Geldern Kardiologie in Geldern wird ausgebaut

Geldern · Das St.-Clemens-Hospital ist jetzt ein Krankenhaus "mit noch mehr Herz": Dank einer Kooperation mit Moerser Spezialisten entsteht im Gesundheitszentrum eine neue Praxis inklusive Herzkathederlabor. Viele Vorteile für Patienten.

 Der Kardiologe Dr. Joachim Sitz (im weißen Kittel) mit dem Spezialisten-Team aus Geldern und Moers.

Der Kardiologe Dr. Joachim Sitz (im weißen Kittel) mit dem Spezialisten-Team aus Geldern und Moers.

Foto: van Offern

Bei Herzpatienten zählt oft jede Minute. In akuten Fällen müssen Diagnose und Behandlung zügig und eng abgestimmt werden. Laut Gesundheitsbericht für den Kreis Kleve aus dem Jahr 2013 ist der Ist-Zustand, gerade in der Behandlung von kardiologischen Patienten mittels Herzkathedereingriffen, im Südkreis kaum noch tragbar. Zu wenige Kardiologen müssen sich um zu viele Patienten kümmern. Versorgungsengpässe sind an der Tagesordnung.

Auch im Gelderner St. Clemens-Hospital mussten Patienten oft lange Umwege nehmen, um behandelt werden zu können. "Wir konnten die Patienten aus dem Südkreis nur bis zu einer gewissen Grenze hier in Geldern behandeln. Für weitere Behandlungen mussten sie nach Kamp-Lintfort transportiert werden", erklärt Christoph Weß, kaufmännischer Direktor des St. Clemens-Hospitals. Die personellen und diagnostischen Gegebenheiten reichten für eine Komplettbehandlung einfach nicht aus. Das alles soll nun der Vergangenheit angehören.

Um die Versorgungslücke im Bereich der invasiven Diagnostik und der sofortigen Therapie zu schließen, ist das Krankenhaus eine Kooperation mit der Moerser Gemeinschaftspraxis für Kardiologie Dr. Zygan und Kollegen eingegangen. Vor allem Herzinfarktpatienten sollen davon profitieren. Im Gesundheitszentrum wird Dr. Beate Zygan mit ihrem fünfköpfigen Team im Juli eigene Praxisräume im Gesundheitszentrum beziehen und gemeinsam mit dem Krankenhaus rund um die Uhr für die Patienten da sein. "Das ist der große Vorteil der Kooperation. Gerade in der Notfallversorgung und in der ambulanten Behandlung ist das ein erheblicher Schritt vorwärts. Lange Wartezeiten können so erheblich verringert werden", sagt Zygan.

Der Plan sieht wie folgt aus: Diagnose und Behandlung sollen ohne Umwege zügig eingeleitet werden und ausschließlich in Geldern stattfinden. Rund um die Uhr wird ein Kardiologe im Dienst sein. Um diesen Rundum-Service allerdings anbieten zu können, brauchen die Fachärzte natürlich auch die nötigen Geräte und Räumlichkeiten. Deshalb wird noch in diesem Jahr ein modernes Herzkathederlabor im Gesundheitszentrum ans Netz gehen, welches von beiden Kooperationspartnern betrieben wird.

Das Labor bietet den infrastrukturellen Rahmen für die neueste und wichtigste Anschaffung. Ein strahlungsarmes Diagnosegerät in Form eines C-Bogens, das es in Geldern bisher nicht gegeben hat, kann das menschliche Herz aus allen Richtungen durchleuchten und ein dreidimensionales Bild des Herzens anzeigen. Innerhalb weniger Minuten kann dann entschieden werden, was zu tun ist. Ein weiterer Vorteil liege in der Örtlichkeit: "Die Praxisräume, das Labor und die Intensivstation liegen alle auf einer Ebene und sind schnell erreichbar", erklärt Weß. Zygan und ihre Moerser Kollegen haben schon reichlich Erfahrung im Umgang mit der Technik. Seit 2003 kooperiert die Moerser Gemeinschaftspraxis mit dem St.-Josef-Krankenhaus in Moers. Fortschritte waren dort schnell erkennbar.

Damit es demnächst auch in Geldern Erfolge zu feiern gibt, mussten insgesamt 1,4 Millionen Euro in die Hand genommen werden, um das Labor und das Gerät zu finanzieren. Das Geld sei aber gut angelegt und schaffe eine "Win-Win-Situation" für alle Seiten, findet Zygan. Auch Dr. Joachim Sitz, Chefarzt der Klinik Innere Medizin und Kardiologie im St. Clemens-Hospital, freut sich: "Das gemeinsam geführte Herzkathederlabor ist ein Meilenstein in der umfassenden kardiologischen Versorgung der Patienten aus dem Südkreis Kleve", sagt er. In seiner Abteilung wird zudem eine weitere Oberarztstelle eingerichtet. Insgesamt soll dann ein Team von acht Fachkräften für die Herzpatienten da sein.

Auch die anderen Krankenhaus-Abteilungen sehen Vorteile in der Zusammenarbeit. "Es gibt einige Patienten, die mehrere Krankheitsbilder aufweisen, darunter auch kardiologische. Es ist ein deutlicher Vorteil, wenn alle Abteilungen nun vor Ort schneller und besser zusammenarbeiten können", erklärt Dr. Kerem Bulut, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im Bereich der Gastroenterologie.

(cad)
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