es viel tun, weiß Marc Sommer. Mit seiner Firma "Rebuilding" plant der Duisburger den Rückbau. Die zum Teil stark vermüllten Wohnungen müssten erst einmal entrümpelt und danach entkernt werden. "Hauptaufgabe in den kommenden fünf bis sechs Monaten wird aber die Beseitigung von Schadstoffen, vornehmlich von Asbestprodukten sein", sagt Sommer.

Für die Sprengung gibt es noch keinen konkreten Termin. Sicher ist, dass die Aktion an einem Sonntag über die Bühne geht. "Das ist aus organisatorischen Gründen bundesweit so üblich", sagt Sommer. Mit Sprengungen dieser Größenordnung hat Sommer im Übrigen schon Erfahrungen gemacht. Im Jahr 2004 zeichnete sein Unternehmen für die Sprengung eines Hochhauses in Hagen verantwortlich. "Das haben damals 55.000 Schaulustige verfolgt. Ich kann mir gut vorstellen, dass in Duisburg ein ähnliches Interesse geweckt wird."

  1. Das Gebäude (160 Wohnungen) an der Ottostraße 18/20 ist nach Angaben der Stadt fast voll belegt. Hier sind keine Maßnahmen geplant-
  2. Das Hochhaus (320) an der Ottostraße 24 - 30 ist eine Ruine. Seit 2003 steht das Gebäude leer. Die Stadt hat es bei einer Zwangsversteigerung erstanden und will es abreißen lassen
  3. Das Haus (320 Wohnungen) an der Friedrich-Ebert-Straße 10-16 ist seit 2011 unbewohnt. Die Stadt hat es gekauft. Im Spätsommer 2017 soll es gesprengt werden.
  4. Das Gebäude (320 Wohnungen) an der Ottostraße 58-64 weist nach Angaben der Stadt hohe Leerstände auf. Es bestehe Handlungsbedarf in der Renovierung der Balkone und der Tiefgarage.
  5. Im der Ottostraße 54-56 (160 Wohnungen) liegt die Leerstandsquote bei 38 Prozent. Laut Stadt erfordert der bauliche Zustand auf Dauer Handlungsbedarf.
  6. Der sogenannte Rote Riese (152 Wohnungen) wurde für etwa 13 Millionen Euro saniert. Am Gebäude sieht die Stadt keinen Handlungsbedarf.
(url)
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