Duisburg Stadtwerketurm verliert seine Röhren

Duisburg · Seit knapp einer Woche sind die grünen Lichter aus: Die Bauarbeiten am Stadtwerketurm haben begonnen. Die Rohre des alten Schornsteins verschwinden - vom Denkmal bleiben das Stahlgerüst und der Sockel aus Beton.

Duisburg: Stadtwerketurm verliert seine Röhren
Foto: Christoph Reichwein

Die grün leuchtenden Umrisse des Stadtwerketurms - seit 1999 gehört dieses Bild zu Duisburg. Nun klafft in dem Bauwerk ein riesiges Loch: Das erste Stück von einem der drei Rauchgasrohre ist abgetrennt. Das Stahlgerüst bleibt zwar stehen, aber die Rohre müssen weg. Die Rückbauarbeiten am 200 Meter hohen Turm haben in dieser Woche begonnen. Das erste Rohrstück entfernt, an Ketten und mit Hilfe eines Krans aus knapp 70 Metern Höhe auf den Boden gehievt. Circa drei Tonnen wiegt das massive Teil - und ist erst ein kleines Stück des gesamten Turms. Etwas mehr als 400 Tonnen Stahl müssen jetzt nach und nach vom Wahrzeichen runter. Die Rohre des 1976 errichteten Turms werden nach der Demontage dekontaminiert. Denn unter der geriffelten Aluminium-Verkleidung verbergen sich Isolationsschichten, in denen Asbest verarbeitet wurde. Der Hauptgrund für den Rückbau ist aber nicht die Schadstoffbelastung, Der Turm ist in seiner bisherigen Form nicht mehr sicher.

"Uns ist es wichtig, langfristige Verkehrssicherheit zu gewährleisten", sagt Projektleiter Andreas Gutschek. Die drei Abgasrohre mit je drei Metern Durchmesser, die immer weiter rosten, seitdem das dazugehörige Kraftwerk abgestellt wurde, bieten dem Wind viel Angriffsfläche. Die Statik des Turmes ist beeinträchtigt. Im Umkreis des alten Schornsteins verlaufen etliche Straßen und stehen Wohnhäuser. Aus diesem Grund käme nicht infrage, Rohr-Attrappen zu montieren. "Egal, mit welchem Material wir arbeiten - es würde dem Wind trotzdem Fläche bieten", so Gutschek. Auf lange Sicht sei ein Erhalt der Rohre keine nachhaltige und effektive Lösung gewesen. Ein Komplettabriss war wie berichtet aus Denkmalschutzgründen nicht möglich. Im Frühjahr dieses Jahres einigten sich die Stadtwerke mit der Denkmalbehörde auf einen Kompromiss: die Rauchgasrohre kommen weg, der Sockel und die Stahlträger bleiben erhalten.

Wie viel der Rückbau der Rohre kosten wird, stehe noch nicht genau fest: "Wir rechnen mit einem einstelligen Millionenbetrag", sagt Stadtwerkesprecher Thomas Nordiek. Die Arbeit in luftiger Höhe von 70 bis 200 Metern "ist sehr komplex", erklärt Ingenieur Markus Rost. Zeit und Kosten seien dabei schwer einzuschätzen, sind Nordiek, Rost und Gutschek einer Meinung.

Beim Rückbau fiel die Entscheidung der Ingenieure auf ein Hebeverfahren. Dazu wird an dem Rohr ein Hydrauliksystem mit einzelnen Hebern montiert, die synchron gesteuert werden können. Die massiven Eisenrohre werden horizontal gegen den Wind gesichert. Die Schraubverbindungen der einzelnen Rauchgasrohrelemente werden gelöst, die Rohre abgetrennt und, beginnend mit dem untersten Stück, von ihrem Lager abgehoben und senkrecht nach unten abgelassen.

Im Idealfall könne an zwei Rohren gleichzeitig gearbeitet werden, sagte Rost. Auf dem Dach des Betonsockels werden die Rohre in etwa 2,5 bis drei Meter hohe Zylinder zerteilt. Diese werden eingepackt, damit kein Asbest austritt, und mit einem Kran nach unten befördert. Die drei insgesamt 130 Meter langen Rohre werden dann in einer Halle, in der Unterdruck herrscht, Stück für Stück vom Asbest freigekratzt. "Hier müssen die Mitarbeiter so zu sagen eingeschleust werden", berichtete Rost. Es gelten besondere Sicherheitsauflagen, auch nachts mache das Sicherheitspersonal seine Runden auf der Baustelle, damit kein Unbefugter an den giftigen Asbest herankommt, berichtete Gutschek. Durch den Unterdruck gelange von dem Schadstoff nichts in die Umwelt - falls sich doch mal etwas freisetzen sollte, "wird das direkt abgesaugt. Wir hoffen zum Jahresende mit dem Rückbau der Rohre fertig zu sein", sagte Gutschek.

So lange die Arbeiten laufen, bleibt die Turm-Illumination abgeschaltet. Erste Pläne für eine neue Lichtinstallation liegen bereits auf dem Tisch - 2017 soll es soweit sein. Einen genaueren Termin wollen bzw. können die Verantwortlichen nicht nennen.

Mehr zum Rückbau und weitere Infos gibt es im Netz unter www.stadtwerketurm.de.

(zuew)
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