Geldern Kapuzinerkirche steht seit 15 Jahren leer

Geldern · Die neue Nutzung des ehemaligen Gotteshauses lässt auf sich warten. Stadt würde dem Eigentümer gerne helfen. Der blockt aber ab. Ein Trauerspiel, meint der Ehrenvorsitzende des Historischen Vereins, Heinz Bosch.

 Zwischen VHS-Gebäude und Wohnhaus steht die Kapuzinerkirche seit 15 Jahren ungenutzt leer.

Zwischen VHS-Gebäude und Wohnhaus steht die Kapuzinerkirche seit 15 Jahren ungenutzt leer.

Foto: siwe

Kurz angebunden gibt sich Georg Müller am Telefon, wenn man ihn auf das Thema Kapuzinerkirche anspricht. "Es gibt nichts zu berichten", teilte der Kaufmann aus Straelen bei der jüngsten Kontaktaufnahme vorigen Montag mit, bevor er den Hörer auflegte. Vor rund 15 Jahren, im Oktober 1999, kaufte Müller das ehemalige Gotteshaus zum symbolischen Preis von einer Mark von der katholischen Kirchengemeinde St. Maria Magdalena. Seitdem hat sich nicht viel getan, zumindest gemessen an Müllers Ankündigungen.

Für kulturelle Zwecke wollte er das 1628 geweihte Gebäude an der Kapuzinerstraße nutzbar machen. Von einem Museum oder einem Konzertraum war im Herbst 1999 beispielsweise die Rede. Das Spektakulärste rund um das denkmalgeschützte Bauwerk ereignete sich im Juli 2010. Da rollte ein Kranwagen heran, Arbeiter montierten den Wetterhahn ab, der nach Gewitterstürmen in bedenkliche Schieflage geraten war. Die Stadtverwaltung hatte diese Maßnahme veranlasst. Die Kosten für den Einsatz wurden dem Eigentümer in Rechnung gestellt.

Schwierigkeiten, die Immobilie für wesentlich mehr als 50 Cent zu verkaufen, hätte Müller nicht. Allein das Grundstück ist nach derzeitigem Bodenrichtwert mehr als 90 000 Euro wert, von dem Gebäude ganz zu schweigen. "Die Stadt Geldern ist nach wie vor sehr daran interessiert, dass die Kapuzinerkirche wieder für die Öffentlichkeit erschlossen und erlebbar wird", teilt die Verwaltung über ihren Pressesprecher Herbert van Stephoudt mit. Wann das geschieht, liegt allerdings in der Hand des Eigentümers. Ihm sei mehrfach signalisiert worden, dass die Stadt hinsichtlich der Entwicklungsmöglichkeiten für dieses Denkmal in der Innenstadt jederzeit zu Beratungen und Gesprächen zur Verfügung steht. "Dies gilt ausdrücklich auch für ein persönliches Gespräch mit Bürgermeister Ulrich Janssen." Sowohl ihm als auch den Mitgliedern des Rates liege die Kapuzinerkirche am Herzen. Ebenso würde Janssen gerne mit dem Eigentümer erörtern, in welcher Weise die Stadt behilflich sein kann, auf dem Weg zu diesen Zielen ein gutes Stück voran zu kommen.

Seit Jahren ist im Rathaus die Konzeption bekannt, das Gebäude zu einem "Haus der Kultur" zu entwickeln. Das Gebäude besitze in der Bevölkerung einen hohen Identifikationswert. Neue Aktivitäten des Eigentümers würde die Stadt begrüßen und unterstützen. Auch ist es der Stadt wichtig, dass das Gebäude nicht verkommt. "Zumindest nach äußerer Betrachtung ist dies, was den Baukörper und das Dach betrifft, auch nicht der Fall", schreibt van Stephoudt.

Ein Trauerspiel ist das Ganze für Heinz Bosch dennoch. Und auch für viele, die er durch die Stadt führt. "Die schütteln einfach nur den Kopf", beschreibt der Ehrenvorsitzende des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend die Reaktion auf den Zustand der Kapuzinerkirche. Umso schmerzlicher sei das für diejenigen, die dort ihre erste Heilige Kommunion hatten oder getraut wurden. "Schade, dass der Bau so verkommt", meint Bosch.

Die Schuld weist er dabei nicht Müller zu, sondern dem damaligen Kirchenvorstand. Der habe das Gebäude dem Straelener Kaufmann statt dem Förderverein Kapuzinerkirche, in dem auch die Stadt aktiv gewesen sei, überlassen. Über die Gründe für die Passivität kann Bosch nur mutmaßen. Möglicherweise handle es sich um eine Retourkutsche. Dem Hörensagen nach soll die Stadt einen Versuch Müllers, von der Glockengasse aus etwas an der Kirche zu machen, abgelehnt haben.

(RP)
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