Duisburg Stadtteil ohne Ampel

Duisburg · In Bissingheim gibt es auf dem gesamten Gebiet des Stadtteils weder eine Ampel, noch einenZebrastreifen. Für die Bewohner ist das normal. Sie haben sich an die gegenseitige Rücksichtnahme gewöhnt.

Bissingheim Er ist der einzige Stadtteil, der weder Ampel noch Zebrastreifen hat, wie Peter Hilbrands, Pressesprecher der Stadt unserer Zeitung bestätigte. Der Stadtteil Bissingheim kommt ganz ohne diese beiden Verkehrslenkungsmittel aus. Überall herrscht rechts vor links, überall dürfen nur 30 Stundenkilometer gefahren werden. Schon bei der Einfahrt nach Bissingheim, an der Kreuzung Bissingheimer Straße / Worringer Weg, resultiert daraus eine gewisse Unsicherheit bei den motorisierten Verkehrsteilnehmern.

Für die Kinder im Stadtteil ist die Situation jedoch vollkommen normal. In manchen Straßen können die kleinen Bürger sogar noch Ball und Fangen auf dem Asphalt, der eigentlich für Pkw, Motorräder und Fahrradfahrer vorgesehen ist, spielen. Liselore Gries kennt es gar nicht anders. Die rüstige Rentnerin wohnt schon seit 82 Jahren in Bissingheim. "Als ich noch zur Schule ging, gab es zwei Polizisten mit Kellen, die in den Stoßzeiten den Verkehr vor der Bildungseinrichtung geregelt haben. Aber das ist schon lange nicht mehr so", berichtet Gries. An manchen Straßen müsse man unheimlich aufpassen, "dass man nicht überfahren wird."

Denn, so wie die 86-Jährige berichtet, halten sich nicht alle Verkehrsteilnehmer an die Geschwindigkeitsbegrenzung im Ortsteil. Und das sei nicht immer ungefährlich. Zu diesen gehöre unter anderem auch die Kurt-Heinze-Straße. Auch die Bissingheimer Straße würde regelmäßig schneller befahren. "Aber da sind ja auch keine Fußgänger", so die Rentnerin.

Schmal sind die Straßen Bissingheims. Oft parken auf beiden Seiten Autos. Ein Durchkommen ist nur mit vielem Halten und Fahren möglich, da der Gegenverkehr genau mit denselben Problemen zu kämpfen hat. Derjenige, der am schnellsten fährt, erwischt die Lücke im Verkehrsfluss.

Doch die Tempo-30-Regelung hat auch ihre Anhänger. "Ich finde, dass es auch ohne Ampeln geht", berichtet Anette Käbe. Die Mutter zweier Söhne hat sich mit der Situation angefreundet. "Die Kinder lernen hier schon sehr schnell, wie sie eigenständig die Hermann-Grothe-Straße überqueren können, um beispielsweise von der Schule zum Bäcker zu gehen. Wenn alle aufeinander achten, dann kann eigentlich gar nichts passieren", so Käbe. "Jedenfalls ist die Überlebensquote sehr hoch", fügt sie nach kurzem Nachdenken ironisch hinzu.

"Dadurch, dass es hier zudem so viele Schlaglöcher gibt, ist es auch überhaupt nicht sinnvoll, schneller als 30 Stundenkilometer zu fahren"; findet die Mutter. "Aber ohne Auto ist es schwer nach und aus Bissingheim heraus zu kommen.", so Käbe.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort