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Goch Gaesdoncker Chronik jetzt auf Deutsch

Goch · Bisher existierte "Gaesdoncks Cronixken", das die Entwicklung des Klosters zwischen 1612 und der Auflösung beschreibt, nur in niederländischer Sprache. Ehemaliger Lehrer übersetzt und veröffentlicht in "Gaedoncker Blätter".

Goch: Gaesdoncker Chronik jetzt auf Deutsch
Foto: Evers Gottfried

Am fleißigsten war Theodor Metzmecher aus Kranenburg - oder am eitelsten? Jedenfalls hat keiner der ihm nachfolgenden Prioren das "Gaesdoncks Cronixken" so sorgsam und intensiv geführt wie jener Klostervorsteher. Der Rückblick auf seine Amtszeit nimmt den mit Abstand größten Teil der Chronik ein, die die Jahre 1612 bis zur Säkularisierung abdeckt. Der letzte Prior, der dem Büchlein noch etwas zufügte, war Johann Peter Loyens aus Kempen. Das in Schweinsleder gebundene Buch, das auch als "Gaesdoncker Priorenchronik" bekannt ist, wird bis heute in der alten Klosterbibliothek aufbewahrt. Weil die niederländische Handschrift es einem Großteil der potenziellen Leserschaft unmöglich macht, den Text zu verstehen, hat Hans Christoph Fennenkötter, ehemaliger Lehrer der Gaesdonck, das Werk in jahrelanger Arbeit abgeschrieben und ins Deutsche übersetzt.

Theodor Metzmecher legte das Heft im Jahre 1661 an und beschrieb die Geschehnisse der frühen Gaesdoncker Jahre zunächst aus der Erinnerung. Gegründet in Goch, kamen die Mönche nämlich erst 1612 in den Hassumer Außenbereich, wo sie die Ruhe für ihre Gebete und Studien schätzten. Wie Fennenkötter beschreibt, setzten fünf Prioren die Chronik später "mit unterschiedlicher Regelmäßigkeit, Intensität und Akzentuierung" fort. Worüber sie berichteten, können die Leser der "Gaesdoncker Blätter" jetzt in komfortabler Aufbereitung lesen. Das Buch ist nur über die Schule zu beziehen, kann dort für 12,50 Euro erworben werden.

Von der Existenz des "Chronixken" erfuhr schon der Sextaner Hans Christoph, aber erst, als er als Lehrer zum bischöflichen Gymnasium zurückkehrte, nahm er es selbst zur Hand. "Da ich in Siebengewald lebte, beherrschte ich auch die niederländische Sprache, in der das Büchlein verfasst ist", erklärte Fennenkötter bei der Vorstellung des jüngsten Bandes der "Gaesdoncker Blätter". Aufgearbeitet in der Hoffnung, dass viele Gaesdonck-Freunde sich dafür interessieren, hat er es erst jetzt. Ob in der frühen Zeit, als Gaesdonck zum Herzogtum Geldern (kirchlich zum Erzbistum Köln) gehörte, oder später, als das Kloster zum Herzogtum Kleve zählte - immer orientierten sich die Chorherren wirtschaftlich nach Norden und Westen. "Staatsgrenzen gab es ja damals noch nicht", erinnert Fennenkötter. Etwas später gab es eine zumindest unbequeme Grenzlage dann aber doch: Durch den Westfälischen Frieden wurde die Region unabhängig von Spanien, gehörte aber (linksrheinisch) auch nicht zum deutschen Reich. "Ein Teil des Landbesitzes und der Einkünfte lag dadurch in verschiedenen Staaten", die dem Klever Land nicht immer wohlgesonnen waren, schreibt der Autor.

Metzmecher scheint gewissermaßen ein Demokrat gewesen zu sein, denn anders als in seiner Zeit üblich schrieb er sein "Chronixken" nicht in Lateinisch, der Sprache der Wissenschaft, sondern in einem altertümlichen (Hoch-)Niederländisch, der Sprache des damaligen Volkes in der Umgebung. So konnten "auch die Laienbrüder und andere Nichtlateiner" die Chronik verstehen.

Was Metzmecher für erinnernswert hielt, ist eine bunte Mischung aus Ereignissen, Neuerungen und persönlichen Dingen: Da ist von einer Köchin die Rede, die nach 40 Jahren Dienst im Kloster heiratete und nach dem Tod des Gatten an ihren klösterlichen Herd zurückkehrte. Von seiner eigenen Einkleidung als Novize und vom ewigen Gelübde schreibt er, von einem Überfall aufs Kloster, bei dem die Soldaten im Zuge des "Gocher Verrats" sogar einen Pater verletzten und Gefangene nahmen. Mehrfach wurden Kloster und Höfe in der Umgebung "von den Kaiserlichen" geplündert, die Pest und der "Rotlauf" wüteten, Bauern wurden gequält, Kinder hungerten. Viel ist von Grundstücksverkäufen, Renten und Hypotheken die Rede. Kaum anders als heute hatte der Leiter des Klosters vorrangig mit Finanzen zu tun.

1802 wurde auf Befehl der französischen Behörden das Kloster aufgelöst und sein Besitz beschlagnahmt.

(RP)
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