Rees Chancen für Problem-Neubau stehen gut

Rees · Im Streit um ein Bauprojekt an der Straße Am Damm trafen sich jetzt Kreis, Bauherr, Stadt und Gericht zum Ortstermin.

 Beim Streit geht es um dieses Gebäude an der Straße Am Damm.

Beim Streit geht es um dieses Gebäude an der Straße Am Damm.

Foto: Michael Scholten

Der Neubau am Damm war fast fertig, als das Kreis Klever Bauamt am 26. Juni 2014 einen Baustopp verhängte. Bemängelt wurde, dass das Privathaus höher, breiter und länger ausgefallen war, als in den genehmigten Bauplänen verzeichnet war und als es der Reeser Bebauungsplan R5 grundsätzlich erlaubt. Bürgermeister Christoph Gerwers sprach damals in einer Sitzung des Bauausschusses von einem "eklatanten Verstoß" gegen das Reeser Baurecht, die Vertreter aller Fraktionen wollten die "Bausünde" nicht durch eine Änderung des B-Plans R5 nachträglich legalisieren.

In den Rechtsstreit des Bauherrn gegen den Kreis Kleve ist jetzt Bewegung gekommen. Bei einem Ortstermin auf der stillgelegten Baustelle trafen sich Vertreter des Kreises mit Vertretern des klagenden Bauherrn. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatte auch einen Vertreter der Stadt Rees eingeladen. Daher nahm Bürgermeister Christoph Gerwers teil.

"Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat in diesem Ortstermin den Hinweis gegeben, dass der Bebauungsplan R5 unwirksam ist und das Bauvorhaben somit nach § 34 BauGB zu beurteilen ist", sagt Jörn Franken, Pressesprecher der Stadt Rees, auf Anfrage der Rheinischen Post. "Das Gericht vertrat weiter die Auffassung, dass sich das streitige Bauvorhaben in die nähere Umgebung einfügt und nach § 34 BauGB zu genehmigen wäre", sagt Jörn Franken.

Die Anwohner, die über den Ortstermin nicht informiert wurden, ärgern sich über diese Entscheidung aus Düsseldorf. "Das ist quasi die Erteilung einer Baugenehmigung", sagt Guido Caspers, dessen Haus an den Neubau grenzt. Er will nicht akzeptieren, dass die "Gutsherrenart", mit der das Nachbarhaus errichtet worden sei, am Ende belohnt wird. Caspers Kritik richtet sich auch gegen die Stadt Rees: "Der Bauherr hat im Jahr 2012 einen Bauantrag im sogenannten Freistellungsverfahren eingereicht. Das eröffnete ihm die Möglichkeit, das Haus ohne eine amtliche Rohbauabnahme zu errichten." Hätte Bauamtsleiterin Elke Strede darauf bestanden, so ist sich Caspers sicher, wären die Bauarbeiten schon früher gestoppt worden. "Der Bauherr hat nach dem Prinzip gehandelt: Was einmal errichtet ist, wird eh nicht mehr abgerissen."

Pressesprecher Jörn Franken bestätigt, dass der Reeser Bebauungsplan R5 durch den Ortstermin nun für dieses Bauvorhaben "unwirksam" geworden sei: "Aufgrund des geschlossenen Vergleichs wird der Bauantrag nun von der Baugenehmigungsbehörde erneut geprüft." Guido Caspers kritisiert, dass er erst aus der "Reeser Gerüchteküche" von diesen Neuerungen erfuhr: "Kein Nachbar wird eingeladen oder informiert, da werden über unsere Köpfe hinweg Genehmigungen vergeben, die kein normal denkender Mensch nachvollziehen kann." Das ärgert ihn umso mehr, als er und ein weiterer Nachbar inzwischen vom Kreis Klever Bauamt aufgefordert wurden, ihre eigenen Terrassen, die an den Neubau grenzen, zu verkleinern. "Der Nachbar zur Linken hat das bereits getan, obwohl seine Terrasse seit fast 40 Jahren bestand und genutzt wurde", sagt Caspers. Er selbst weigert sich, seine Terrasse zu verkleinern: "Ich habe Bauabnahmedokumente, die vor 45 Jahren abgestempelt wurden."

Guido Caspers will trotzdem weiter juristisch gegen den Bauherrn des Neubaus vorgehen. Ein anderer Anwohner will zunächst schriftlich beim Kreis Kleve anfragen, wie sich ein Neubau, der die Nachbarhäuser überragt, harmonisch in die Nachbarschaft einfügen soll.

"Von der Antwort hängt ab, ob ich juristisch gegen die Entscheidung vorgehe", sagt der Nachbar über seine weiteren Pläne.

(RP)
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