Duisburg Standfest, aber nur ohne die Röhren

Duisburg · Die Stadtwerke haben jetzt das Gutachten vorliegen, das die Sicherheit des Turms bewertet und Grundlage für das weitere Denkmalschutzverfahren sein wird. Die offenen Röhren müssen auf jeden Fall abgebaut werden.

Fakten über den Stadtwerketurm Duisburg
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Fakten über den Stadtwerketurm Duisburg

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Die Zukunft des Stadtwerketurms beschäftigt die Duisburger - die Gegner eines Abrisses ebenso wie die Befürworter. Für die einen ist das rund 200 Meter hohe Gebilde ein Wahrzeichen der Stadt, für die anderen nur ein nicht mehr benötigter Teil eines stillgelegten Kraftwerks.

Die Duisburger Stadtwerke wollen den "Leuchtturm" abreißen, weil dessen Erhaltung sich finanziell in keiner Weise gegenüber den Kunden rechtfertigen lässt. Doch bekanntlich sieht der Denkmalschutz eine Demontage kritisch und hat den Turm unter vorläufigen Schutz gestellt.

 Wenn der Stadtwerketurm stehenbleiben muss, weil es der Denkmalschutz fordert, dann nur ohne die Röhren.

Wenn der Stadtwerketurm stehenbleiben muss, weil es der Denkmalschutz fordert, dann nur ohne die Röhren.

Foto: Stadtwerke

Ob der nun endgültig in die Denkmalliste eingetragen wird, ob er stehenbleiben kann oder abgerissen werden darf, darüber kann jetzt entschieden werden. Denn Prof. Constantin Verwiebe hat sein Gutachten fertiggestellt. Der bundesdeutsche "Turm-Papst", der nicht nur in die Unterlagen schaut, sondern keine Angst davor hat, sich abzuseilen und aus großen Höhen die Prüfobjekte genau in Augenschein zu nehmen, hat den Turm auf dem Betriebsgelände an der Bungertstraße von außen und innen genau geprüft. Er kommt zu dem Ergebnis, dass das Bauwerk an sich gut gepflegt und standfest ist. Er weist aber auch darauf hin, dass die drei weithin sichtbaren Röhren abgebaut werden müssen.

So lange der Turm unter "Dampf" stand, machten ihm Feuchtigkeit und Regen nichts aus. Wegen der Hitze der Abluftrohe verdampfte das Wasser sofort. Doch das Kraftwerk ist stillgelegt, und Regen sowie Feuchtigkeit haben an den Innenwänden der oben offenen Röhren ihre Spuren hinerlassen. Vor allem aber sind sie in das Dämmmaterial zwischen Innen- und Außenhaut eingedrungen und sorgen somit für zunehmend mehr Gewicht. Darauf sind die Konstruktionen, die die Röhren innerhalb des Turmgestells in Position halten, allerdings nicht ausgelegt. Kurz gesagt: Sie werden mit jedem Monat schwerer, und das wird auf kurz oder lang zu einem gravierenden Problem. Wie der Stadtwerketurm ohne die Röhren aussieht, das hat das Unternehmen anhand einer Fotomontage mal gezeigt. Das Wahrzeichen sieht da ziemlich gerupft aus.

Entscheidend wird sein, welche Konsequenzen die Denkmalbehörde aus dem Verwiebe-Gutachten zieht. Denkbar ist, dass genau das passiert, was auch das Los der alten Mercatorhalle war: Das vorläufig unter Schutz gestellte Denkmal wird aus allen Perspektiven fotografiert, alle relevanten Unterlagen wandern ins Archiv, und wenn eine vollständige Dokumentation vorliegt, rollen die Abrissbagger. Ein anderer Weg: Weil die Röhren zwingend wegmüssen, verzichtet das Denkmalamt ganz auf die Unterschutzstellung, und die Stadtwerke können das Gebilde "umlegen". Dass der Turm das Denkmalsiegel bekommt und für alle Zeiten stehenbleiben muss - das wäre die dritte Möglichkeit, hätte aber zur Folge, dass die Stadtwerke quasi "just for fun" im wahrsten Sinnen Geld zum Schornstein hinauswerfen müssten.

(RP)
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