Goch Kulturrucksack: Gocher freuen sich an jungen Straßenmusikern

Goch · Samstag, 12 Uhr mittags. Gochs Fußgängerzone ist belebt, bei freundlichem Spätsommerwetter zieht es viele zu Besorgungen oder einem Bummel in die Voßstraße. Mittendrin gibt es noch mehr zu erleben als schicke Mode, angesagte Handys und frische Brötchen: Die CDU hat ihren Wahl-Werbestand aufgebaut, kann aber bald einpacken. Nicht wegen überzeugenderer anderer Parteien, sondern weil Darsteller ganz anderen Kalibers auf sich aufmerksam machen: Neun Kinder und Jugendliche um Marco Launert, Betreiber einer Rockmusik-Schule, haben sich zum Straßenmusik-Event angekündigt. Wochenlang haben sie auf Einladung der Gocher Kultourbühne geprobt. Das Projekt ist Teil des "Kulturrucksacks", der nicht nur in Goch geschnürt wurde: Das Land unterstützt Bemühungen, Kinder ans "selber Kultur machen" heranzuführen. Angesprochen sind gerade nicht solche Jungen und Mädchen, die bei Wettbewerben abräumen, sondern ganz normale Kinder mit Freude an Rhythmus und Melodie. Wer gerne die Popsongs aus dem Radio mitsingt, ist hier richtig.

 Diese Nachwuchs-Stars traten als Straßenmusiker auf: Nico, Isabell, Phoebe, Laurin, Kimberley, Johannes (v.l.). Auf dem Foto fehlen Ben und Jonas.

Diese Nachwuchs-Stars traten als Straßenmusiker auf: Nico, Isabell, Phoebe, Laurin, Kimberley, Johannes (v.l.). Auf dem Foto fehlen Ben und Jonas.

Foto: Settnik

Moderne Kinder singen "Feuerwerk" von Wincent Weiss, "Geiles Leben" von Glasperlenspiel, Ed Sheerans "Galway Girl" und - zum Abschluss - "80 Millionen" von Max Giesinger, was sogar die meisten Erwachsenen mitschmettern können. Begleitet von Gitarre und taktgebenden Jungs am Cajon singen die Zehn- bis 13-Jährigen zunächst etwas zögernd, aber bald schon richtig mutig. Als Solist zieht der wesentlich ältere Nico Janssen die anderen mit sich. Bald haben Kimberley und Johannes die Scheu vor dem Mikrofon verloren. Auch Isabell und Phoebe, Laurin, Ben und Jonas geben alles. Das Publikum zeigt sich begeistert, geizt nicht mit Applaus und erkennt den Strohhut auf dem Pflaster als das, was er ist: ein Behälter, in den man ruhig ein paar Euro fürs Belohnungs-Eis werfen darf.

Wer gerade erst ein, zwei Jahre Englisch lernt, hat's beim Schnellsprech-Song über das irische Mädchen nicht leicht, aber der Versuch, mit Nico mitzuhalten, ist aller Ehren wert. Während die Jüngeren noch nicht so recht wissen, wohin mit ihren Händen, geht das bei Lied zwei und drei schon viel lockerer: Da wippen die Knie, strahlen die Augen und gelingt der Flirt mit dem Publikum. Wie toll, gefragt zu werden: "Wie war das denn, so frei vor fremden Leuten zu singen? Hattest du Lampenfieber?" Fast gar nicht, und zu hören war es kaum. Zweimal wurde das Programm durch gesungen, und dann ging's weiter nach Emmerich. Alle hoffen auf eine Fortsetzung des coolen Angebots.

(RP)
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