Emmerich Messerstecher von Stimmen geleitet?

Emmerich · Die Polizei hat gestern Morgen an der B 8 den Mann gefasst, der am Mittwoch an der Nierenberger Straße eine 26-Jährige erstach und eine weitere Frau schwer verletzte. Auch der Angriff auf einen 23-jährigen Emmericher geht auf sein Konto.

Der Leiter der Mordkommission Gerhard Hoppmann (r.) gab gestern zusammen mit Oberstaatsanwalt Johannes Hoppmann und dem Leiter der Wache Emmerich, Hans-Urlich Reining (l.), den Fahndungserfolg bekannt.

Der Leiter der Mordkommission Gerhard Hoppmann (r.) gab gestern zusammen mit Oberstaatsanwalt Johannes Hoppmann und dem Leiter der Wache Emmerich, Hans-Urlich Reining (l.), den Fahndungserfolg bekannt.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Aufatmen in Emmerich: Der Mann, der am Mittwochmorgen in einem Mehrfamilienhaus an der Nierenberger Straße eine 26-Jährige erstach und ihre 45 Jahre alte Mutter schwer verletzt hat, ist gefasst worden. Er hatte sich in einem Waldstück zwischen Hüthum und Elten versteckt, das von der Polizei umstellt worden war. Am Morgen gab der völlig entkräftete Mann schließlich auf. "Er ließ sich ohne Widerstand festnehmen", erklärte Hans-Ulrich Reining, Leiter der Emmericher Polizei.

Bei dem Täter handelt es sich um einen 32-jährigen Arbeitslosen, der über dem Opfer mit seiner Frau und sechs Kindern (zwischen sieben Wochen und elf Jahre alt) wohnte. Er war am frühen Mittwochmorgen über seinen Balkon auf den des Opfers geklettert, hatte die Glastür eingetreten und im Wohnzimmer die 45 Jahre alte Mutter der Frau mit einer Wodkaflasche niedergeschlagen. Aus einem Messerblock in der Küche nahm er ein größeres Küchenmesser und verletzte damit die Frau am Hals schwer. Im Schlafzimmer stach er dann auf die vor ihm stehende 26-Jährige ein. Sie wurde durch zehn Messerstiche und Schnitte im Gesicht-, Hals- und am Oberkörper getötet. Die beiden ein und vier jahre alten Kinder der Frau wurden Zeugen der Tat.

In seiner Vernehmung gab der Mann an, Stimmen gehört zu haben, die ihm befohlen hätten, die Frau zu töten. Die Polizei hält das nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen für glaubhaft. "Es gibt kein anderes Motiv. Es gab vorher keinen Streit. Zwischen den beiden Familien gab es ein freundschaftliches Verhältnis", berichtete der Chef der "Mordkommission Nierenberger Straße", Gerhard Hoppmann.

"Stimmen" sollen den Täter auch zu einem weiteren Angriff verleitet haben, den er unmittelbar im Anschluss an die Messerattacke durchführte. Ganz in der Nähe, auf der Mühlenstraße, war er in die Wohnung eines Bekannten eingebrochen. Den 23-jährigen ehemaligen Arbeitskollegen, der noch schlief, griff er ebenfalls ohne Vorwarnung an, und schlug ihm mehrfach mit einem Bierkrug ins Gesicht und auf den Hinterkopf. Der Mann verlor dabei mehrere Zähne und brach sich zwei Finger als er den Angriff abwehren wollte. Er konnte den Täter allerdings in die Flucht schlagen.

Der 23-Jährige wird derzeit im Krankenhaus behandelt. Auch er hatte zum Täter ein freundschaftliches Verhältnis. Die beiden trafen sich regelmäßig einmal die Woche. Einen Streit habe es laut Polizei zuvor nicht gegeben.

Nach Angaben seiner Frau soll der Täter in einer psychisch schlechten Verfassung gewesen sein. In medizinischer Behandlung war er jedoch bislang nicht. Die Frau soll allerdings vorgehabt haben, Kontakt zu einem Arzt aufzunehmen. Vermutlich hatte es zuvor auch schon Anzeichen für Gewaltausbrüche des 32-Jährigen gegeben. Er soll seine Frau mehrfach geschlagen haben.

Möglicherweise spielen auch Drogen bei dem Verhalten des Täters eine Rolle. "Wir wissen, dass er Betäubungsmittel konsumiert, welcher Art und in welchem Umfang ist noch nicht klar", so Chefermittler Gerhard Hoppmann. Ob auch Drogen bei der Tat im Spiel waren, müsse noch ermittelt werden.

Inwieweit der Täter schuldfähig ist, ist also unklar. Heute wird er dem Haftrichter in Kleve vorgeführt. Oberstaatsanwalt Johannes Hoppmann hat Haftbefehl wegen vollendeten und versuchten Totschlags beantragt.

(RP)
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