Erkelenz Ein harmloses Fußballspiel mit Folgen

Erkelenz · In der Stadthalle hält das Düsseldorfer Kom(m)ödchen auf sehr unterhaltsame Weise seinem Publikum den Spiegel entgegen.

 Daniel Graf (von links), Heiko Seidel, Maike Kühl und Martin Maier-Bode sorgten für beste Unterhaltung in der Erkelenzer Stadthalle.

Daniel Graf (von links), Heiko Seidel, Maike Kühl und Martin Maier-Bode sorgten für beste Unterhaltung in der Erkelenzer Stadthalle.

Foto: Ruth Klapproth

Man nehme vier professionelle Kabarettisten, einen kritischen Blick in die Zeitgeschichte und sehr viel Augenzwinkern. Heraus kommt ein unterhaltsamer Abend für ein sehr interessiertes Publikum und die vergleichsweise banale Erkenntnis, dass das Leben jedem Einzelnen das Beziehen einer politischen Position abverlangt. In der Erkelenzer Stadthalle vollzogen die etwa 200 Gäste mühelos den gesellschaftskritischen Exkurs des Düsseldorfer Kom(m)ödchens nach.

Eine vergleichsweise einfache Frage "Ist das Deutschland?" im Angesicht eines Fußball-Länderspiels, das drei Männer im jahrelangen Ritual genießen möchten, führt zu vielen Verunsicherungen. Sehr geschickt unternimmt die einzige Frau, ausnahmsweise diesmal bei den drei Fernsehguckern zugelassen, den Versuch der Provokation.

Zunächst geht es nur um den fröhlichen Patriotismus, das Nationalgefühl und den Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft. Doch Daniel Graf, Maike Kühl, Martin Maier-Bode und Heiko Seidel nutzen ihre Bühne, ein unterhaltsames aber dennoch sehr politisches Kabarett zu präsentieren.

"Ihr könnt in Deutschland nicht mit Kritik umgehen", lautete ein Vorwurf, der zunächst Stille im Saal und auf der Bühne nach sich zog. Doch eine Szene mit dem Kasperle-Theater löste die Spannung schnell. Themen wie die AFD, die Situation in der Bildung, Ernährung, Ausländer, Islamisten und die ewige Auseinandersetzung zwischen Männern und Frauen erschienen in der Stadthalle, mal als schneller spritziger Dialog, musikalisch aufbereitet oder in einer Solo-Nummer vorgetragen.

"Wir müssen zurück zur Kultur, um damit die Natur verbessern." Die Forderung, von einem Bären vorgetragen, bekam eine völlig neue Bedeutung. Und dass ganz am Ende auch noch ein Fußball-Tor fällt, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. "Jeder hat heute Abend was gefunden und kommt mit mehr raus, als er reingegangen ist", sagte Besucher Ondrej mit sehr gelöstem Gesichtsausdruck hinterher. "Mir gefällt die Tagesaktualität und die politische Mischung", fügte Besucherin Ines hinzu. Das Publikum spendete sehr viel Applaus.

Drei Autoren erarbeiten beim Kom(m)ödchen die Texte. "Wir müssen im Halbjahresrhythmus überarbeiten", erklärte Martin Maier-Bode, einer der Drei. "Zusätzlich versuchen wir, so aktuell wie möglich noch Informationen und politische Entwicklungen einzuarbeiten." Das führe dazu, dass unter Umständen auf den Fahrten zu den Auftritten noch an Textblöcken gefeilt werde.

(maut)
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