Kommentar Nur Verlierer

Die Entscheidung des Münsteraner Bischofs Felix Genn wirkt wenig durchdacht. Einerseits bestätigt die Kirche, dass sich Pfarrer Sühling an alle Vorgaben gehalten habe. Andererseits reagiert der Bischof mit einem Verbot eines Wortgottesdienstes und begründet dies damit, dass der öffentliche Druck zu groß geworden sei. "Männer-Paar feiert Vermählung in Kirche", hatte unsere Zeitung getitelt und textlich dem besonderen Umstand Rechnung getragen, dass beide eben nicht in der Kirche heiraten, sondern dass sie nur einen Wortgottesdienst feiern. Nun verweist der Bischof darauf, dass dies von vielen missverstanden worden sei und er deshalb den Schritt eines Verbots zu gehen gezwungen war. Das wirkt wie eine Schutzbehauptung. Felix Genn weiß, dass es besondere Bedeutung gehabt hätte, wenn sich ein Bürgermeister, qua Amt auch Vertreter des Staates, den Segen zu seiner gleichgeschlechtlichen Trauung abholt. Felix Genn wollte nicht der erste Bischof sein, der dies erlaubt.

Und Bürgermeister Hinze? Er hätte seine eigene Verpartnerung nicht öffentlichkeitswirksam als Kampf für die Rechte von Schwulen und Lesben inszenieren können. Die Alternative wäre ein Wortgottesdienst im kleinen Rahmen gewesen. Hinze formulierte den Anspruch, die Kirche verändern zu wollen, obwohl er sich als "nicht überreligiös" bezeichnet. Er musste wissen, dass er die Absage des Gottesdienstes provoziert, die sich sein Partner gewünscht hatte. Hinzes Kampf für die Rechte von Homosexuellen ist zu begrüßen. Auf lange, auf sehr lange Sicht wird sich vielleicht auch die Kirche ändern. Denn warum, so darf man sich im 21. Jahrhundert fragen, sollte eine Partnerschaft von Mann und Mann weniger segenswert sein als die von Mann und Frau?

(RP)
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