Erkrath Bald gibt es Pflaumen, die allen gehören

Erkrath · Die Verwaltung will im Frühjahr zwei Grundstücke fürs öffentliche Gärtnern zur Verfügung stellen.

 Bernhard Osterwind war im August begeistert vor dem öffentlichen Pflaumenbaum an der Bergstraße.

Bernhard Osterwind war im August begeistert vor dem öffentlichen Pflaumenbaum an der Bergstraße.

Foto: Dietrich Janicki

Dass die Erkrather im nächsten Sommer schon öffentlich gepflanzte Tomaten ernten können, ist eher unwahrscheinlich. Im Jahr darauf könnte das Projekt "Urban Farming" oder öffentliches Gärtnern aber schon erste Früchte tragen. Mit deutlicher Mehrheit beschloss der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaft, dass die Idee von Grünen und den Bürgern mit Umweltverantwortung (BmU) umgesetzt wird.

Die Verwaltung hat jetzt den Auftrag bekommen, die Erkrather zu einer Auftaktveranstaltung zur Realisierung des Vorhabens einzuladen. Im Frühjahr 2015 wird sie dann zwei geeignete Flächen zum Anpflanzen von Möhren, Gurken und Apfelbäumen zur Verfügung stellen.

Die Grünen im Rat der Stadt Erkrath freuen sich über das Ergebnis. Die Verwaltung hatte das Projekt mit Hinweis auf Arbeitsüberlastung im Vorfeld bereits abgelehnt. Barbara Geiss-Kuchenbecker aus der Grünen-Fraktion konnte nicht nur mehrere Bürger der Stadt mit Namen benennen, die sich an der Aktion beteiligen wollen, sondern sprach auch von Experten aus Köln und Düsseldorf, die sich bereiterklärt hätten, das öffentliche Gärtnern in der Anfangsphase zu unterstützen.

Damit wird nun ein Projekt, das im Stadtentwicklungskonzept mit geringster Priorität festgeschrieben ist, zügiger als vorgesehen umgesetzt. 5000 Euro stehen aber bereits für das Vorhaben im Haushalt. Beteiligt werden sollen am gemeinschaftlichen Setzen und Hegen von Nutzpflanzen auch die VHS, das Naturschutzzentrum Bruchhausen, Schulen und Kitas.

Bernhard Osterwind, Kopf der BmU, hatte sich in der Vergangenheit schon für "mehr Bäume mit essbaren Früchten im Stadtbild" stark gemacht. In einem kleinen Werbefilmchen für seine Partei fordert er unterm wilden Pflaumenbau in Millrath sitzend, dass Kinder wieder Kartoffeln wachsen sehen und Blumen auf öffentlichen Grundstücken wachsen, wo jeder sie pflücken darf. "Ich kann mir vorstellen, dass viele Ehrenamtler beim Gärtnern mitmachen", hatte Osterwind gesagt.

Vorbild ist für die Parteien unter anderem die Stadt Andernach am Rhein, wo Strauchbohnen und Mangold in den Beeten Rosen und Stiefmütterchen vor der idyllischen Schlosskulisse ersetzen. Seit des üppigen Gemüseanbaus an der Schlossmauer freut sich die Stadt Andernach, dass sie nur noch ein Zehntel der früheren Kosten zur Beetpflege aufwenden muss. Für die Bürger gibt es kostenlos Salat und Kartoffeln in Bioqualität. "Über die Form des öffentlichen Gärtnerns muss man sich noch einigen", sagte Grünen-Fraktionschef Reinhard Knitsch kürzlich. Auf jeden Fall solle das städtische Personal so wenig wie möglich belastet werden.

Doch nicht nur ums reine Säen und Ernten geht es den Beteiligten, sondern auch um die Pflege von sozialen Kontakten, die die Menschen beim gemeinsam Gärtnern knüpfen können. "Ich glaube, das Projekt kann Familien und deren Kinder für den vernünftigen Umgang mit der Natur sensibilisieren und viel zur Identifikation mit ihrem Stadtteil beitragen", sagt Geiss-Kuchenbecker.

(RP)
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