Geldern Traum geplatzt Nein zu Schul-Umwandlung

Geldern · Bitter für die rund 370 Kinder an der Sekundarschule Niederrhein, für ihre Eltern und ihre Lehrer: Die Bezirksregierung lehnt die Umwandlung zur Gesamtschule ab. Gelderns Politik muss nun entscheiden, wie es weitergeht.

 Jüngst ließen Schüler Luftballons aufsteigen. Auf Postkarten daran stand der Wunsch, dass die Sekundarschule eine Gesamtschule wird.

Jüngst ließen Schüler Luftballons aufsteigen. Auf Postkarten daran stand der Wunsch, dass die Sekundarschule eine Gesamtschule wird.

Foto: SZF

Die Bezirksregierung Düsseldorf will nicht gestatten, dass die Sekundarschule in Geldern zu einer Gesamtschule umgewandelt wird. Das heißt: Wenn die Politik eine Gesamtschule will, dann muss diese komplett neu gegründet werden. Das Schicksal der vorhandenen Sekundarschule wäre somit besiegelt: Sie dürfte von da an keine neuen Fünftklässler mehr annehmen und würde "auslaufen".

Grund für die Ablehnung ist die Zahl der Kinder in den vier vorhandenen Jahrgängen der Sekundarschule (Klassen fünf bis acht). "Die Voraussetzung war, dass aus den Kindern, die jetzt schon da sind, eine Oberstufe erwachsen kann", so Bürgermeister Sven Kaiser. Gelderns Schul-Dezernent Helmut Holla ergänzt die Ausführungen: "Die Bezirksregierung sagt: für eine ordentliche Oberstufe müssen in den Jahrgängen fünf bis acht im Durchschnitt 100 Kinder sein." Bei derzeit gerade mal 70 Schülern in den sechsten und 63 in den fünften Klassen klappt das nicht.

Zwar ist zu erwarten, dass die vorhandenen Jahrgänge im Laufe der Jahre noch verstärkt werden, weil Kinder von anderen Schulen - Gymnasien und Realschulen zum Beispiel - herüberwechseln. "Eine attraktive Gesamtschule kann ja ,ziehen'", sagt Holla. Aber bei der "schulrechtlichen Betrachtung" spiele das keine Rolle. Besonders bitter ist das "Nein" der Bezirksregierung für die Kinder und die Elternschaft an der Sekundarschule. Elternvertreter hatten mit großem Einsatz für die Umwandlung gekämpft, zahllose Gespräche mit allen politischen Fraktionen geführt, ihre Argumente an die Bezirksregierung herangetragen. Sie fürchten, dass an einer auslaufenden Schule deutlich schlechtere Unterrichtsbedingungen herrschen und die Abschlüsse weniger Wert sind. Sie hatten zuletzt Hoffnung geschöpft, dass ihre Worte auf fruchtbaren Boden fallen würden.

"Es war natürlich klar, dass das knapp ist", sagt Bürgermeister Sven Kaiser. Es habe aber trotz der bekannten Kriterien Grund zur Hoffnung gegeben, dass die Bezirksregierung einer Umwandlung zustimmen würde. Andernfalls wäre sie ja gar nicht erst in die langwierige Prüfung eingestiegen, meint Kaiser.

Damit die Gründung einer Gesamtschule möglich ist, müssen Anfang des kommenden Jahres in einem vorgezogenen Anmeldeverfahren 100 Kinder dafür angemeldet werden. "Wir müssen jetzt überlegen: Ist das realistisch oder unrealistisch", sagt Bürgermeister Sven Kaiser. Die 100 Viertklässler müssen allein aus Geldern stammen oder aus Geldern und einer "Partnerkommune", falls die Stadt dafür ein Abkommen mit einer anderen Gemeinde schließt. Dafür käme beispielsweise Issum infrage; die Gelderner Stadtverwaltung hat dazu im Vorfeld schon die Fühler ausgestreckt.

Theoretisch hat die Politik auch die Entscheidungsfreiheit, die Schullandschaft unverändert so zu belassen, wie sie ist. Das kommt bislang aber weder für Politik noch Verwaltung infrage: Die Sekundarschule werde von den Bürgern einfach nicht akzeptiert, so Bürgermeister Kaiser. Die Politik hat ebenfalls die Freiheit, die Entscheidung auf später zu verschieben, "um den Druck rauszunehmen", so Kaiser. Dann wäre die Schulgründung zumindest für das kommende Jahr vom Tisch. Auch davon hält man bei der Stadtspitze nichts; es sei ja Handlungsbedarf da.

(RP)
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