Duisburg Die Fallstricke der Wiener Klassik

Duisburg · Im Philharmonischen Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle dirigierte der Alte-Musik-Spezialist Konrad Junghänel heikle Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Christoph Willibald Gluck und Joseph Haydn.

 Konrad Junghänel

Konrad Junghänel

Foto: Philharmoniker

Die Musik der Wiener Klassik, also aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist ein heikles Feld. Wenn da nicht möglichst jedes Detail der Aufführungspraxis stimmt, kann auch das große Ganze kaum überzeugen. Die kammermusikalischen Feinheiten wechseln außerdem immer wieder mit einigen gröberen Akzenten. Als Dirigenten für ihr elftes Philharmonisches Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Christoph Willibald Gluck und Joseph Haydn hatten sich die Duisburger Philharmoniker daher den Alte-Musik-Spezialisten Konrad Junghänel gesichert, zum zweiten Mal nach fünf Jahren.

Von Mozart gab es nicht weniger als vier sinnvoll ausgewählte Kompositionen, zunächst die freche Ouvertüre zur Oper "Die Entführung aus dem Serail" KV 384 (1781), die frühreif-leidenschaftliche Sinfonie Nr. 25 g-Moll KV 183 des 17-jährigen (1773) sowie sein umfangreichstes und anspruchsvollstes Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 (1775). Hier wirkte der stilistische Ansatz noch etwas unentschieden und das Orchester nicht immer präzise. Als Solistin im Violinkonzert war die 1983 in Polen geborene Alicja Smietana zumindest am Mittwoch leider eine Enttäuschung, denn vor allem im ersten der drei Sätze lag ihre Intonation merklich daneben, spielte sie zu leise und überhaupt zu wenig inspiriert. Da schauten selbst die Orchestermusiker entsetzt. Nach der Pause bot sich ein weitaus leuchtenderes Bild. Ebenso cremig wie kraftvoll erklang Mozarts Adagio und Fuge c-Moll KV 546 (1788). Das strenge Streicherstück wurde gerahmt von zwei kleinen Nettigkeiten von Gluck, nämlich der Ouvertüre zur Oper "Le rencontre imprévue" (1764, die auch von Mozart und Haydn geschätzt wurde) und der Ballettmusik aus der Oper "Iphigénie en Tauride" (1779). Der abschließende Höhepunkt war dann Haydns Sinfonie Nr. 100 G-Dur "Militärsinfonie" (1794). Spätestens da war der rote Faden des Abends klar, nämlich die damals so genannte "türkische Musik", insbesondere in Form eines Schlagwerkensembles aus Triangel, Becken und Großer Trommel mit Rute, wie schon in der Mozart-Ouvertüre und bei Gluck. Junghänel ließ die Duisburger Philharmoniker hier ebenso stilsicher wie souverän agieren, sie hatten endlich hörbare Freude daran, knifflige Passagen so klangschön und so locker wie möglich herüberzubringen, was sich auch auf uns Zuhörer übertrug. Schade nur, dass die von Haydn eingebauten Knalleffekte hier etwas verhalten wirkten - hatte doch ein Besucher der Londoner Uraufführung berichtet, die Damen seien reihenweise in Ohnmacht gefallen, denn diese Sinfonie sei "grand, but very noisy" ("großartig, aber ziemlich lärmig").

 Wenig inspiriert: Alicja Smietana enttäuschte.

Wenig inspiriert: Alicja Smietana enttäuschte.

Foto: Dmitry Simakov

Im nächsten, zwölften und somit für diese Saison letzten Philharmonischen Konzert am 21. und 22. Juni, jeweils um 20 Uhr, in der Philharmonie Mercatorhalle, verabschiedet sich der gebürtige Römer Giordano Bellincampi als Duisburgs Generalmusikdirektor mit der "Römischen Trilogie" von Ottorino Respighi und der gleichfalls von Rom ausgehenden Hafen-Suite "Escales" von Jacques Ibert. Garniert wird der Abend mit mediterraner Gastronomie. Karten und Infos gibt es am einfachsten unter der Telefon-Nummer 0203 283 62 100.

(hod)
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