Pfarrer Karsten Weidisch "Ich rede gerne Klartext"

Emmerich · Der ehemalige Emmericher Pfarrer feiert am Sonntag seinen letzten Gottesdienst in der Kirchengemeinde St. Josef Moers. Im Interview mit unserer Redaktion spricht er auch über seine Motivation, in eine andere Gemeinde nach Münster zu wechseln.

 Karsten Weidisch

Karsten Weidisch

Foto: Van Offern

Herr Pfarrer Weidisch, Sie feiern am Sonntag um 18.30 Uhr in St. Bonifatius ihre letzte Messe in Moers. Werden Sie eine Ansprache halten?

Karsten Weidisch Ich werde ganz normal den Gottesdienst zelebrieren. Anschließend nehme ich von den Gemeindemitgliedern, die dies möchten, gerne persönlich Abschied.

Sie haben sich nach rund zwei Jahren in Moers entschieden, den Bischof um eine andere Stelle zu bitten. Was ist der Hintergrund?

Weidisch Mein Nachfolger und ich haben haben unterschiedliche Ansätze, was die Seelsorge und die Gemeindeleitung angeht. Das hat zu Spannungen geführt. In so einem Fall ist es die gute Regel, dass der Vorgänger den Weg frei macht.

Sie haben sich 2014 entschieden, nicht die Stelle des hauptamtlichen Pfarrers zu übernehmen. Warum?

Weidisch Diese Entscheidung habe ich nach Erfahrungen aus meiner Zeit in Emmerich getroffen. Allerdings war ich, da die Vakanz ja dauerte, längere Zeit Pfarrverwalter und - wie ich glaube - zur Zufriedenheit der meisten Gemeindemitglieder.

Wie sieht die Bilanz Ihrer Zeit in Moers aus?

Weidisch Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, die Arbeit mit den Menschen hat mir Freude gemacht. Meine Erfahrung ist: Wenn man die Menschen bei Entscheidungen mit einbezieht, dann wird viel Kraft und Kreativität freigesetzt. Wir haben beispielsweise eine neue Gottesdienstordnung eingeführt und den Sachausschuss für Jugendarbeit auf den Weg gebracht. Auch die Besuche in den Schulen waren interessant, dort habe ich Fragen zur Kirche und zum Priesterberuf beantwortet.

Wonach haben die Schüler am häufigsten gefragt?

Weidisch (lacht) Natürlich nach dem Zölibat.

Und Ihre Antwort?

Weidisch Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einmal Alternativen zu dieser Regelung gefunden werden. Das betrifft auch die Frage nach dem Priesteramt für Frauen.

Stimmt es, dass Sie die in der ersten Nacht in Moers im Auto übernachten mussten?

Weidisch (amüsiert) Ja, weil ich erst am nächsten Tag in die neue Wohnung konnte. Ich kam relativ spät von der alljährlichen pastoralen Tätigkeit auf Ameland nach Moers und habe dann im Auto auf dem Parkplatz eines Supermarktes im Schlafsack übernachtet. Da war wenigstens genug Licht.

Eines der Projekte in Moers, in die Sie involviert waren, sind die "go(o)d news"-Gottesdienste, die viele Besucher angezogen haben.

Weidisch Dieses Konzept ist in der Jugendseelsorgekonferenz Duisburg-West und Moers entstanden. Wir haben in diese Gottesdienste die Möglichkeiten von Multimedia mit einbezogen. Übrigens möchte ich betonen, dass es die "go(od news"-Gottesdienste auch nach meinem Wechsel geben wird. Den nächsten wird es am 19. Februar geben.

Bei den jungen Menschen kam diese moderne Art der Liturgie gut an.

Weidisch Nicht nur bei der Jugend. Diese Gottesdienste waren auch "für alle Generationen modernen Willens" gedacht. Ich bin überzeugt, dass wir die Botschaft Christi mit modernen Mitteln vermitteln sollten. Das heißt auch: in einer zeitgemäßen, verständlichen Sprache.

Wo verorten Sie sich theologisch?

Weidisch Ich sehe mich als traditionell und zeitgemäß zugleich. Wir haben die zeitlose Botschaft Christi, die 2000 Jahre alt ist. Die Herausforderung ist, sie in die moderne Welt zu bringen.

Sind Sie jemand, der gerne polarisiert?

Weidisch Drücken wir es so aus: Ich rede gern Klartext. Wer es allen recht machen will, der hat kein Profil.

Der gegenwärtige Papst steht im Ruf, die Kirche erneuern zu wollen. Merkt man das an der "Basis" bereits?

Weidisch Ja, es ist spürbar. Es tut sich tatsächlich etwas. Und durch die Popularität von Franziskus ist auch das Interesse der Menschen an der Kirche gewachsen.

Was wird Sie an Ihrer neuen Wirkungsstätte erwarten?

Weidisch Welche Arbeitsfelder ich betreuen werde, das wird sich noch klären. Am Montag gibt es dazu gleich im Team dort das erste Dienstgespräch. Die Gemeinde ist vergleichbar mit St. Josef, ein wenig größer, ebenfalls vor einigen Jahren aus mehreren Pfarreien fusioniert. Ich kenne die Kollegen, mit denen ich dort arbeiten werde und habe ein gutes Gefühl. Allerdings werde ich den Menschen in Moers weiter verbunden bleiben.

STEFAN GILSBACH FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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