Duisburg Junger Westen wird 70 Jahre jung

Duisburg · Im Verbund mit sechs anderen Museen des Ruhrgebiets erinnert das Museum DKM an die Künstlergruppe "Junger Westen", ihren Mitbegründer Ernst Hermanns und sechs Preisträger aus 70 Jahren.

 Michel Sauer in seinem Ausstellungsraum im Museum DKM. Hinter ihm seine "Sänfte".

Michel Sauer in seinem Ausstellungsraum im Museum DKM. Hinter ihm seine "Sänfte".

Foto: christoph reichwein

Der Titel der neuen Sonderausstellung im Museum DKM hört sich etwas sperrig an; die Werke, die gezeigt werden, sind indes einen Besuch des Hauses wert. "Ernst Hermanns und sechs Preisträger aus 70 Jahren Junger Westen", heißt die Schau, die an die 1947 gegründete Künstlergruppe "Junger Westen" erinnert. Das Museum DKM ist dabei eines von sieben Museen des Ruhrgebiets, das sich mit dieser in Recklinghausen "geborenen" Vereinigung in den kommenden Monaten beschäftigt. Das geschieht nicht ohne Grund: Der Bildhauer Ernst Hermanns (1914 bis 2000), dessen Nachlass die Sammler Klaus Maas und Dirk Krämer (=DKM) in der Rechtsform einer Stiftung übernommen haben, war ein Gründungsmitglied des "Jungen Westens". Zwar löste sich die Künstlergruppe 1958 freundschaftlich auf, doch wird bis heute der Kunstpreis "Junger Westen" ausgelobt. Bislang sind 46 Künstler mit dem jeweils in Recklinghausen überreichten Preis ausgezeichnet worden, der einst mit 5000 Mark, nun mit 10.000 Euro dotiert ist. Sechs der Preisträger, die alle noch leben, zeigen nun bis zum 24. September eine Auswahl ihrer Werke im Museum DKM. Zu sehen sind zum einen Werke, die zur Museumssammlung gehören, zum anderen wird die Ausstellung auch mit Leihgaben ergänzt.

Die im Museum DKM präsentierten Preisträger seien hier kurz vorgestellt:

Emil Cimiotti (Jahrgang 1927), der auch heute noch künstlerisch aktiv ist, hat als einziger den Kunstpreis zweimal erhalten: 1957 für Bildhauerei und 1959 für seine Zeichnungen. In Duisburg sieht man sowohl eine seiner monumentalen Arbeiten als auch drei kleinere Plastiken aus Bronze und ungemein ansprechende, raffiniert gefaltete und bemalte Papierreliefs aus der jüngsten Zeit.

Michel Sauer (Jahrgang 1949), der gestern bei der Pressevorbesichtigung anwesend war, schafft Skulpturen, die wie Gegenstände des Alltagsgebrauchs wirken, aber künstlerisch auf gewisse, mitunter auch ironische Weise überhöht werden. Seine Werke, so eine Interpretation, symbolisieren unser kollektives Gedächtnis. Kurios: Sauer bekam den Kunstpreis 1972 für seine Karikaturen; ein Arbeitsgebiet, das er seitdem nicht weiter verfolgt hat.

Der Hermanns-Schüler Otto Boll (Jahrgang 1952) erhielt 1981 den Preis für Bildhauerei. Seine "Schwebende Skulptur" von 1980 ist fester Bestandteil der Dauerausstellung im Museum DKM. Mit minimalsten Mitteln erreicht Boll ein Höchstmaß an ästhetischer Eleganz.

1995 erhielt Stefan Kern (Jahrgang 1966) den Preis für Bildhauerei. In Duisburg waren 2001 einige seiner Arbeiten in der damaligen Galerie DKM am Innenhafen zu sehen. Im Museum zeigt er jetzt eine "Sitzgelegenheit" und einen "Tisch", zwei schneeweiße Skulpturen im Grenzbereich von Kunst und Design, die freundlich-bissig nach dem Nutzen von Kunst zu fragen scheinen.

Ulrich Genth (Jahrgang 1971) bildet seit 2003 mit Heike Mutter (Jahrgang 1969) ein Künstlerduo, das in Duisburg gut bekannt ist: Die beiden entwarfen die Landmarke "Tiger and Turtle", jene "Achterbahn" in Wanheim, die jährlich von Tausenden Menschen besucht wird. Im Museum zeigt das Duo eine faszinierende Installation mit Spiegel- und Lichteffekten.

Last not least ist Gereon Krebber in der Duisburger Preisträger-Schau vertreten. Krebber war bis vor kurzem mit einer Einzelausstellung im Museum DKM vertreten. Jetzt werden aktuelle Arbeiten Krebbers mit Werken aus der Preisträger-Ausstellung kombiniert, die 2007 in Recklinghausen gezeigt wurde.

Das Museum DKM (Güntherstraße 13-15, Nähe Hauptbahnhof) ist samstags und sonntags sowie an Feiertagen und an jedem ersten Freitag im Monat von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Montags bis freitags wird es auf Anfrage für Gruppen geöffnet. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt fünf Euro. Info unter www.museum-dkm.de

(pk)
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