Rees Die Ahnengalerie der Reeser Bürgermeister

Rees · Im Ordner des Stadtarchivs befinden sich alle Bürgermeister seit 1895. Ob ein weiteres Bild dazukommt, entscheiden die Wähler am Sonntag.

Am morgigen Sonntag entscheiden die Reeser Wähler darüber, ob Bürgermeister Christoph Gerwers (CDU) in seinem Amt bestätigt wird oder ob der SPD-Herausforderer Karl van Uem die Nachfolge antritt. Im zweiten Fall würde Archiv-Leiterin Tina Oostendorp bald den "Bürgermeister-Ordner" im Stadtarchiv um ein neues Foto ergänzen. Darin befinden sich die Porträts aller Reeser Bürgermeister seit 1895. Ein anderer Ordner enthält das Konterfei von Dr. Peter Seller. Er war von 1683 bis 1684 und erneut von 1689 bis 1690 Bürgermeister. Sein gerahmtes Ölgemälde hängt heute im Sitzungssaal des Reeser Rathauses. Als ersten Reeser Bürgermeister weist die Stadterhebungsurkunde vom 14. Juli 1228 einen "magister civium" namens Caesarius aus.

Tina Oostendorp kennt sich bestens mit der Ahnengalerie der Bürgermeister aus. Schon vor 16 Jahren hat sie für das Stadtmuseum die Ausstellung "100 Jahre Bürgermeister und Stadtdirektoren ab 1900" erstellt. Damals begann mit Dr. Bruno Ketteler eine neue Ära in der Stadtgeschichte, weil er als hauptamtlicher und vom Volk gewählter Bürgermeister die repräsentativen Aufgaben des ehrenamtlichen Bürgermeisters und zugleich die Aufgaben des bisherigen Stadtdirektors in Personalunion übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die britischen Verwalter im späteren Bundesland Nordrhein-Westfalen eine Trennung der Verwaltungsspitze eingeführt. Erst im September 1999 kehrten Rees und die anderen Städte zum hauptamtlichen Bürgermeister zurück.

Einige Jahrhunderte vor den Briten waren es die Franzosen, die nachhaltigen Einfluss auf die Verwaltung der Rheinstädte ausübten. Unter Napoleon wurden Teile Deutschlands in Departements, Arrondissements und Kantone gegliedert, heute vergleichbar mit Ländern, Bezirken und Kreisen. Im Kanton Rees wurden die Gemeinden, Bauernschaften und "entthronten Herrlichkeiten" zu verwaltungsrechtlichen Einheiten zusammengefasst. Diese tiefen Einschnitte berührten die Stadt Rees weniger, ländliche Bereiche wie Millingen, Haldern und Haffen-Mehr umso mehr. Im zweiten Schritt der französischen Verwaltungsreform am Niederrhein hieß der Verwaltungschef nicht mehr Bürgermeister, sondern "Maire". Erst ab 1816, als die Franzosen abzogen, gab es wieder Bürgermeister.

Im 20. Jahrhundert sorgten das Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland für viele Änderungen. Um die Jahrhundertwende gab es noch den Bürgermeister, der hauptamtlich tätig war. In ländlichen Bereichen, wie etwa in der Bürgermeisterei Haldern, stand bis 1929 ein Ehrenbürgermeister an der Spitze der Verwaltung und des Rates. Er musste einen Bauernhof von mindestens 25 Hektar besitzen, mit dem er und seine Familie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollten, denn die Bürgermeisterei zahlte nur eine monatliche Aufwandsentschädigung. Mit der Verwaltungsreform von 1969 und der kommunalen Neugliederung von 1975 wurden die Bürgermeistereien der einzelnen Reeser Ortsteile abgeschafft.

In Rees wurden bislang vier Straßen nach ehemaligen Bürgermeistern benannt: Sahlerstraße, Greisstraße, Freystraße und Johann-Meisters-Straße. Alle befinden sich in der Nähe des Stadtarchivs. "Ich fände es schön, wenn auch in Zukunft weitere Straßen nach Bürgermeistern oder Amtsdirektoren benannt würden", sagt Tina Oostendorp. Die Stadtdirektoren waren Heinrich Nienhaus (1946-1954), Bernhard Nelskamp (1954-1966), Josef Höning (1966-1975), Gerhard Bollwerk (1975-1983) und Gerhard Klinkhammer (1983-1999).

(RP)
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