Emmerich Einbrecher haben Scheunen im Visier

Emmerich · Diebe haben es derzeit vor allem auf landwirtschaftliche Betriebe abgesehen. Wer nicht ausreichend versichert ist, hat Pech. Die Polizei kontrolliert verstärkt. Betroffen ist der ganze Kreis Kleve. Auch Emmerich war Ziel der Täter.

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

/ KREIS KLEVE Als Elmar Hannen vom Eichenhof in Kleve-Reichswalde frühmorgens zum Melken seinen Betrieb betritt, traut er seinen Augen kaum. An vielen Stellen finden sich Einbruchspuren. Beim genaueren Hinsehen offenbart sich das ganze Ausmaß des Schadens: "Es gibt kaum etwas, das die Einbrecher nicht gestohlen haben. Ihre Beute reicht von Werkzeugen bis zu Kupferrohren", sagt seine Frau Renate. Auch den Wechselgeldbehälter des Milchautomaten haben die Diebe aufgebrochen und die enthaltenen Münzen gestohlen. Erst vor einem guten halben Jahr hatten die Hannens ihre "Milchtankstelle" eröffnet. Die Landwirte finden es dreist, dass die Einbrecher zum Abtransport ihrer Beute auch noch eine hofeigene Futterkarre benutzt haben.

"Dreist" beschreibt sehr treffend die Vorgehensweise der Einbrecher, die in den vergangenen Wochen in Serie zugeschlagen und zahlreiche Bauernhöfe im ganzen Kreis Kleve heimgesucht haben. In den vergangenen Wochen registrierte die Polizei 30 Einbrüche in landwirtschaftliche Betriebe, wie sie mitteilte (siehe Grafik). Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein, denn viele Delikte werden gar nicht gemeldet, weil die Landwirte den Aufwand scheuen oder sie nicht davon ausgehen, dass die Taten aufgeklärt und die Einbrecher gefasst werden.

Für die Bauern sind die Folgen oft verheerend, weil die Straftäter auf nichts Rücksicht nehmen. Ein Beispiel: An der Rheinuferstraße im Emmericher Eyland irrten kürzlich Dutzende Kühe umher. Sie wurden bei einem Einbruch in die Werkstatt eines landwirtschaftlichen Betriebes freigelassen: Die Täter hatten das Gatter der Kuhweide geöffnet. Die Tiere mussten vom Besitzer eingefangen werden. In derselben Nacht wurden noch vier weitere Werkstätten auf der Emmericher Straße im Bereich Emmericher Eyland aufgebrochen.

Das Tatmuster ist immer gleich: Die Täter haben es auf abgelegene Anwesen abgesehen, brechen in Werkstätten oder Scheunen ein und stehlen dort vor allem Werkzeug. So war es auch in der Nacht von Montag auf Dienstag in Klein-Netterden, als Unbekannte am Kapellenberger Weg in eine Werkstatthalle eines Bauernhofes einbrachen. Die Täter entwendeten aus der Halle zwei Motorsägen.

Ob es einen Zusammenhang gibt und einen "Scheunenbande" unterwegs ist, stehe nicht fest. "Es spricht einiges dafür, dass es sich um eine Tätergruppe handelt", sagt Polizeisprecher Michael Ermers. Eine solche Häufung von Einbrüchen nach demselben Muster sei im Kreis Kleve ungewöhnlich. Dass die Täter den Grenzraum nutzen, um sich anschließend ins Nachbarland abzusetzen, sei derzeit nur eine Mutmaßung, so der Polizeisprecher.

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Foto: RP-Grafik

Die Behörde setzt auf Hinweise von Zeugen. Bei einem Einbruch in Louisendorf hatten Anwohner einen schwarzen Opel Kombi gesehen. In diesem sollten zwei etwa 30 Jahre alte Männer gesessen haben, in anderen Fällen wurde ein weißer Mercedes Sprinter, ein silberfarbener und ein schwarzer Mercedes Vito gesehen.

Für die Polizei ergeben diese Hinweise gute Anhaltspunkte. Obwohl die Beamten derzeit noch nicht wissen, ob alle Einbrüche auf das Konto derselben Täter gehen, kontrollieren sie derzeit nachts in ländlichen Bereichen solche Fahrzeuge. "Wir hoffen, dass da mal ein Treffer dabei ist und wir Diebesgut finden", sagt Sprecher Michael Ermers.

Die Polizei empfiehlt eindringlich, gerade angesichts der aktuellen Einbruchserie, Scheunen und Werkstätten im ländlichen Bereich gut zu verschließen.

Diesen Rat teilt auch Gerd Exner, Sprecher des Bundesverbands der Versicherungskaufleute, Region nördlicher Niederrhein. Er weißt darauf hin, dass Landwirte nur Schadenersatz bekommen, wenn sie eine Zusatzversicherung abgeschlossen haben.

Ausschließlich die gewerbliche Inhaltsversicherung decke den Diebstahl von Betriebsinventar wie Werkzeuge, Geräte und Produktionsmittel (etwa Saatgut und Erntefrüchte) ab. "Allerdings sollte man bedenken, dass nur der Zeitwert ersetzt wird", betont Exner. Landwirte sollten in ihre Police schauen, ob die in alten Verträgen enthaltenen Summen noch stimmen. Für gestohlene landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Kennzeichen komme die Teilkaskoversicherung auf.

Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 02822 7830 an die Kripo zu wenden.

(RP)
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