Goch Gedenken an NS-Opfer

Goch · Im „Zug der Erinnerung“ fuhren vier Jugendliche und eine Lehrerin der Leni-Valk-Realschule nach Auschwitz. Eine Reise über die Geschichte der europäischen Deportation. 85 Schüler aus ganz Deutschland waren dabei.

Für die gefangenen Juden war es eine Fahrt ins Ungewisse. „Bei uns war das anders“, sagt Katharina Scharfschwerdt. „Wir konnten uns vorbereiten, durch die Fenster gucken und Kontakt zu unseren Familien haben.“ Sie, Sabrina Bodden, Nick Kox, Tobias Ingenerf und Lehrerin Anneliese Ramforth-Lamers fuhren mit dem Zug von Görlitz nach Auschwitz (Oswiecim). Nicht mit irgendeinem, sondern mit dem „Zug der Erinnerung“. Der fuhr fast zehntausend Kilometer durch Deutschland und erinnerte mit einer Ausstellung an die Deportation während des NS-Regimes. Was die Neuntklässler und ihre Lehrerin von der Leni-Valk-Realschule im Mai während der sechstägigen und letzten Etappe des Zugs erlebt hatten, zeigten sie jetzt in einem Bildvortrag Mitschülern und Lehrern.

Haare und Koffer von Gefangenen

Eine „bewegende Reise“ haben die 15-Jährigen und die Leiterin der Leni-Valk-Arbeitsgemeinschaft hinter sich. In der Grenzstadt Görlitz stiegen 85 Schüler aus ganz Deutschland in die dem „Zug der Erinnerung“ angehängten Waggons. Ihr Ziel: die Gedenkstätte Auschwitz am 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung vom NS-Regime. Auf einer ähnlichen Route wie die Namensgeberin ihrer Schule fuhren die Niederrheiner. Die Gocherin Leni Valk wurde im Viehwagen deportiert und im Alter von neun Jahren im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Die Schüler arbeiteten ihres und das Schicksal von mehr als 1,3 Millionen Menschen in Workshops während der Zugfahrt auf. „Das ging uns sehr nah“, erzählte Ramforth-Lamers.

Der Besuch im Stammlager Auschwitz und im KZ Birkenau erschreckte die Realschüler. „Wir haben viel gesehen, womit wir nicht gerechnet hatten“, sagte Sabrina Bodden: Haare von Gefangenen, Koffer. Zeitzeugen berichteten vor Ort von ihrem Schicksal im Lager. „Das war alles interessant und schockierend zugleich“, erzählte Tobias Ingenerf. Nick Kox erschreckte die Größe des KZ: „Wie riesig das Lager war und wie viele Häuser dort standen.“ Katharina Scharfschwerdt: „Ich kann nicht verstehen, wie Menschen so schlimm sein konnten.“

Die fünf Gocher besuchten die polnische Stadt Oswiecim. Sie nahmen an einer Gedenkfeier und einem Schweigemarsch teil. Was die Schüler lernten? Nick Kox und Tobias Ingenerf: „Jeder sollte die Augen offen halten, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“ Katharina Scharfschwerdt informiert nun noch mehr ihre Freunde und Familie über das Dritte Reich. „Für viele rückt es immer mehr in den Hintergrund“, sagt Sabrina Bodden. Die Erinnerung wachhalten – „das sind wir der Namensgeberin unserer Schule schuldig“, sagte Anneliese Ramforth-Lamers.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort