Goch Hospiz hat einen Erinnerungsbaum

Goch · Besondere Pflanzaktion in Wetten. Ein japanischer Etagenhartriegel trägt jetzt die Namensschildchen von Bewohnern des Hauses. Feier im Garten mit ehrenamtlichen Mitarbeitern, Auszubildenden und Angehörigen Verstorbener.

 Mitarbeiter des Gartenbaubetriebs Rogmans pflanzten im Hospiz den Erinnerungsbaum. Es handelt sich um einen japanischen Etagenhartriegel.

Mitarbeiter des Gartenbaubetriebs Rogmans pflanzten im Hospiz den Erinnerungsbaum. Es handelt sich um einen japanischen Etagenhartriegel.

Foto: Gerhard Seybert

Die Atmosphäre im Garten des Wettener Hospizes glich der einer Grillfeier. Das Zusammentreffen hatte jedoch einen ganz besonderen Hintergrund. Gemeinsam wollten Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter des Hauses dem Pflanzen eines Erinnerungsbaumes beiwohnen. Dazu hatten sogar die bettlägerigen Bewohner die Chance, indem sie kurzerhand mit Bett ins Freie verfrachtet wurden.

Schon lange hatte Leiterin Birgitt Brünken sich einen Erinnerungsbaum gewünscht. "Zur Weihnachtszeit behängen wir auch immer eine Tanne mit den Namen der Bewohnern", erklärt sie freudestrahlend. Als dann die Provinzial Knieriem aus Kamp-Lintfort beim Hospiz nach Ideen für ein Projekt fragte, nutzte die Leiterin die Gelegenheit und wünschte sich diesen Baum.

Die Bestimmung des Baumes ist also eine ganz besondere. Bewohner können sich zu einem Teil des Hauses machen, indem sie ihren Namen auf ein Schildchen schreiben, das sie dann an einen der Äste hängen. Eine Idee, die allen gut gefiel. "Eine Bewohnerin meinte dazu, dass sie sich dadurch hier nicht mehr nur als Gast oder als Patient fühle, sondern als Mensch. Und der Gedanke, so nicht vergessen zu werden, macht sie froh", erzählt Birgitt Brünken gerührt. Bei der Auswahl des Materials achtete die Leiterin insbesondere auf die "Lebensdauer" der Schildchen, schließlich "ist alles vergänglich".

Knapp zwei Monate nach dem Beschluss zum Erinnerungsbaum war es soweit. Nachdem Birgitt Brünken ein paar begrüßende Worte an die Gäste gerichtet hatte, setzten die Mitarbeiter des Gartenbaubetriebs Rogmans aus Kevelaer einen gut mannshohen "japanischen Etagenhartriegel" ins Beet zwischen Rosensträucher. Die Auswahl fiel Gärtner Andreas Rogmans nicht schwer: "Die Etagen des Baumes passen perfekt zur Bestimmung, außerdem ist er gut zu beschneiden und wächst langsam." Bereits kurz nach dem Pflanzen war der Baum mit Namensschildchen versehen.

Auch Udo Humfeld hängte ein Schild an den Baum. Die vertraute Gemeinschaft, die im Haus existiert, weiß auch er zu schätzen. Humfeld hat selbst knapp anderthalb Jahre in dem Haus gelebt. Mit einer geringen Lebenserwartung kam er damals in Wetten an, erholte sich jedoch wieder, so dass er mit seiner Frau Franziska die Hospizgemeinschaft weiterhin als Besucher und Freund des Hauses erleben darf. Das Ehepaar findet den Erinnerungsbaum toll, hielt es doch bereits den jährlichen Weihnachtsbaum für eine "super Idee".

"Hospiz" bedeutet auch "Herberge". Die Feier im Garten drückte eben dies aus. Im Kreise von ehrenamtlichen Mitarbeitern, Auszubildenden und Bewohnern und sogar Angehörigen längst Verstorbener wurden die sommerlichen Abendstunden in einer außergewöhnlichen Atmosphäre genossen.

Anfängliche Beklemmung, die der Begriff "Hospiz" ausgelöst haben mag, wich einem Harmoniegefühl. So bildete das Hospiz die Herberge für alle mit einem Erinnerungsbaum für die, die nie vergessen werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort