Duisburg "Pegida": Einzelhändler mit ihrer Geduld am Ende

Duisburg · Seit Wochen demonstrieren "Pegida" und ihre Gegner aus dem linken Lager montags in der Innenstadt. Allmählich verlieren die Einzelhändler vor Ort aber ihre Geduld.

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Foto: Christoph Reichwein

Auch gestern wurde der Bereich vor dem Hauptbahnhof wieder großräumig abgesperrt. Das Interesse hat indes weiter abgenommen: Gestern standen sich noch 100 Pegida-Anhänger und 300 Gegendemonstranten gegenüber. In den Vorwochen waren es auf beiden Seiten noch deutlich mehr gewesen.

Allmählich verlieren die Einzelhändler vor Ort aber ihre Geduld. Jutta Köster spricht bereits vom "berüchtigten Montag". "Ab 16 Uhr ist für unsere Gäste quasi kein Durchkommen mehr, weil hier dann alles abgesperrt ist", erklärt die Inhaberin der Hotel-Gaststätte "Goldener Hahn" an der Friedrich Wilhelm-Straße. "Es trifft immer die gleichen", kritisiert Heinz Hillen, Inhaber der Bahnhof-Apotheke an der Friedrich Wilhelm-Straße, der die Situation als "unerträglich" bezeichnet. Schließlich würde man jeden Montag mit mindestens einer umsatzfreien Stunde konfrontiert. "Montags schließen wir die Apotheke jetzt gegen 17.15 Uhr", erklärt Hillen.

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Die acht Arztpraxen in der Umgebung könnten nach 16 Uhr keine Termine mehr vergeben, weil die Patienten nicht hinkommen. Inzwischen zieht der Apotheker sogar rechtliche Schritte in Erwägung: "Ich denke darüber nach, welche Möglichkeiten es gibt." Die Situation sei auch für die Anwohner, die während den Demonstrationen mit Polizeischutz zu ihren Wohnungen begleitet werden müssen, schwer zu ertragen. Manche Geschäfte im Bahnhofsbereich öffnen montags schon gar nicht mehr. Beim Bekleidungsgeschäft Küpper war gestern ein Schild mit der Aufschrift "Lieber Kunde, ab sofort bleibt unser Geschäft montags geschlossen" im Schaufenster zu sehen.

Auch Karin Latz, Inhaberin des Domberg-Juweliers, findet deutliche Worte für die Umsatzeinbußen: "Gerade in der aktuellen Wirtschaftslage trifft das jeden Einzelhändler." Für ihre Kunden sei es kaum möglich, während der Demonstrationen zum Juwelier zu gelangen. "Meinungsfreiheit schön und gut, aber die Demonstrationen müssen doch nicht ausgerechnet in der Innenstadt stattfinden", sagt Karin Latz.

Michael Rüscher, Geschäftsführer der IHK, kennt die Leiden der Einzelhändler: "Ich habe mit vielen Inhabern gesprochen. Alle haben mir bestätigt, dass sie weniger Geld in der Kasse haben. Die Frequenz geht spürbar zurück." Es habe sich bereits herumgesprochen, dass die Innenstadt an jedem Montagnachmittag gesperrt ist. "Das ist keine gute Werbung für den Handel", sagt Rüscher, der zudem darauf aufmerksam macht, dass auch das eigene Haus die Konsequenzen der Demonstrationen zu spüren bekommt. Schließlich liegt die Geschäftsstelle der IHK an der Mercatorstraße und somit in unmittelbarer Bahnhofsnähe. "Wir bieten Fortbildungen und Seminare in unserer Geschäftsstelle an. Diese mussten wir bereits an vier Terminen verlegen. Eine Veranstaltung mussten wir kurzfristig absagen", so Rüscher.

(RP)
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