Geldern Ratlos vor dem Schul-Dilemma

Geldern · Erstmals scheint denkbar, dass auch die Gymnasien angetastet werden, damit in Geldern eine Gesamtschule entstehen kann. Am Montag ist ein Beratungstermin bei der Bezirksregierung. Der Schul-Gutachter wagt noch keine Prognose.

 Die benachbarten Gebäude: die Realschule an der Niers (vorne) und die Sekundarschule.

Die benachbarten Gebäude: die Realschule an der Niers (vorne) und die Sekundarschule.

Foto: Stoffel

Inzwischen rechnen die Gelderner in Sachen Schulen wohl mit so ziemlich allem. "Ich bin schon angesprochen worden von Lehrern des Lise-Meitner-Gymnasiums", erzählt Bürgermeister Sven Kaiser. Die hatten gehört, dass nun ihre Einrichtung zur Gesamtschule "umgewandelt" werden sollte. "Ich weiß nicht, wo das jetzt wieder herkam", sagt Kaiser ratlos.

Es weiß derzeit einfach niemand mehr, wie es mit der Gelder Schulentwicklung weitergehen soll. Die ursprünglichen politischen Pläne - Gesamtschule entsteht, Sekundar- und Realschule an der Fleuth werden aufgegeben - lassen sich wie berichtet nicht mehr so einfach durchsetzen. Am Montag sitzen Vertreter der Stadt zur Beratung bei der Bezirksregierung und hoffen, danach etwas schlauer zu sein. Ausgangslage: Eine Gesamtschule ist weiter gewünscht - offen die Frage, wie das umzusetzen wäre.

Dabei scheint erstmals ein Szenario möglich, bei dem für die Entstehung der neuen Schule auch die beiden Gelderner Gymnasien nicht unangetastet bleiben würden. "Der Gutachter hat im Vorfeld gesagt, dass die Gymnasien in ihrer Existenz nicht bedroht sind", sagt Bürgermeister Sven Kaiser. "Wenn man für das Gründungsjahr eine Begrenzung der Zügigkeit um einen Zug ins Auge fassen würde, ist das sicher etwas, was man vertreten könnte."

Das heißt, die Gymnasien würden in jenem Jahr weniger Fünftklässler annehmen, damit genügend Kinder übrig bleiben, die zur Gesamtschule wandern. Politisch gelten die Gymnasien aber als "Heilige Kuh", an die sich niemand heranwagt. Und die Frage, warum die Beschränkung nur im ersten Jahr notwendig sein sollte, wäre noch zu beantworten.

Der Rektor der Fleuth-Realschule, Wilfried Schönherr, hat im Februar einen Vorschlag vorgelegt: Für eine funktionierende Realschule sollten demnach die Gymnasien Schüler ablehnen und fusionieren.

Seine Idee traf nicht auf viel Beachtung. Überhaupt ist das Verhältnis zwischen den Angehörigen der Realschule einerseits und Politik und Stadtverwaltung andererseits mehr als angespannt. Schönherr, Kollegium und Eltern fühlen sich übergangen und schlecht behandelt.

Am meisten ärgere ihn, dass nun so viel Verunsicherung herrsche - alles unnötig, hätte man früher von der Rechtslage gewusst, sagt Bürgermeister Sven Kaiser. Wie berichtet, wird nun verlangt, dass die Eltern erst mal befragt werden, wenn eine gut akzeptierte Schule aufgegeben werden soll.

Die Bezirksregierung erklärt, ihrem Kenntnisstand nach sei die entsprechende Änderung von Anfang März. Der Sachverständige Heinfried Habeck, dessen Gutachten die Grundlage für die Gelderner Pläne ist, wusste nichts davon. Die Stadtspitze macht ihm keinen Vorwurf: Selbst die Bezirksregierung habe dazu geraten, die Realschule aufzugeben, betont Sven Kaiser. Habeck selbst erklärte auf Anfrage, er werde sich mit dem geänderten Erlass befassen. Auch, um zu klären, ob es Interpretationsspielräume gebe.

(szf)
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