Wirtschaftsförderung Kreis Kleve und RP Präsentieren Serie "bauen & Wohnen" (23) Billiges Geld für das Traumhaus

Geldern · Niedrige Zinsen sind verlockend: Trotzdem muss ein Hauskauf gut überlegt sein, raten die Sparkassen im Kreis Kleve. Weil beim niedrigen Zinssatz die Tilgungsraten höher sein sollten, sinkt auch bei Niedrigzinsen die monatliche Belastung kaum.

 Rudi van Zoggel, Vorstand der Sparkasse Kleve.

Rudi van Zoggel, Vorstand der Sparkasse Kleve.

Foto: eve, Sparkasse (4)

Kreis kleve Wer sein Traumhaus endlich gefunden hat, muss das Haus oder die Wohnung in der Regel finanzieren. Das scheint angesichts der niedrigen Zinsen einfacher - zudem ist der Erschwinglichkeitsindex im Kreis Kleve deutlich gestiegen: Immobilien - als Wohneigentum oder als Kapitalanlage - sind im Kreis Kleve sehr viel leichter als in vergangenen Tagen zu erwerben.

Ulrich Platen, Leiter des Geschäftsbereichs Immobilien der Sparkasse Krefeld, rechnet nicht damit, dass die Zinsen in absehbarer Zeit anziehen: "Da wird sich nichts ändern", sagt er. Leider auch für Sparanlagen. "Weil es an Alternativen mangelt, bleiben Immobilien zur Eigennutzung oder als Kapitalanlage stark gefragt", konstatiert der Bänker aus der Seidenstadt. Von dort sieht er die Entwicklung im Kreis Kleve für einen künftigen Immobilienkäufer oder Bauherrn positiv: "Von einer Immobilienblase können wir im Kreis Kleve nicht sprechen. Im regionalen Vergleich sind die Preise hier noch erschwinglich", sagt er. Dennoch sollten Hauskäufer unbedingt beachten: Je mehr Eigenkapital er einbringen kann, desto bessere Konditionen erhält er für den Kredit, sagt Platen.

Thomas Müller, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze.

Thomas Müller, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze.

Foto: Evers Gottfried

Das bestätigt auch Thomas Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze. "Kein Bauherr sollte den Fehler machen, nur auf die Zinsen zu schauen. Wichtig ist die Gesamtsituation zu sehen: Wie viel Eigenkapital ist da, wann sind gegebenenfalls Bausparverträge zuteilungsreif, wie viel finanzielle Belastung im Monat kann ich mir leisten - heute und zukünftig - bei vielleicht deutlich höheren Zinsen?", plädiert der Sparkassendirektor für eine solide, langfristig auch haltbare Finanzierung des Traumhauses. Müller setzt als Faustregel fürs Eigenkapital mindestens zehn Prozent an, das wären bei 250.000 Euro dann 25.000 Euro. Wichtig: "Das Finanzierungsmodell sollte so gewählt sein, dass die Belastung in etwa gleich bleibt".

Niedrige Zinsen lassen immer mehr Menschen vom Hauskauf träumen.

Niedrige Zinsen lassen immer mehr Menschen vom Hauskauf träumen.

Foto: dpa

Auch Rudi van Zoggel, Vorstand der Sparkasse Kleve, sieht Eigenkapital als wichtigen Grundstein bei der Überlegung zum Hauskauf oder -bau: "Wer aus seinem Einkommen über mehrere Jahre nicht in der Lage war, Eigenkapital zu bilden, sollte sich jetzt nicht von den niedrigen Zinsen verleiten lassen, ein zu hohes Risiko einzugehen", sagt der Klever, und mahnt ebenfalls eine "nachhaltige Tragbarkeit der Finanzierungsbelastung" an. Das lasse sich mit einer vernünftigen maßgeschneiderten Auswahl an Finanzierungsbausteinen und mit Blick auf das Risiko höherer Zinsen für die Gesamtlaufzeit der Finanzierung richtig planen, so van Zoggel. Zur richtigen Finanzierung gehöre auch, dass bei der Planung oder Sanierung einer Immobilie die Nutzung aller staatlichen Fördermittel vom KfW-Darlehen bis zur Riester-Rente einbezogen wird.

Unbedingt bewusstmachen sollte man sich bei der Baufinanzierung den Zusammenhang zwischen Zinsen und Tilgung, rät Horst Balkmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Emmerich-Rees. Da würden die günstigen Zinsen häufig blenden: Um einen möglichen Wertverlust mit zu langer Laufzeit zu vermeiden, sollte der Immobilienkäufer bei den derzeit niedrigen Zinsen einen möglichst hohen Zinssatz vereinbaren, sagt Horst Balkmann. Zudem sollte man sich durch die niedrigen Zinsen nicht dazu verleiten lassen, das in ein "Mehr" an Immobilie umzusetzen. "Grundsätzlich soll über eine adäquate Tilgung die Gesamtlaufzeit der Finanzierung 30 Jahre nicht überschreiten", unterstreicht Balkmann. Er empfiehlt ein jährliches Sondertilgungsrecht von fünf Prozent.

Auf die Höhe der Tilgung verweist Peter Reichhold, Vorstandsmitglied der Sparkasse Straelen: "Die angemessene Tilgungsvereinbarung sollte bei diesem Zinsniveau bei mindestens zwei, besser noch drei Prozent liegen", sagt er. Reichhold rät, dass die monatliche Finanzierungsrate für die Immobilie ein Drittel des Nettoeinkommens nicht übersteigen und spätestens nach 30 bis 35 Jahren abgeschlossen sein sollte. "Spätestens mit Eintritt der Rente sollte die Tilgung des Darlehens Geschichte sein. Zur Finanzplanung gehören aber auch die Themen der Absicherung der Wohnimmobilie, des Vermögens und Einkommens. Darüber sollte sich der Bauherr und Immobilienkäufer dringend informieren. "Auch das können wir für unsere Kunden übernehmen", sagt Reichhold.

Einig sind sich alle, dass mit der richtigen Mischung an Eigen- und Grundkapital ein Grundstein für den Wohlstand im Ruhestand gelegt wird, der Kauf von Wohneigentum somit ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge werden kann.

(RP)
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