Geldern Kreis Kleve verweigert Rollstuhlfahrer den Parkausweis

Geldern · Der Kreis Kleve verweigert Peter Peeters, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, den Parkausweis, mit dem er Behindertenparkplätze nutzen dürfte. Der 59-Jährige versteht die Welt nicht mehr. Ihm wurde im Januar das rechte Bein und die rechte Hälfte des Beckens entfernt.

 Daniela und Peter Peeters an ihrem Wagen. Als Rollstuhlfahrer ist Peter Peeters auf die extrabreiten Behindertenparkplätze angewiesen. Aber der Kreis verweigert ihm die Erlaubnis, sie zu nutzen.

Daniela und Peter Peeters an ihrem Wagen. Als Rollstuhlfahrer ist Peter Peeters auf die extrabreiten Behindertenparkplätze angewiesen. Aber der Kreis verweigert ihm die Erlaubnis, sie zu nutzen.

Foto: Binn

Für wen, möchte man fragen, wenn nicht für Menschen wie Peter Peeters, sind Behindertenparkplätze denn eigentlich gedacht? Wegen einer Krebserkrankung wurden dem 59-Jährigen aus Pont das rechte Bein und die rechte Hälfte des Beckens entfernt. Das war im Januar. Er hat sich erholt. Und er will sein Leben so normal wie möglich führen, natürlich will er mobil bleiben. Doch der Kreis Kleve verweigert Peeters den blauen Ausweis mit Rollstuhlfahrersymbol für das Parken auf Behindertenparkplätzen.

Peeters braucht Platz um Rollstuhl auszuladen

Peeters' Wagen ist speziell für seine Bedürfnisse umgebaut. "Autofahren geht gut. Aber wenn ich mein Auto auf einen normalen Parkplatz stelle, kriege ich die Tür nicht weit genug auf, um den Rollstuhl rauszuholen", erzählt er. Er hat auch eine Prothese, mit der er behelfsweise ein wenig gehen kann. Aber die ist erst recht sperrig: "Damit kann ich mich kaum bewegen. Um die überhaupt aus dem Auto zu kriegen, muss ich die Tür auch richtig aufmachen." Zum Langstreckenläufer wird er mit dieser Prothese dann übrigens auch nicht. "Damit schaffe ich es keine 150 Meter weit", stellt Peeters fest.

Kreis Kleve darf nicht darüber sprechen

Für ihn ist die Verweigerung des Ausweises wirklich schlimm. "Ich finde, da wird mir Unrecht angetan", sagt er. Der Kreis Kleve äußert sich aus rechtlichen Gründen nicht zur Sache. "Wir möchten sehr gerne Stellung nehmen", versicherte Sprecherin Ruth Keuken, aber: "Über konkrete Fälle dürfen wir nicht sprechen." Immerhin gehe es um persönliche Daten.

Tatsache ist, dass die Behörde Peter Peeters' den schriftlichen Bescheid zu seinem Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis im April zukommen ließ. In dem Papier ist seine Situation auch durchaus richtig zusammengefasst, bestätigt Peeters. Nur das Resultat war nicht wie erwartet. Mit seinem Ausweis dürfte er jetzt Bus und Bahn zum halben Preis nutzen. Den Behinderten-Parkausweis gibt's aber nicht. Natürlich legten Peter Peeters und seie Ehefrau Daniela Protest ein - fruchtlos.

Sozialverband soll helfen

Das Ehepaar Peeters suchte Hilfe beim Sozialverband VDK. Der wandte sich an die Bezirksregierung Münster - ebenfalls erfolglos, offenbar, weil irgendwelche ärztlichen Unterlagen nicht oder nicht rechtzeitig bei zuständigen Stellen ankamen. Unterlagen, die Peeters' aber vorliegen: OP-Berichte, Auskünfte von Ärzten und Therapeuten, ein ganzer Packen Papier.

Klage als letztes Mittel

Die Peeters' werden wohl beim Sozialgericht in Duisburg Klage einreichen: "Es bleibt uns ja nichts anderes übrig." Und unterdessen kämpfen sie alltäglich mit Park-Problemen und versetzen damit ihre Mitmenschen in Staunen. "Selbst die Polizei hält an und fragt: ,Wie, Sie dürfen da nicht parken?'", erzählt Daniela Peeters.

Gelegentlich riskiert das Paar Strafzettel. Einmal rollte Peeters mit seinem Knöllchen persönlich beim Amt an und erklärte die Lage. Ergebnis: Die Sachbearbeiterin war irritiert, und er musste die 35 Euro Bußgeld nicht bezahlen. "Aber das ist doch kein Dauerzustand!", sagt seine Frau. "Ich finde das für einen Behinderten diskriminierend. Die Leute wollen so selbstständig Leben wie möglich, wollen auch niemandem zur Last fallen, und diese Chance gibt man ihnen nicht."

(RP)
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