Haldern-Countdown Der Sound für das Stadion und Musik für die Straße

Emmerich · Am 7. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen CDs der Bands bereits angehört, die beim Open Air auftreten. Hier sein Urteil:

Diese Künstler treten beim Haldern Pop Festival auf
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Charity Children - The Autumn Came: Die Geschichte des neuseeländischen Duos Charity Children sollte verfilmt werden: Ein verliebtes Pärchen bucht ein One-Way-Ticket nach Berlin und beschließt eines alkoholbefeuerten Abends, unten auf der Straße Musik zu machen. Sie gehen runter, schauen sich tief in die Augen, und singen diesen niedlichen Folk, nur diese Ukulele und die glockenhellen Stimmchen. Es kommen immer mehr Menschen, als Charity Children (Reminiszenz an Oscar Wilde) werden sie in Berlin berühmt. Womit: mit Recht! Denn diese naive Musik ist genau das, was man sich wünscht auf dem Haldern-Pop-Festival. Das Pärchen hat seine Musik so lange erhitzt, bis der ganze Bombast ausgekocht war, am Ende nur noch diese süßen Melodeien blieben. Und wir legen uns fest: Wer beim Lied "Little Sparrow (für die Kinder) kein musikalisches Glück verspürt, der sollte seine Haldern-Karte verschenken an eine Kita seines Vertrauens.

Ein Sound für: Kindergeburtstage und Spaziergänge in Kornfeldern. Klingt wie: Belle & Sebastian, Glen Hansard (Punkte: 4,5 von 5).

Augustines - Augustines: Diese Band beherrscht die Kunst, mit ihrer Musik das ganz große Pathos zu inszenieren. Ohne Zweifel ist dieser Sound für das Stadion gemacht, für die ganz breite Bühne. Auf dem Zweitwerk "Augustines" singt Billy McCarthy mit Inbrunst, im wuchtigen Chorus türmt sich alles zum Bombast auf - und dennoch bleiben die Songs immer astreiner Gitarrenrock. Man fühlt sich an The Gaslight Anthems erinnert, manchmal auch an The National. Als kleiner Makel bleibt hier nur, dass die Songs aufgrund ihrer Opulenz bisweilen kaum unterscheidbar sind. Man muss dieses Album oft hören, bevor es sich festsetzt.

Ein Sound für: Große Bühnen & die Faust in der Luft. Klingt wie: The National, Frightened Rabbit, Mumford & Sons (Punkte: 4/5).

The Acid - Liminal: Der Beat wie ein etwas schwächelnder Pulsschlag, die Stimme ermattet - gut möglich, dass es sich bei dem Album "Liminal" des Trios The Acid um den langsamsten Techno der Welt handelt. Lange machten die drei Herren ein Geheimnis um ihre Identität; im Popzirkus ist das ja eine gerne bemühte Marketingstrategie. Jetzt weiß man: Hinter dem Projektnamen stecken RY X (auch als Solokünstler in Haldern) sowie Steve Nalepa und Adam Freeland. Ihre betörende Elektromusik, ein warmes Amalgam von Songwritersound und Synthesizer-Teppichen, überzeugt auf ganzer Linie. Wenn man denkt, jetzt schlafen sie ein, kommt der Beat - und dann die Party.

Ein Sound für: Die Heimfahrt nach dem Club. Klingt wie: Radiohead, James Blake, Bon Iver (Punkte: 5/5).

(RP)
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