Analyse Kaiser setzt "seinen" Kämmerer durch

Geldern · ANALYSE Neuorganisation in der Gelderner Verwaltung

 Die Mehrheit im Gelderner Rat hat entschieden: Thomas Knorrek übernimmt zum 1. Oktober die Aufgaben des Kämmerers. Damit setzte Bürgermeister Sven Kaiser seinen Kandidaten durch.

Die Mehrheit im Gelderner Rat hat entschieden: Thomas Knorrek übernimmt zum 1. Oktober die Aufgaben des Kämmerers. Damit setzte Bürgermeister Sven Kaiser seinen Kandidaten durch.

Foto: Seybert

Stabwechsel im Gelderner Rathaus: Thomas Knorrek übernimmt nach mehrheitlicher Wahl durch den Rat die Geschäfte des Kämmerers. Vorgängerin Agnes Paassen-Hoenzelaers behält ihre Beigeordneten-Stelle und kümmert sich neben Arbeit und Sozialem jetzt um die Errichtung eines Gebäude-Managements, das die Stadt wegen der Unterbringungs-Problematik bei den Flüchtlingen sowie geplanten Schulneubauten an der Fleuth sicherlich gut brauchen kann. Alles nur Gewinner also?

Nicht ganz. Denn hinter den Kulissen hatte es laut RP-Informationen lange gebrodelt, weil Paassen-Hoenzelaers nur zu genau gespürt, wahrscheinlich sogar gewusst hat, dass Bürgermeister Sven Kaiser auf Dauer den erfahrenen Mitarbeiter des Amtes für Finanzen zum Kämmerer machen möchte. Hintergrund ist mit Sicherheit auch die (hinter vorgehaltener Hand) von den meisten Fraktionen ausgesprochene Forderung, doch lieber Knorrek statt Paassen-Hoenzelaers mit in die üblichen Fraktionsberatungen am Montagabend zu bringen. Denn der neue Mann kennt die Etats der vergangenen Jahre wie seine Westentasche. Paassen-Hoenzelaers hingegen war erst vor drei Jahren ins Amt gewählt worden. Die Gocherin kam damals als Leiterin des Rechnungsprüfungsamtes des Kreises Kleve nach Geldern, besiegte in geheimer Abstimmung Helmut Holla, den Ex-Bürgermeister Ulrich Janssen damals gerne in dieser Position gesehen hätte. Doch der Rat verweigerte Janssen die Gefolgschaft.

Im Gegenteil: Mit der Wahl von Paassen-Hoenzelaers waren sowohl das Amt der/des Kämmerers als auch der/des Beigeordneten ausschreibungstechnisch verknüpft worden. Dadurch stellte der Rat dem damals obersten Gelderner in Haushaltsfragen einen "Wachhund" an die Seite - sehr vereinfacht gesagt. Diese Stellenverknüpfung bewog jetzt die Grünen dazu, den Veränderungen zugunsten von Knorrek nicht zuzustimmen. Die SPD hatte ebenfalls Bedenken, stimmte aber zu, weil sie Knorrek es einfach zutraut, dem Bürgermeister in Haushaltsfragen Paroli zu bieten.

Wie sehr Paaßen-Hoenzelaers, die auch in der vergangenen Ratssitzung bei ein, zwei Nachfragen zu Auswirkungen auf dem Haushalt passen und die Zahlen nachreichen musste, die organisatorische Veränderung im Rathaus wurmt, wurde bei der Ratssitzung im Bürgerforum deutlich. In einem vorbereiteten Statement wies sie noch mal auf die von ihr geleistete, gut dreijährigen Arbeit hin. Durch geschickte Verhandlungen mit dem Land NRW habe die Stadt mit der Unterbringung von Flüchtlingen im alten Finanzamt eine Million Euro einsparen können. Auch bei der Fassadensanierung am Rathaus sei weniger Geld aufgewendet worden als veranschlagt. Der Haushaltsabschluss 2014 sei um 2,2 Millionen Euro besser ausgefallen als geplant. Und auch für 2015 und 20156 zeichne sich eine teils sehr positive Entwicklung ab.

Genützt haben ihr die guten Zahlen aber letzten Endes nichts. Bürgermeister Sven Kaiser hat nach langen Vorgesprächen mit den Fraktionen "seinen" Kämmerer durchgesetzt. Er scheint langsam sicher im Amt anzukommen. Der "Welpenschutz" ist damit vorbei.

(RP)
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