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Straelen "Pferde können eben manchmal mehr"

Straelen · Das Zentrum Therapeutisches Reiten in Straelen, Amistad, feierte sein 20-jähriges Bestehen. Weil es die Therapie nicht auf Krankenschein gibt, besteht seit 15 Jahren ein Förderverein. Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Selke ist mit im Boot.

 Schöne Pferde, schöne Kostüme und Menschen: "Barock on Tour" war einer von vielen Programmpunkten beim Geburtstag von Amistad in Straelen.

Schöne Pferde, schöne Kostüme und Menschen: "Barock on Tour" war einer von vielen Programmpunkten beim Geburtstag von Amistad in Straelen.

Foto: bimo

Ein Mädchen im Pippi- Langstrumpf-Kostüm sitzt fröhlich winkend auf dem Pferd, die Zöpfe wippen lustig auf und ab. "Niedlich", sagt eine Beobachterin. Aber in dem Moment geht es um wesentlich mehr als niedlich - um eine gehörige Portion Mut.

Es gehe um Vertrauen ins Pferd, letztlich auch Vertrauen zu sich selbst und ins Leben, erklärt Moderator Volker Kapala. Denn an diesem besonders schönen Sonnentag haben sich Pferdebegeisterte mit einem besonderen Anliegen zusammengefunden. Es geht nicht einfach nur ums Reiten. Das Zentrum für Therapeutisches Reiten, Amistad in Straelen, feiert sein 20-jähriges Bestehen. "Pferde können eben manchmal mehr", ist so ein Satz, den Moderator Kapala fallen lässt.

Keine weiß das besser als Ute Slojewski, die Leiterin von Amistad. Aufregend sei der Tag und sehr schön. Ihr großes Anliegen ist, das Thema Therapeutisches Reiten mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. "Wir nutzen alles, was mit dem Pferd zu tun hat, ob die Pflege am Boden oder auf dem Pferd sein, um den Menschen positive Entwicklungsimpulse zu geben", sagt sie. Der Umgang mit dem Pferd macht was mit dem Menschen, positiv, da entsteht Zutrauen. "Aber das gibt es nicht auf Krankenschein", erklärt Slojewski. Deswegen gibt es einen Förderverein. "Den brauchen wir, damit die Menschen eine Chance haben, die sich das nicht leisten können", erklärt Slojewski.

 Nicole Uphoff-Selke (links), Andrea Hendrix (3.v.r.) und Ute Slojewski (2.v.r.) machen sich stark für das Therapeutische Reiten.

Nicole Uphoff-Selke (links), Andrea Hendrix (3.v.r.) und Ute Slojewski (2.v.r.) machen sich stark für das Therapeutische Reiten.

Foto: Gerhard Seybert

Andrea Hendrix vom Förderverein erzählt von Geschwistertherapien und von der Zusammenarbeit mit Institutionen wie Hospizen. Eine, die ebenfalls unterstützt, ist Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Selke. "Ich habe mir die Therapiestunden angeschaut und kam sehr geerdet nach Hause", sagt die erfahrene Reiterin. "Wenn man die Menschen sieht, wie sie mit ihrer Behinderung umgehen und ihr Leben meistern, das ist bewundernswert." Je nach Behinderung ist es eben nicht möglich, auf ein Pferd zu steigen und einfach loszureiten. "Manche sind schon zufrieden, wenn sie die Pferde anfassen und einfach lieb haben dürfen", weiß Hendrix. Gerade erwachsene Menschen mit Behinderung haben "ihr" Pferd, und es ist das Glanzlicht in der Woche, wenn sie zum Reiterhof kommen. Warum die Beziehung so bedeutsam ist, dafür hat Hendrix auch eine Erklärung. "Pferde werten nicht, sie nehmen den Menschen so, wie der Mensch ist."

Die Geburtstagsfeier war gespickt mit vielfältigem Programm, und Slojewski war sehr gerührt von der Unterstützung, zum Beispiel durch den atemberaubendem Auftritt von Andrea Schmitz aus Hannover, die ihr Gewand zu langen Flügeln spannte und auf ihrem Pferd als Pegasus, flügelschwingend, am Publikum vorbeiritt. Nicht nur Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Selke zeigte sich schwer begeistert und lobte die Leistung der Reiterin, die ohne Zügel und nur mittels Körperbeherrschung ritt. Und natürlich galt das Lob auch dem Pferd. Spätestens an dem Tag wurde deutlich, es geht um das freundschaftliche Miteinander von Pferd und Mensch. Weitere zauberhafte Momente gab es durch den Auftritt der Gruppe "Barock on Tour" mit ihren gold-schwarzen Kostümen.

Der Tag hatte aber noch mehr Überraschungen bereit. Moderator Volker Kapala erwies sich als exzellenter Auktionator, und so konnten die von Kindern und Besuchern gemalten Bilder für den guten Zweck versteigert werden und erreichten für Hobbymaler erstaunliche Preise und glückliche neue Besitzer. Ein besonderes Geburtstagsgeschenk machte der Grafschafter Lions Club Moers: ein Therapiepferd.

Und dann reitet eine Gruppe Erwachsener mit Behinderung in die Koppel, jubelnd, dem Publikum begeistert winkend. Ute Slojewski winkt stolz zurück. "20 Jahre kenne ich die Reiterin schon", sagt sie und wirkt ein bisschen gerührt. 20 Jahre Amistad, ein schöner Geburtstag.

(RP)
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