Duisburg Videokameras sollen Fahrgäste in Bussen zählen

Duisburg · Die kaum erkennbaren Linsen sind nur über den Ein- und Ausstiegen montiert und sie haben auch nur eine einzige Funktion — sie sollen die Fahrgäste zählen. Derzeit wird ein solches System getestet. "Sollte das erfolgreich verlaufen, wollen wir nach und nach alle Busse damit ausrüsten", sagt Anamaria Preuss, Sprecherin der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). "Die Entscheidung wird zum Ende dieses Jahres fallen."

Es ist nicht das erste Mal, dass die DVG versucht, ein modernes Zählsystem zu installieren. 2007 war kurzzeitig eine Infrarot-Technik im Einsatz. "Sie hat sich leider nicht bewährt, es gab viele technische Schwierigkeiten", berichtet Preuss. So muss die DVG ihre Fahrgäste immer wieder "von Hand" zählen, sprich: Mitarbeiter müssen sich in den Bus setzen und für jeden Fahrgast einen Strich notieren. Das ist extrem zeit-, kosten- und personalintensiv, zwei Schichten sind alleine für eine Linie nötig.

Mit der neuen Technik würde alles komplett automatisch funktionieren: "Eyeone" heißt das System, das seit einigen Monaten von Experten der Via-Verkehrskooperation in einem Bus getestet wird, der in Essen im Einsatz ist. Die Pilotphase ist fast abgeschlossen, von einem "echten Mehrwert" ist die Rede, man sei "überzeugt von einem positiven Abschluss." Zwar sind bereits alle 116 DVG-Busse längst mit Videokameras ausgestattet. Doch die dienen alleine der Überwachung: Diese Aufnahmen werden gespeichert und nach 72 Stunden wieder überschrieben. Wenn es einen Vorfall gibt, kann der Busfahrer über eine Notruftaste die Szenen dauerhaft sichern. Die 15 Minuten vor und nach dem Vorfall werden dann mit der Polizei ausgewertet. Deshalb sind die vorhandenen Kameras auch nicht kompatibel mit der Personenzählung.

Hintergrund ist der Datenschutz: "Eyeone" erfasst die Fahrgäste nur aus der Vogelperspektive, eine Gesichtserkennung ist damit nicht möglich. Die Daten werden am Bordrechner neben dem Fahrer erfasst, per Handy-Netz an einen zentralen Server gesendet und dort ausgewertet. So wird man bei der DVG bald genau wissen, wie viele Personen an einer Haltestelle ein- und ausgestiegen sind.

"Mit Hilfe der Daten können die Mitarbeiter der Fahrplanung die Nachfrage und das Angebot besser abstimmen und die Takte der Linien genauer an die Fahrgastzahlen anpassen", sagt DVG-Sprecherin Preuss. Bisher habe man für solche Erkenntnisse extra Mitarbeiter losschicken müssen. Zuletzt zum Beispiel, um zu klären, ob die Taktverdichtung der Buslinie 933 zur Uni zum Wintersemester überhaupt dementsprechend frequentiert wird. Oder ob die Straßenbahnlinie 903, die wegen der A59-Sperrung doppelt so oft fährt, auch wie geplant angenommen wird.

Denn wenn sich das System etabliert, sei es auch für die Straßenbahnen eine Perspektive, sagt Preuss: "Allerdings wird das dann auch eine Frage der Kosten sein. Denn Straßenbahnen haben bekanntlich mehr Ein- und Ausstiegstüren als Busse."

(RP)
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