Ausstellung in Goch "Zeiten" zeigt Ulrich Erbens Bilder aus 50 Jahren

Goch · In Düsseldorf kennt man ihn als abstrakten Maler. In Goch eher sein gegenständliches Werk. Jetzt zeigt Ulrich Erben in Goch Werke aus zwei unterschiedlichen Schaffensperioden. Im Zentrum der Ausstellung steht ein monochromes Gemälde als Essenz seines Schaffens.

 Die Auswahl seiner Werke für die Gocher Ausstellung hat Erben selbst getroffen. Hier steht er vor der "Festlegung des Unbegrenzten".

Die Auswahl seiner Werke für die Gocher Ausstellung hat Erben selbst getroffen. Hier steht er vor der "Festlegung des Unbegrenzten".

Foto: evers

Fast verschmitzt lächelt Ulrich Erben, wenn er sich vorstellt, wie erstaunt manch Düsseldorfer Kunstrezipient auf seine gegenständlichen Zeichnungen der 60-er Jahre reagieren dürfte. Und wie ganz ähnlich irritiert einige Gocher sein dürften, wenn sie seine abstrakten Bilder sehen, die in Düsseldorf sehr bekannt sind. Ulrich Erben, 76 Jahre alt, gestattet sich, im Museum Goch eine Auswahl von Bildern zu zeigen, die den Fokus auf zwei sehr unterschiedliche künstlerische Schaffensperioden richtet - eine sehr frühe und eine aktuelle. Entsprechend heißt die Ausstellung "Zeiten". Sie wird am morgigen Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet.

Ulrich Erben ist emeritierter Professor für Malerei, lebt und arbeitet vorwiegend in Düsseldorf, aber auch im italienischen Bagnoregio und in Goch. Sein zweites Zuhause, der Thomashof in Hülm, findet sich auch in zwei Zeichnungen wieder. Große, leere Zimmer, Durchblicke durch Flügeltüren, nur strukturiert durch Wände, Fenster, mal einen Heizkörper: Dem Künstler geht es um die Geometrie, die sich aus horizontalen und vertikalen Linien ergibt.

Ob Zeichnung oder Malerei, Figürliches oder Abstraktes - immer geht es um Räume und das, was Einfluss auf sie nimmt. In radikalster Konsequenz kommt das in dem großen, erst 2016 entstandenen Bild "Festlegung des Unbegrenzten" zum Ausdruck. Farbfeldmalerei mit stark räumlicher Wirkung in grauem Acryl. Zeitlos, ohne Motiv, nicht verortet. Nur unendliche Fläche, die auch durch den umlaufenden Rahmen nicht eingeschränkt scheint. Der Betrachter kann sich in diesem Bild verlieren wie beim Blick in den Himmel. Die Quintessenz der Kunst Ulrich Erbens.

 Kein Postkartenidyll, aber noch figürlich: Bild der frühen Jahre.

Kein Postkartenidyll, aber noch figürlich: Bild der frühen Jahre.

Foto: Evers

Die Ausstellung, in der sich Erben selbst als Kurator betätigt hat, ist ganz explizit auf Goch ausgerichtet, sagt er. Einige Zeichnungen seien nie zuvor außerhalb seiner privaten Räume zu sehen gewesen. Sehr jung war der Düsseldorfer, als er in den 60-er Jahren nach Italien ging, und schon damals waren es nie die romantischen Postkartenmotive, die ihn ansprachen.

Erben beschäftigte sich mit grafischen Techniken, mit Fragen der Perspektive, mit Silhouetten. Das Abbilden von Motiven hat ihn nie interessiert; selbst in der Phase, wo ein Gegenstandsbezug noch bestand, werden Gedankenvorgänge eingearbeitet und unerwartete Farben genutzt, die zur abstrakteren Umsetzung späterer Werke überleiten. Dr. Stephan Mann, der Leiter des Museums, lädt die Gocher ein, sich auf die Bilder einzulassen. Das dürfte mit Blick auf die frühen Zeichnungen, die Häuser, Rohbauten oder Kirchen zeigen, vergleichsweise leicht fallen. Auch die Landschaften, die zumindest noch angedeutet hinter der Horizontlinie zu erahnen sind, lassen sich identifizieren. Aber Mann wünscht sich, dass die Betrachter auch eine monochrome Fläche als Bild erkennen. "Den Blick kann man schulen", sagt er, weshalb auch die jüngsten Kunstfreunde aufgefordert sind,die Ausstellung zu besuchen. Es findet parallel zur Eröffnung wieder ein "Kids Opening" statt.

Die Ausstellung ist bis zum 5. März geöffnet. Es gibt einen begleitenden Katalog zur Ausstellung von Ulrich Erben.

(RP)
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